Bremen. Mit einem Überfall auf den Redner haben mehrere Vermummte am Samstag eine Veranstaltung der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) in Bremen an der Waldbühne abrupt beendet. Gegen drei Verdächtige ermittelt die Polizei nun wegen schweren Landfriedensbruchs.
Mehrere Vermummte stießen den AfD-Bundesvorsitzenden Bernd Lucke von der Bühne, sprühten Pfefferspray und riefen "Scheiß-Nazis", bevor sie im Gebüsch hinter der Bühne verschwanden. Die anwesenden Polizisten verfolgten die Täter und nahmen drei Männer im Alter von 22, 25 und 27 Jahren vorläufig fest. Weitere Beamte wurden am Samstagnachmittag hinzugerufen, um das Gelände abzusichern und Zeugenhinweise aufzunehmen.
Für die vielen Besucher, die durch das Reizgas über tränende Augen und Husten klagten, forderten die Ordnungshüter Rettungswagen an. Auch einige Veranstaltungshelfer mussten nach Angaben der Polizei medizinisch versorgt werden: Sie hatten die flüchtenden Randalierer verfolgt und wurden dabei unter anderem durch Faustschläge leicht verletzt. Ein Helfer sei wegen einer Schnittverletzung an der Hand behandelt worden. Ein anderer Verfolger kehrte mit blutender Lippe und Blut auf dem Hemdrücken zum Gelände zurück. Der Spuk war nach nur wenigen Sekunden vorbei.
Der Nachmittag hatte ruhig begonnen: Etwa 150 bis 200 Interessierte hatten sich auf den Biergartenbänken an der Waldbühne niedergelassen, um vor allem dem Mitbegründer der noch jungen Partei "Alternative für Deutschland" zuzuhören. Bernd Lucke, der an diesem Wochenende zu einer Veranstaltungstour für seine Partei in der Region ist, hatte gerade über die seiner Ansicht nach verfehlte Politik der Bundesregierung und die Rettungspakete für Griechenland gesprochen, als die Täter – von bis zu acht war die Rede – aus dem Gebüsch hinter der Bühne auf ihn zustürzten, ihn besprühten, das Podest hinunterwarfen, Parolen schrien und dann sofort wieder im Dickicht an der Bühnenrückseite verschwanden. Einige Veranstaltungshelfer und Parteimitglieder nahmen sofort die Verfolgung auf.
Auch die Polizisten, die vorsorglich mit einem Einsatzwagen vor Ort waren, liefen hinter den Tätern her. Drei Angreifer im Alter von 22, 25 und 27 Jahren wurden bei der Verfolgungsjagd festgenommen. Die Polizei ordnet die Männer dem links orientierten Spektrum zu. Zwei kommen aus Bremen, der dritte aus Emden. Gegen sie wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Die drei Verdächtigen sind wieder auf freiem Fuß.
Die Besucher beruhigten sich erstaunlich schnell, doch die Empörung war groß. Überall in den Zuhörergrüppchen an den Tischen war der Überfall Gesprächsthema. "So etwas Undemokratisches", hieß es. Auch Beschimpfungen und Mutmaßungen zum Täterlager sowie Gesinnungsäußerungen blieben nicht aus. Während die Polizisten noch die Anzeigen der direkt Betroffenen und die Zeugenhinweise zum Tatverlauf aufnahmen, wurde die Veranstaltung bereits fortgesetzt. Lucke wollte am Abend auch den Anschlusstermin in Osterholz-Scharmbeck wahrnehmen, war sich jedoch nicht sicher, ob er wegen der starken Lungen- und Augenreizungen würde reden können.
Für die Polizei geriet die überfallartige, gewalttätige Störung zum ungeahnten größeren Einsatz. Mehrere Fahrzeuge mit Beamten parkten entlang der Parkallee auf Höhe der Waldbühne. Die Einsatzkräfte suchten das Gelände ab, um weitere mutmaßliche Täter ausfindig zu machen. Doch bis zum Abend gab es keine weiteren Festnahmen. Die Beamten zählten insgesamt 15 Verletzte. (fis, bde)