„Rückertstraße bleibt!“ – mit diesem Slogan kämpfen Mieter seit einem Jahr um ihre Wohnungen in einem Haus in der Neustadt. Das Gebäude soll geräumt werden, um Obdachlosen unterzubringen.
Ein lohnendes Geschäft für den Vermieter, der pro Person und Nacht nach Angaben der Sozialbehörde 16 bis 30 Euro kassiert, in Ausnahmefällen auch mehr. Die Höhe sei abhängig von der Ausstattung.
„Die Rechnung ist einfach“, sagt Ariane von Mach, die zu den neun Mietern gehört, „das Geschäftsmodell mit Obdachlosen und Geflüchteten ist lukrativer als die dauerhafte Vermietung.“ Ihre Kritik: „Eine sichere und soziale Unterbringung dieser Menschen darf nicht der profitorientierten Praxis skrupelloser Immobilienbesitzer untergeordnet werden.“
Eine Besonderheit in dem Fall ist, dass es sich bei den Mietern nach eigenen Angaben zum Teil um Sozialarbeiter handelt, die mit der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und obdachlosen Menschen betraut sind. In einem der Flugblätter der Initiative wird kritisiert, dass die ohnehin stärker werdende Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum noch befördert werde, wenn eine ureigene sozialpolitische Aufgabe Privaten überlasse werde, die daraus ein Geschäft machten.
Das Haus in der Rückertstraße 2 steht in unmittelbarer Nähe zu einem Gebäude, das bereits als Herberge für Obdachlose genutzt wird. Der Betreiber hat auf Anfrage bestätigt, dass er das Nachbarhaus übernehmen will, um seine Herberge zu erweitern. Für weitere Einzelheiten verwies er auf die Sozialbehörde und den bisherigen Eigentümer des Hauses.
Eine Anfrage beim Anwalt des Eigentümers blieb ergebnislos. Bernd Schneider, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), betont, dass seiner Behörde zunächst nicht bekannt gewesen sei, dass in dem Haus in der Rückertstraße noch Mieter wohnen. Er bedauert den Konflikt, der dadurch entstanden ist: „Das ist nicht in unserem Sinne.“
Gegen die Mieter wird jetzt mit Räumungsklagen vorgegangen. Für den 27. Januar ist vor dem Amtsgericht eine Verhandlung anberaumt.