Viel Platz, wenig Nachbarn Tochterfirma von OHB treibt Besiedelung des Alls voran

Noch ist der Mond karg und unwirtlich: Die Bremer Firma OHB will das nun aber ändern. Die Tochter Blue Horizon will nach eigenen Aussagen „nachhaltiges Leben im Weltall“ ermöglichen.
05.04.2017, 20:01 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Tochterfirma von OHB treibt Besiedelung des Alls voran
Von Stefan Lakeband

Das Bremer Weltraumunternehmen OHB hat eine Tochterfirma in Luxemburg gegründet, die die Voraussetzungen schaffen soll, dass die Menschheit eines Tages das All besiedeln kann.

Der Blick von der Erde in den Nachthimmel lässt nur mit viel Fantasie erahnen, was da oben alles passiert. Asteroiden rauschen durch den Weltraum, Sterne verglühen, Satelliten kreisen um die Erde. Diese unwirtliche Umgebung fasziniert den Menschen seit Jahrhunderten – und nach und nach dringt er in sie vor. Nach Mondlandung und Raumstation besiedeln die Menschen den Weltraum immer weiter. Ein nächster wichtiger Schritt dazu kommt aus Bremen.

Es geht um nicht weniger als „nachhaltiges Leben im Weltraum“. Das kündigt das Bremer Weltraumunternehmen OHB an. Zu diesem Zweck hat es eine Tochterfirma in Luxemburg gegründet. Unter dem Dach von Blue Horizon sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Menschheit eines Tages das All besiedeln kann.

Lebensmöglichkeiten auf dem Mond

Ein erstes Projekt, an dem Blue Horizon arbeitet, heißt Cubehab. Damit sollen schon 2020 Lebensmöglichkeiten auf dem Mond geschaffen werden, indem durch einen technischen Prozess dem Mondgestein Sauerstoff entzogen wird, der genutzt wird, um Pflanzen auf dem Erdtrabanten zu züchten.

„Bei allen Überlegungen der Menschheit zur Besiedlung von Moon, Mars and beyond müssen die notwendigen Voraussetzungen für menschliches Leben mitgebracht werden“, sagt Klaus Slenzka, Leiter der Abteilung Life Science bei OHB. Bei Blue Horizon steht aber nicht nur der Weltraum im Fokus – auch auf der Erde sollen die Projekte des neuen Unternehmens eingesetzt werden.

„Uns ist es wichtig, dass Blue Horizon nicht ausschließlich auf den Weltraum ausgerichtet ist, sondern auch versuchen wird, die Lebensbedingungen auf der Erde zu verbessern“, sagt Thomas Görlach, Geschäftsführer der OHB-Tochter Luxspace. Schon jetzt habe Blue Horizon ein erstes Konzept entwickelt, das dabei helfen soll, die Entstehung von Wüsten einzudämmen.

"Die einen suchen Gold, die anderen verkaufen die Schaufeln"

Geholfen habe dabei das Wissen über raue Bedingungen, das man auf Himmelskörpern im Weltall gesammelt habe. Die neue Tochterfirma hat für OHB vor allem eine strategische Bedeutung. Sie ist dazu da, um sich am Markt für Weltraum-Bergbau zu positionieren – hauptsächlich als Dienstleister.

Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender von OHB, sagte dem „Luxemburger Wort“: „Die einen suchen Gold, die anderen verkaufen die Schaufeln.“ OHB selbst wolle mit solchen Projekte die Hilfsmittel für den neuen Goldrausch im Weltraum zur Verfügung stellen.

Dass Blue Horizon seinen Sitz ausgerechnet in Luxemburg hat, mag auf den ersten Blick vielleicht verwundern. Tatsächlich ist das Großherzogtum aber ein wichtiger Treiber, wenn es darum geht, die Ressourcen des Weltraums zu ergründen und zu nutzen. Erst im November hat die Regierung ein Gesetz vorgelegt, das Forschern und Investoren den Abbau von Rohstoffen im Weltraum erleichtern soll.

Unternehmen hoffen auf zahlreiche Rohstoffe im Weltraum

„Ziel ist es, Unternehmen und Investoren ein sicheres rechtliches Umfeld zu schaffen“, sagte Wirtschaftsminister Etienne Schneider damals. Ganze Himmelskörper zu beanspruchen, darum gehe es allerdings nicht – auch, weil das der Weltraumvertrag von 1967 verbietet.

Mit dem Gesetz – dem ersten in Europa und dem zweiten weltweit nach den USA – hofft Luxemburg zum europäischen Zentrum von Forschung und Entwicklung für den Weltraum-Bergbau zu werden. Die beiden führenden Unternehmen in diesem Bereich haben sich bereits im Großherzogtum niedergelassen: Planetary Resources und Deep Space Industries.

Letzteres hatte sich bereits vergangenes Jahr beim Disrupt Space Summit in Bremen vorgestellt, um andere Weltraum-Experten von sich und seiner Idee zu überzeugen. Die Hoffnung von Unternehmen wie Deep Space Industries und Planetary Resources sowie letztendlich auch von staatlichen Initiativen wie die des Großherzogtums, sind die zahlreichen Rohstoffe, die es im Weltraum gibt.

Sauerstoff und Wasserstoff als Treibstoff

So haben Asteroiden beispielsweise eine hohe Konzentration an Edelmetallen wie Platin sowie Seltenen Erden, die in vielen Geräten auf der Erde verbaut werden. Denkbar ist aber auch, dass die im All gewonnenen Ressourcen auch direkt dort genutzt werden.

So könnten vor Ort gefundener Sauerstoff und Wasserstoff als Treibstoff für Raumfahrtzeuge gebraucht werden. Wasser könnte – so wie es Blue Horizon auch schon überlegt – beispielsweise für Astronauten gedacht sein, die in einem Raumschiff unterwegs sind oder vielleicht sogar in einer Weltraumkolonie wohnen.

Blue Horizon ist zudem nicht die erste Tochterfirma von OHB in Luxemburg. Schon seit 2004 sind die Bremer durch das Un­ternehmen Luxspace mit rund 50 Ingeni­euren im Großherzogtum vertreten. Es beschäftigt sich vor allem mit den Bau von ­Satelliten.

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