Schwachhausen. Maipas Kiriakos steht an der Pumpe und pumpt. „Das darf ich sonst nie!“, sagt der Erzieher an der Grundschule am Baumschulenweg, der für den schuleigenen Bauerngarten verantwortlich ist. „Das dürfen eigentlich nur die Kinder, da muss ich mich echt zurückhalten“, räumt Kiriakos schuldbewusst ein, während er in der einen Hand eine Dose mit Öl zum Schmieren hält und in der anderen noch immer den Pumparm. Schließlich ist es der Garten der Kinder.
Der Schulgarten am Baumschulenweg ist am ersten bundesweiten „Tag des Schulgartens“ am Dienstag, 20. Juni, von 15 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Grundschule ist eine von 37 Bremer Schulen, die in irgendeiner Form einen Garten bewirtschaften. Der Großteil findet sich in Grundschulen. „Manche hätten falsche Vorstellungen oder würden die Arbeit unterschätzen, die solch ein Garten machen kann“, erläutert Maipas Kiriakos. „Ohne die Unterstützung der Schulleitung geht gar nichts an Projekten in dieser Größenordnung“, betont er aus Erfahrung. Er selbst kann froh sein, denn der Direktor der Grundschule am Baumschulenweg, Lars Beulke, stehe immerzu hinter dem Projekt.
Auch für den Erzieher ein Lernort
Kiriakos Maipas lebt mit seiner Familie in Arsten und kam 2007 an die Schule am Baumschulenweg und übernahm von da an auch die Betreuung des Bauerngartens, zuerst zusammen mit Uta Christann, später alleine. Am Anfang des Schulgartenprojekts, das war im Jahr 2005, war Christann die treibende Kraft hinter dem Auf- und Ausbau gewesen.
In seine Rolle sei er selbst hineingewachsen, denn „Gartenpädagoge bin ich erst geworden, als ich hier am Baumschulenweg anfing“, sagt er. Sein heutiges Wissen und seine Fähigkeiten rund um den Anbau von Pflanzen habe er sich parallel zu seiner Tätigkeit als Erzieher zusammen mit den Kindern erarbeitet. In gewisser Weise ist er selbst ein Schüler der Schule und des Gartens. Aber eigentlich ist er eben Pädagoge und betreut zusammen mit einer Lehrerin die Klasse 3a. Der Bauerngarten sei hauptsächlich das Projekt seiner Klasse, erzählt Kiriakos Maipas. Alle Tätigkeiten dieser Art sind in der Grundschule am Baumschulenweg einzelnen Klassen zugeordnet.
„Neben Kindern aus meiner Klasse kommen viele aus anderen Klassen im Rahmen des Sachkundeunterrichtes her“, sagt Maipas Kiriakos. Zudem gibt es freie Zeiten, zu denen Kinder sich frei entscheiden dürfen, was sie tun, denn „eine Ganztagsschule ist ein Vollzeitjob, das ist vielen nicht klar.“ So würden viele hier auch spielen, aber es würden zugleich etliche immerzu mit anpacken und dann gar nicht mehr aufhören wollen. Einige Kinder mit weniger Engagement im Schulunterricht seien sogar wahrhaft „Feuer und Flamme“ im Bauerngarten: „Die begeistern sich selber“, erklärt er. Vier bis fünf Kinder seien es, die immer dabei sind, wenn im Garten angepackt wird. Zum Beispiel hätten die Kinder die Baumstämme zur Begrenzung der Beete herbeigeschafft, ganz ohne Hilfe“, erzählt Kiriakos. „Da musste ich mich auch mal wieder zurückhalten, wie so oft.“
Drei dieser begeisterten Kinder sind Selin, Lasse und Tom aus der 4a, die schon bald die Schule verlassen werden. Sie hocken an einem Beet von Rauke, Zwiebeln und Roter Bete. Neben den Kindern gebe es aber noch Hilfsgärtner: Eichhörnchen. „Die sind unglaublich fleißig und pflanzen reichlich Walnussbäume!“, berichtet der Gartenpädagoge von seinen kleinsten Helfern. Die würden aber größtenteils wieder entfernt werden.
„Unkraut gedeiht hier auch ziemlich gut“, sagt er lachend und rupft immer wieder Gewächse aus den Beeten. Aber der Name sei eigentlich falsch, denn es seien allesamt Wildkräuter, die größtenteils sogar essbar seien, widerspricht er dem schlechten Ruf. „Außerdem soll der Garten nicht perfekt sein, darum geht es nicht“, stellt er das Konzept klar. „Es ist ein Garten für und von Kindern. Sie sollen hier spielen, pflanzen, ernten und auch naschen. „Und das klappt“, setzt er nach. „Viele verbringen hier auch einfach Zeit und sitzen auf den Bänken – der grüne Ort ist auch ein schöner Aufenthaltsort. Damit hat er unzweifelhaft recht. Der Garten wirkt wie eine Oase am Rande des Innenhofs des Altbaus.
Die verschiedenartig angelegten Flächen wirken natürlich, die Vielfalt an Pflanzen besticht, und auch viel mehr Farben als nur Grün sind an den Ästen und zwischen Blättern zu erkennen. Einige der Beete werden von Baumstämmen eingerahmt, manche von Steinen. Die Größen sind alle verschieden, es wirkt eigenständig gewachsen, nicht geplant. Ganz vorne rankt sich Unkraut um ein anderes Gewächs, mittig steht die Wasserpumpe, gleich daneben wächst Kohl und weiter dahinter wächst die Kiwi in die Krone des Lindenbaumes hinein. Der Garten wirkt, als hätte er eine eigene, wilde Seele.
Es wächst aber eben nicht nur Unkraut, sondern Etliches mehr: Unter anderem Tomaten, viele Zwiebeln, Radieschen, Bohnen, verschiedene Kohlsorten, Sauerkirschen und Äpfel sowie Kartoffeln. All das wird mit den Schülern geerntet und geht in die Küche der schuleigenen Mensa. „Es reicht aber längst nicht für jede Mahlzeit“, sagt Maipas Kiriakos lachen.
Neben dem Gemüse gedeihen Exoten wie Sechuanpfeffer oder eine dreiblättrige Zitrone, eine alte Malvensorte oder auch ein Alant, der als Heilpflanze gilt. Und auch eine duftende Rose beherbergt der Bauerngarten am Baumschulenweg, der am Dienstagnachmittag für Besucher geöffnet sein wird.