Wer eine Hundenummer im Zirkus beobachtet, sieht, mit welcher Begeisterung diese Zirkustiere dabei sind: Schwanzwedeln, leuchtende Augen, hoher Aufmerksamkeitspegel, Spielgesicht. Für sie ist das ein Riesenspaß. Wieso soll es bei Pferden, Seelöwen, Kamelen, Elefanten, Lamas, Großkatzen anders sein? Naht ihr Auftritt mit entsprechender Musik, stehen sie am Gehege bereit. Wird dies geöffnet, eilen alle zur Manege.
Ethologen nennen dies positives Appetenzverhalten: Zirkustiere freuen sich auf ihren Auftritt, auf die Vorführsituation, die eindeutig für sie etwas Angenehmes, heiß Erwartetes ist. Diese Beobachtungen werden gestützt durch wissenschaftliche Hormontests, deren Ergebnisse zeigen, dass untersuchte Elefanten, Löwen und auch der Schimpanse „Robby“ tiefenentspannt sind.
Enge Mensch-Tier-Beziehung
Tierlehrer im Zirkus mit moderner, tiergerechter Haltung lieben ihre Tiere und die Tiere lieben sie. Nirgendwo sonst ist die Mensch-Tier-Beziehung so eng und so weit entwickelt wie hier. Ihre Harmonie ist entscheidend für das Wohlbefinden, dem vornehmsten Ziel aller Tierhaltungen. Hierfür ist vor allem die Vorerfahrung entscheidend, nicht so sehr der Unterschied Haus- oder Wildtier. Tiergerechte Haltung hat nichts mit Domestikation, sondern mit individueller Zahmheit zu tun.
Zirkus kennt keine Eintönigkeit: An jedem neuen Ort gibt es neue Verhältnisse, Bodenbeschaffenheit und Eindrücke. Tiere messen ihr Glück nicht mit dem Zollstock, sie fühlen. Wichtiger als Gehegegröße sind Struktur und Beschäftigung. Letztere hält in Form von Ausbildung und Vorführung mental und körperlich fit. Wer Sternstunden der Mensch-Tierkommunikation erleben möchte, wohnt der Übungsstunde eines guten Tierlehrers bei. Mit seinem „verlängerten Arm“, der Peitsche, dem Elefantenhaken oder Stock, gibt er den Takt an – wie ein Dirigent in einem Orchester. Niemals schlägt er den Schützling.
Tiere im Zirkus sind sicherer, aufmerksamer, wacher und aufgeweckter als ihre Artgenossen in der Wildnis oder im Zoo. Sie zeigen keine Kunststücke, sondern natürliche Verhaltensweisen. Ihr Leben ist reizvoll, sie erreichen ein hohes Alter und sind vor Krankheiten, Raubtieren, Verhungern und Wilderern geschützt. Keine andere Haltung wird so oft tierärztlich überwacht.
Tierrechtler ignorieren die von namhaften Verhaltensbiologen vorgelegten Forschungsergebnisse. Sie veranstalten eine Hexenjagd auf den klassischen Zirkus, der ein Teil der Kultur Europas ist. Dass Zirkustiere leiden, ist ein Märchen. Zirkus ist ein guter Ort für Tiere!
Unsere Gastautorin
leitet in Bremen eine Praxis für Exoten, Zoo-, Zirkus- und Wildtiere. Sie berät zoologische Einrichtungen, den Verband deutscher Circusunternehmen und den Tierlehrerverband.