Viele Treffen dieser Art wird es bis zur Bürgerschaftswahl nicht mehr geben, und in der Zeit des anlaufenden Wahlkampfs war es das erste dieser Art: Am Donnerstag trafen mit Andreas Bovenschulte (SPD) und Frank Imhoff (CDU) erstmals zwei Spitzenkandidaten für die Wahl am 14. Mai direkt aufeinander. Der Bürgermeister und der Bürgerschaftspräsident waren einer Einladung der Handwerkskammer gefolgt und stellten sich im Gewerbehaus am Ansgarikirchhof einem Rededuell und den Fragen des Handwerks.
Ein Streitpunkt zwischen den beiden Kandidaten war an diesem Abend die Gewerbepolitik. "Wir brauchen für die Wirtschaft eine bessere Willkommenskultur", forderte Imhoff. Es könne nicht angehen, dass Unternehmen, die nach Flächen suchten, regelmäßig ins niedersächsische Umland ausweichen müssten. Bovenschulte konterte und wies auf die Begrenzungen eines Stadtstaates hin. Bei den Gewerbeflächen sei es deshalb notwendig, intelligente Lösungen zu finden, Verdichtung zum Beispiel oder Reaktivierung bereits bestehender Gebiete. Der Bürgermeister warnte davor, ein Zerrbild der bremischen Wirtschaft zu zeichnen: "Wir sind ein attraktiver, starker Standort. Das sagen alle Zahlen."
Imhoff sprach sich dafür aus, Gebiete in Brokhuchting für das Gewerbe zu nutzen. Das habe damals richtigerweise die Große Koalition beschlossen, werde nun aber aus ideologischen Gründen vom rot-grün-roten Senat blockiert. Der Bürgerschaftspräsident machte damit ein altes Fass auf. Über Brokhuchting wird sei 20 Jahren gestritten, auch vor den Gerichten.
Die Wahl zur Bremischen Bürgerschaft findet am 14. Mai statt. Bei der letzten Wahl 2019 war die CDU mit 26,7 Prozent der Stimmen zwar stärkste Kraft geworden, konnte SPD (24,9 Prozent) und Grüne (17,4 Prozent) dank der Unterstützung der Linken (Linke 11,3 Prozent) allerdings nicht an der Regierung ablösen.
Bei einem Stimmungstest ein Jahr vor der Wahl im Mai 2022 lag die Wählergunst allerdings wieder deutlich bei den Sozialdemokraten. Bei einer vom WESER-KURIER beauftragten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap gaben 30 Prozent der Befragten an, die SPD wählen zu wollen. Die CDU kam auf 22 Prozent, die Grünen lagen mit 21 Prozent fast gleichauf. Dahinter folgten Linke (8 Prozent) sowie AfD und FDP mit jeweils 6 Prozent.