In ganz Deutschland geht die Arbeitslosigkeit zurück, nur in Bremen nicht. Im kleinsten Bundesland verharrte die Arbeitslosenquote im Oktober bei 10,7 Prozent, unverändert zu Vormonat und Vorjahr. Das ist erneut der letzte Platz der 16 Bundesländer.
Das geht aus dem Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Niedersachsen hat die Quote binnen Jahresfrist von 6,1 auf 5,8 Prozent verringert, im Bund sank sie von 6,3 auf 6,0 Prozent.
Bei ganz exakter Betrachtung ist Bremen nach zwei Monaten Pause sogar wieder das einzige Bundesland, in dem die Arbeitslosenzahl steigt. Binnen Jahresfrist nahm sie um 0,3 Prozent zu. Allerdings geht es absolut um eine kleine Zahl: 106 Arbeitslose mehr wurden gezählt. Da die Entwicklung im Vergleich zum September leicht positiv ist, spricht die regionale Arbeitsagentur weiterhin von einer Herbstbelebung, die sich allerdings abgeschwächt habe. Die Arbeitslosenzahl im Land Bremen lag im Oktober bei 36.577, das waren 161 Menschen weniger als im September. Mit den aktuellen Zahlen deutet sich der Rückfall in einen Trend an, der gebrochen schien. Seit Ende 2014 war die Arbeitslosenzahl im Jahresvergleich allmonatlich gestiegen, aber im August und September hatte sie erstmals leicht abgenommen.
"Das Wachstum macht weiter einen Bogen um Bremen"
„Wir haben in Bremen eine boomende Konjunktur, die immer mehr Arbeitsplätze schafft“, sagt Holger Bruns, Sprecher des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen. „Zugleich haben wir aber mit einer verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit zu kämpfen.“ Die Qualifikation der Arbeitssuchenden stimme oft nicht mit den nachgefragten Voraussetzungen überein. Deswegen setze man jetzt „alle zur Verfügung stehenden Mittel“ für die Qualifikation Arbeitssuchender ein – auch mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation. „Sie wird dazu führen, dass die Arbeitslosenzahlen künftig eher steigen als sinken werden“, sagt Bruns. „Ich kann nur davor warnen, Illusionen zu schüren, dass es in der nächsten Zeit eine Trendwende geben wird.“

Die Bremer Opposition zeigte sich angesichts der vorgelegten Arbeitsmarktzahlen entsetzt. „Die Spitzenposition bei der Arbeitslosenquote verfestigt sich“, warnt Claudia Bernhard (Die Linke). Auch Birgit Bergmann (CDU) sieht keinen Anlass zur Freude. „Die rot-grüne Politik schafft es leider bisher nicht, die richtigen Impulse zu setzen“, sagt sie. „Das Wachstum macht weiter einen Bogen um Bremen, während andere vom Aufschwung profitieren.“
In allen anderen Bundesländern war die Entwicklung im Oktober besser, besonders auch im Nachbarland: Unter den westdeutschen Ländern war der Rückgang in Niedersachsen mit minus 3,6 Prozent sogar am stärksten. Dort hat die Arbeitslosenzahl nun ein Rekordtief seit der Wiedervereinigung erreicht und ist auf 243.244 Menschen gesunken. „Es gibt einige Branchen, deren Bedarf nicht allein mit einheimischen Bewerbern gedeckt werden kann“, warnt Klaus Oks, Geschäftsführungsmitglied der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen.
Auch bundesweit sank die Arbeitslosenzahl weiter auf 2,649 Millionen. Das waren 59.000 Menschen weniger als im September und 83.000 weniger als vor einem Jahr. Niedriger lag die Arbeitslosigkeit in einem Oktober zuletzt vor 24 Jahren.