Schreiende Frauen in der Nacht, grölende, angetrunkene Männer auf dem Weg in die Helenenstraße, Begegnungen mit blaugeschlagenen Frauen, die kein Deutsch sprechen: Das und mehr berichteten Nachbarn auf einer von der Bürgerinitiative Leben im Viertel (LiV) organisierten Anwohnerveranstaltung zu den Ausbauplänen des Bordellbetriebs in der Helenenstraße.
Es liegt der Bauantrag eines Investors für ein Bordell mit 15 Prostitutionsstätten auf drei Grundstücken vor, auf denen zurzeit drei „Arbeitsräume“ sind. Für weitere fünf Grundstücke werden entsprechende Bauanträge erwartet, das heißt bis zu 40 Prostitutionsstätten.
Anwohnerinnen und Anwohner beobachten seit Jahren SUVs mit bulgarischen und rumänischen Kennzeichen vor der Helenenstraße, die junge Frauen absetzen. Zuhälter sitzen auf dem Ziegenmarkt und bewachen den Eingang zur Helenenstraße.
Bekanntlich wird die prekäre Lage der Frauen in ihren Heimatländern ausgenutzt, um sie unter falschen Versprechungen nach Deutschland zu locken und in die Prostitution zu bringen. Sie sprechen kaum Deutsch und leben in einer Blase der Gewalt, zu der Hilfsstrukturen keinen Zugang haben. Sie werden als Ware missbraucht und ausgebeutet mit lebenslangen körperlichen und psychischen Folgen. Ein sehr lukratives Geschäft für Bordellvermieter und Zuhälter, weil der gerichtsfeste Nachweis von Menschenhandel und Zwangsprostitution außerordentlich schwierig ist.
Mehr Prostitution zieht mehr kriminelle Machenschaften nach sich. Mit den Bordell-Neubauten wird die Armutsprostitution im Steintor ausgeweitet und die toxische Machokultur gefördert. Der Stadtteil ist durch das offene Dealen, Drogenkonsum und als Feierviertel schon stark belastet. Der öffentliche Raum ist für Kinder, junge Mädchen und Frauen, Alte und körperlich Beeinträchtigte schon jetzt nur noch eingeschränkt nutzbar.
Das Ziel von Stadtplanung sollte eine für Menschen positive Entwicklung der Stadtteile sein. Innerhalb einer so dichten Bebauung von Wohnhäusern, Schulen, Kindergärten und Altenwohnungen im Steintor darf es keine Ausweitung der Prostitution geben. Alle zuständigen Ressorts müssen gemeinsam eine Antwort geben auf die Fragen nach Sicherheit und Zumutbarkeit für die Anwohner.
Die Helenenstraße ließe sich in eine attraktive, den Stadtteil aufwertende nach Süden geöffnete Wohnstraße umwandeln. Sollte Bremen nicht besser mit einem solchen Vorzeigeprojekt Schlagzeilen machen anstatt mit der deutlichen Ausweitung von Sexkauf und Armutsprostitution?