In der Bibel sind viele starke Frauen versammelt, Jesu Mutter Maria und seine Jüngerin Maria Magdalena sind wohl die bekanntesten. Doch wer weiß schon etwas von Hiobs Frau, von Jakobs erster Frau Lea oder von Mirjam, der Schwester von Mose? Es sei an der Zeit gewesen, dieses Wissensdefizit zu beseitigen, zumal im Jahr des 1000. Jubiläums der Kirche Unser Lieben Frauen. „Wenn Maria schon die Namensgeberin unserer Kirche ist, dachten wir uns, dass es doch gerade für unser Jubiläumsjahr schön und passend wäre, die Predigtreihe ‚Mütter der Bibel’ ins Leben zu rufen“, unterstreicht Gesche Gröttrup, Initiatorin des Formats.
Den Anstoß zu der Reihe habe zudem das Buch „Mütter der Bibel“ von Margot Käßmann gegeben. „Ich habe ihr Buch mit Begeisterung gelesen“, sagt Gröttrup, die 2003 zur ersten Pastorin überhaupt an der Liebfrauenkirche gewählt wurde. Die Predigtreihe der starken Frauen konnte also auch die Corona-Pandemie nicht ausbremsen, nachdem große Teile des Jubiläumsprogrammes auf das nächste Jahr verschoben werden mussten. Dafür brachte die Liebfrauenkirche einen Kalender und die spezielle Edition eines Jubiläums-Weines heraus. Margot Käßmann war die erste Landesbischöfin der benachbarten hannoverschen Landeskirche, Ratsvorsitzende und Reformationsbotschafterin der EKD. Sie wird am Sonntag, 25. Oktober, um 10.30 Uhr die starke Frau Lea vorstellen.
„Ich bin mir sicher, dass Margot Käßmann wie stets auch dieses Mal politische und soziale Bezüge in ihrer Predigt über Lea herstellen wird“, sagt Gesche Gröttrup. Als erste Ehefrau des Stammvaters Jakob war Lea die Mutter von sechs Söhnen, die als Stammväter der zwölf Stämme Israels gelten, sowie der Tochter Dina. Gemeinsam mit ihrer Schwester Rachel, Jakobs zweiter Ehefrau, gehört sie zu den Erzmüttern Israels. Der Kapellchor des Knabenchores Unser Lieben Frauen wird in verschiedenen Formationen den Sonntagmorgen musikalisch begleiten.
Auftakt an diesem Sonntag
Den Reigen der drei prominenten Gastpredigerinnen, die für die Reihe nach Bremen kommen, beginnt an diesem Sonntag, 27. September, um 10.30 Uhr. Und zwar mit Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD. Sie predigt über die Frau Hiobs, deren Namen nicht überliefert ist, die mit ihrem Mann aber all die Schicksalsschläge verkraften muss, mit denen er geprüft wird. Für Gesche Gröttrup ein besonders aktueller Bezug zu allen Frauen, die Leid ertragen müssen, Alleinerziehenden oder Frauen, die sich mit oder ohne Kinder auf der Flucht befinden. „Diese Predigt wird sehr spannend. Denn das sind Geschichten, die das Leben schreibt“, sagt sie. Musikalisch umrahmt wird Kurschus’ Predigt von dem zwölfköpfigen Bremer Blechbläser-Ensemble.
Zum Abschluss kommt Maria Jepsen am Nikolaustag, 6. Dezember, in die Liebfrauenkirche. Sie war bis zu ihrem Ruhestand Bischöfin der ehemaligen Nordelbischen Kirche. Sie wird über Mirjam, die Schwester von Mose predigen. Mirjam führt nach dem Auszug aus Ägypten als Prophetin den Freudentanz der Frauen an. Die tanzende Prophetin ist eine der drei Führungsgestalten aus der zentralen Befreiungsgeschichte des Volkes Israel.
Für die Teilnahme an Margot Käßmanns Predigt am Sonntag, 25. Oktober ist eine Anmeldung im Gemeindebüro unter Telefon 34 66 99 56 nötig. Der Gottesdienst wird allerdings auf dem Youtube-Kanal „St. Ansgarii & Unser Lieben Frauen Bremen“ gestreamt.