Es muss etwas geschehen, um Alleinerziehende zu unterstützen. Darin sind sich Abgeordnete aller Fraktionen einig. Am Dienstag war die Situation von Familien mit nur einem Elternteil Thema im Parlament. Nirgends in Deutschland sind Alleinerziehende so selten berufstätig wie in Bremen: Nur 58 Prozent der Alleinerziehenden sind hier erwerbstätig – der Bundesschnitt liegt immerhin bei 71 Prozent. Ein Grund dafür: In Bremen haben ganze 67 Prozent aller arbeitslosen Alleinerziehenden keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die meisten Alleinerziehenden leben in Stadtteilen wie Gröpelingen, Kattenturm und Lüssum-Bockhorn.
Was kann Politik tun, damit mehr Alleinerziehende berufstätig sind und nicht dauerhaft von staatlichen Leistungen leben? Die Abgeordneten der Stadtbürgerschaft blickten am Dienstag zunächst vor allem auf die Kinderbetreuung als einen wichtigen Faktor, um gerade Müttern die Berufstätigkeit zu ermöglichen. Mehr als 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.
Dass Bremen bei der Berufstätigkeit von Alleinerziehenden Schlusslicht ist, bezeichnete Sandra Ahrens (CDU) als „vernichtende Wahrheit“: „Damit kann niemand zufrieden sein.“ Sie kritisierte, Bremen habe die Rahmenbedingungen falsch gesetzt und machte die rot-grüne Landesregierung für diese niedrige Quote verantwortlich. „Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf acht Stunden Kinderbetreuung für Alleinerziehende“, fordert Ahrens. In Hochburgen von Alleinerziehenden wie Gröpelingen und Kattenturm fehle es massiv an Infrastruktur in der Kinderbetreuung.
„Das Bedenkliche an der Bremer Situation von Alleinerziehenden ist, dass sich die Zahlen verschlechtert haben“, sagt auch Claudia Bernhard (Linke). Alleinerziehende würden aufgrund ihrer fehlenden Berufsausbildung und fehlender Kinderbetreuungsangebote „doppelt ausgegrenzt“. Die Probleme seien in der Vergangenheit nicht genug bekämpft worden. Die Linke fordert auch für Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung.
Mustafa Güngör (SPD) kritisierte die Kinderbetreuungsangebote in Bremen als „unzureichend“. Er verwies darauf, dass sich Rot-Grün im Koalitionsvertrag vorgenommen hat, mehr ganztägige und eine flexiblere Kinderbetreuung anzubieten.
Matthias Güldner (Grüne) vermutet, dass in Zukunft neue Träger entstehen könnten, die sich auf die in Bremen oft noch fehlenden Angebote für Kinderbetreuung in Randzeiten spezialisieren.
Für die FDP forderte Julie Kohlrausch, dass die Bildungsbehörde prüfen müsse, weshalb zuletzt kaum ein Bremer Kita-Träger Mittel eines Programms für längere Öffnungszeiten in Anspruch genommen hatte. Der Senat müsse sich endlich mit dem Thema Alleinerziehende befassen.