Etwa 3800 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erwartet Bremen. Die Hilfsbereitschaft ist groß, aber die Aufnahmeeinrichtungen des Landes sind nach Aussage von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) fast voll. Die Kapazitäten könnten erst in den kommenden Tagen und Wochen spürbar ausgebaut werden, heißt es aus der Sozialbehörde. Wichtig sind deshalb kurzfristig private Unterkünfte, langfristig werden Wohnungen gesucht.
Wie hilft Bremen?
Das Bremer Projekt „Zukunft Wohnen“ vermittelt seit 2013 Wohnraum an Flüchtlinge. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) koordiniert das Projekt im Auftrag der Stadt. Am Wochenende hätten sich etwa 20 Personen gemeldet, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen, sagt Awo-Sprecherin Anke Wiebersiek. Allerdings müsse noch geprüft werden, um welche Art von Angeboten es gehe – anders als viele private Initiativen zielt das Projekt auf eine langfristige Unterbringung ab. Stahmann hat Vermieter dazu aufgerufen, sich mit Angeboten bei der Awo zu melden.
Welche Kapazitäten gibt es?
Größere, möglicherweise leer stehende Immobilien könnten genutzt werden, um dem Platzproblem beizukommen. Auch danach sucht die Sozialbehörde per Aufruf. Einem Sprecher zufolge sind bereits Meldungen eingegangen. Die Universität Bremen prüft laut eigener Aussage, ob geflüchtete Studierende und Wissenschaftler in den Wohnungen des Studierendenwerkes einquartiert werden können.
Wie können Privatleute helfen?
Privatleute können vorübergehende Schlafplätze anbieten. Größter Vermittler ist derzeit das Netzwerk Elinor. Die Plattform (www.elinor.network/gastfreundschaft-ukraine.de) hat nach eigenen Angaben europaweit bisher mehr als 100.000 Übernachtungsmöglichkeiten angeboten bekommen. Wer Platz hat, füllt auf der Webseite ein Formular mit seinen Kontaktdaten und Informationen zum Wohnraum aus. Der Schlafplatz sollte mindestens für zwei Wochen zur Verfügung stehen. Sobald Bedarf besteht, setzt sich die Plattform mit den Anbietern in Verbindung und unterbreitet einen Vorschlag, wer bei ihnen unterkommen soll. Der Gastgeber kann entscheiden, ob er zustimmt.
Wie viele Bremer haben ein Angebot gemacht?
Zahlen für einzelne Bundesländer nennt Elinor auf Anfrage nicht, den WESER-KURIER haben mehrere Nachrichten von hilfsbereiten Bremerinnen und Bremern erreicht. Fay-Alyssa Kreib und ihr Freund bieten nach eigener Aussage über Elinor ihre Zweizimmerwohnung in der Neustadt an. „Da wir beide eine pädagogische Ausbildung haben, können wir auch gut eine Familie mit Kindern unterstützen“, schreibt Kreib. Tom Wicha und Charline Carstens wollen ein Gästezimmer in ihrem Haus in Peterswerder als Übergangslösung zur Verfügung stellen. Der Bremer Landesverband Haus & Grund hat seine Mitglieder ebenfalls aufgerufen, Wohnraum zu melden.
Gibt es weitere Plattformen?
Die Plattform www.warmes-bett.de funktioniert prinzipiell wie das Elinor-Netzwerk. Die Webseite zeigt alle angebotenen Betten auf einer Karte. Schlafplätze werden außerdem über diverse Facebook-Gruppen vermittelt. Zu den größeren Gruppen gehört beispielsweise die „Flüchtlingshilfe Ukraine“.
Wann kommen die Flüchtlinge an?
Vorhersagen sind angesichts der Entwicklungen kaum möglich, aber Sozialsenatorin Stahmann hat jüngst betont: „Ich erwarte die Kriegsflüchtlinge eher früher als später.“ Das Netzwerk Elinor bittet die Gastgeber darum, ihr Angebot mindestens vier Wochen lang aufrechtzuerhalten.
Wie lange dürfen Ukrainer bleiben?
Die Flüchtlinge dürfen sich drei Monate visafrei in Deutschland aufhalten. Sie sind nicht verpflichtet, sich bei einer zentralen Aufnahmeeinrichtung zu melden, sondern können auch bei Freunden, Verwandten oder in Hotels unterkommen. Das Bundesinnenministerium teilt mit, dass nach Ablauf der drei Monate eine unkomplizierte Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis um weitere drei Monate eingeholt werden kann. Zudem prüfe die EU, „für ukrainische Staatsangehörige ein erleichtertes Verfahren für den weiteren Aufenthalt einzuführen“.
Wie kann man anderweitig helfen?
Auch in Bremen sammeln diverse Organisationen Geld- und Sachspenden für die Ukraine. Der Caritas-Bundesverband betont erneut, dass Geldspenden in der aktuellen Situation hilfreicher seien – unter anderem, weil sie flexibler eingesetzt werden könnten.