Wer eine etwas andere Bremensie sucht, wird an der Bischofsnadel 12 fündig: In der "Nur Manufaktur" bietet Vanessa Just-Krannig Kleidung, Lebensmittel, Alltagsgegenstände und Geschenke an - alle in Bremen hergestellt. Den Laden teilt sie sich mit zwei weiteren Selbständigen, die Möbel und Schuhe anbieten. Das Geschäft ist hell, auf den Holzregalen und -tischen liegen aufwendig drapierte Tischsets, Taschen mit maritimen Motiven, Wohnaccessoires, Schmuck und vieles mehr. Am Donnerstag hatte Just-Krannig auf Instagram keine guten Nachrichten zu verkünden.
Auf ihrem Kanal teilte sie mit, dass sie das Geschäft im Dezember schließen werde. Fortan soll es nur noch einen Online-Shop geben, in dem sie die Produkte anbieten wird. "Es ist schon traurig, dass der Laden bald nicht mehr da ist", sagt die 29-Jährige.
Seit 2016 gibt es die "Nur Manufaktur", im April eröffnete der Laden im Citylab. Das sei ein guter Einstieg gewesen. Just-Krannig habe durch das günstige Angebot und die niedrige Miete den Schritt in den Einzelhandel gewagt. Zuvor betrieb Just-Krannig nur einen Online-Shop. Seit Dezember 2017 lautete die Adresse Bischofsnadel 12. Den Laden teilt sie sich mit zwei anderen Unternehmern. "Einer meiner Mitmieter hatte das Geschäft hier schon vorübergehend gemietet. Und da man im Citylab nur zeitlich begrenzt Flächen mieten konnte, habe ich die Chance genutzt und den Umzug gewagt", sagt Just-Krannig.
Zunächst der richtige Schritt
Der Schritt zum Geschäft war zunächst die richtige Entscheidung. Der Umsatz war höher als im digitalen Laden. Doch Just-Krannig musste dafür hart arbeiten: Sechs Tage in der Woche stand sie im Laden. Hinzu kamen das Ordern von Ware, die Buchhaltung und vieles mehr. Und Just-Krannig hat noch einen Nebenjob, arbeitet halbtags. Ihre Wochenarbeitszeit schnellte auf 80 Stunden in die Höhe. Vom Gewinn des Ladens hat sie sich selbst nichts ausgezahlt. Ihre Mutter arbeitete dann als Angestellte im Geschäft, um ihre Tochter zu entlasten und ihr Zeit für die Halbtagsstelle einzuräumen. 10.000 Euro muss Just-Krannig monatlich einnehmen, um alle Ausgaben decken zu können. Dazu gehören Versicherungen, das Gehalt ihrer Mutter, Steuern für das Finanzamt, Miete und Nebenkosten sowie Geld für den Ankauf neuer Produkte. Doch diesen Betrag zu erreichen, ist schwer.
"Die Lage ist sehr gut. Es laufen viele Passanten vorbei", sagt Just-Krannig. Doch viele würden nicht hereinkommen, oder zu wenig kaufen. "Wir haben es auch mit Aktionen versucht oder über Medien und das Netz, um auf uns aufmerksam zu machen", sagt die 29-Jährige. Das hatte kurzfristig auch immer positive Effekte. Doch da Just-Krannig nur Händlerin ist und rein an der Marge verdient, blieb unterm Strich zu wenig übrig.
Am 22. Dezember wird die "Nur Manufaktur" dann schließen. Die Räume werden durch andere Bremer Start-Ups genutzt werden. Warum Just-Krannig diesen Zeitpunkt gewählt hat, hat auch noch einen anderen Grund: Die 29-Jährige erwartet Ende des Jahres ein Kind, ist ab November im Mutterschutz. "Da verschieben sich die Prioritäten", sagt sie. Zudem lasse sich der Onlinehandel besser mit Kind von Zuhause aus organisieren. In Sachen Einzelhandel ist das letzte Wort aber noch nicht gefallen: "Wenn es passt, werde ich auch einen Pop-up-Store in Bremen nochmal in Betracht ziehen."