Bremen. Werder Bremen hat kürzlich im Abstiegskampf eigens eine Kampagne ersonnen, um die Fan-Massen zu mobilisieren. Der klangvolle Slogan ("Werder braucht Bremen, Bremen braucht Werder") war ein Teil eines ganzheitlichen Rettungspakets, das dem Fußball-Bundesligisten half, am Ende die Klasse zu halten. Werder braucht Bremen allerdings nicht nur fürs sportliche Überleben, sondern offenbar auch, wenn es wirtschaftlich zwickt. Denn der städtische Millionenkredit für das Weserstadion kam "ganz kurz vor ganz knapp".
Die 1,5 Millionen Euro, die die städtische Wirtschaftsförderung Bremen (WfB) an die Bremer Weser Stadion GmbH (BWS) überwies, sind bereits der zweite Teil eines Zuschusses gewesen. Den ersten Teil – ebenfalls 1,5 Millionen Euro – hatte bereits Werder Bremen der BWS gezahlt. "Erst hat Werder ausgeholfen mit 1,5 Millionen und jetzt die Stadt", sagt BWS-Geschäftsführer Heinz-Günther Zobel. Die BWS, an der zu gleichen Teilen Werder und die WfB beteiligt sind, brauchte das Geld, um die Darlehen aus Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen bedienen zu können.
Für Zobel ergab sich der Bedarf aus der verspäteten Fertigstellung des letzten Stadionumbaus, der anderthalb Jahre hinter Zeitplan hergehinkt und erst Mitte 2011 abgeschlossen war. "Da haben uns die Einnahmen gefehlt". Während des Umbaus war nur ein Teil der Zuschauerplätze verfügbar. Außerdem habe es erhebliche Aufwendungen wie beispielsweise für ein VIP-Zelt gegeben.
Die BWS finanziert Zins und Tilgung für die Baudarlehen unter anderem aus Zuschauer- und Werbeeinnahmen im Stadion. So muss Werder einen prozentual festgelegten Anteil seiner Zuschauereinnahmen abführen – je nach Platzkategorie sind das um die 20 Prozent. 2010/2011 führte Werder mit der so genannten Stadionabgabe 3,689 Millionen Euro an die BWS ab. Die Stadionwerbung brachte der BWS im selben Zeitraum 4,502 Millionen Euro.
Klingt gut, reichte aber nicht – weshalb zunächst Werder und zum Jahreswechsel 2012/2013 die Stadt Bremen aushelfen mussten. Während Zobel dennoch "alles solide durchfinanziert" sieht, gibt es an anderer Stelle Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Stadions. So wird in politischen Kreisen aktuell von einer "schwierigen Liquiditätssituation der BWS" gesprochen, ohne den städtischen Millionenkredit hätten die Darlehen und andere laufende Kosten nicht bedient werden können.
Die Verbindlichkeiten der BWS speisen sich dabei nicht nur aus dem letzten Umbau. So sind noch etwa 20 Millionen Euro aus Altdarlehen früherer Baumaßnahmen wie der Modernisierung der Nordgeraden fällig. "Bei einer Tilgungsleistung von vier bis fünf Millionen Euro nicht die ganz große Nummer", findet Zobel.
Fakt aber ist auch, dass der letzte große Umbau die zunächst avisierten Kosten von 60 Millionen Euro weit übertroffen hat. Zweimal mussten Banken nachschießen. Sie taten dies erst mit 6,5 Millionen Euro, verlangten aber beim zweiten Nachschlag von zehn Millionen Euro eine städtische Bürgschaft. Auch Werder steht in der Pflicht – mit einer Patronatserklärung für die Absicherung der Zins- und Tilgungszahlungen für dieses Darlehen. Soll heißen: Etwaige Zahlungsausfälle müsste der Klub übernehmen.
Dass es soweit kommt, glaubt Klaus Filbry nicht. nicht. "Es gibt kein Finanzproblem, weder bei Werder noch bei der BWS", hält der Vorsitzende der Werder-Geschäftsführung fest. Er widerspricht damit Kritikern, die befürchten, die Einnahmen nur aus Werders Bundesligaprogramm würden der BWS nicht reichen. Filbry: "Unser Wirtschaftsplan basiert auf 17 Spielen."
Tatsächlich aber macht man sich bei der BWS Gedanken, die Einnahmesituation auch ohne Europa- oder DFB-Pokalspiele im Weserstadion zu verbessern. Eine Möglichkeit wären Open-Air-Konzerte wie zuletzt 2007, als 30.000 Zuschauer Herbert Grönemeyer sahen. "Das Interesse ist groß, etwas zu machen", sagt Zobel. Eine andere Möglichkeit, der Verkauf der Namensrechte, ist umstritten. Einerseits wäre dieser Schritt in der Öffentlichkeit nur schwer vermittelbar, andererseits gibt es bestehende Verträge mit dem Energieversorger und "Stadionpartner" EWE.
Fachleute indes taxieren den Wert der Namensrechte am Weserstadion auf drei bis vier Millionen Euro – ein erkleckliches Sümmchen. Stadionchef Zobel könnte sich mit dieser Einnahme anfreunden, er sieht sie als Chance: "Es ist unser Tafelsilber. Es würde uns sehr helfen – man darf das nicht aus den Augen verlieren."