Initiative gegen Pfarrer in Kriegsgebieten Protest gegen Militärseelsorge

Bremen. „Die Militärseelsorge muss abgeschafft werden.“ Das forderten gestern Angehörige aus Bremer Kirchengemeinden und Friedensorganisationen.
01.11.2013, 01:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Arno Janssen

„Die Militärseelsorge muss abgeschafft werden.“ Das forderten am Donnerstag Angehörige aus Bremer Kirchengemeinden und Friedensorganisationen. Sie hefteten am Reformationstag ein Thesenpapier an die Tür des St.-Petri-Doms. Laut der Aktivisten legitimieren Pfarrer in den Kriegsgebieten das Töten.

„Du sollst nicht töten“ lautet eines der Zehn Gebote. Eine Forderung aus dem Alten Testament, auf die gestern Anhänger der Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge aufmerksam machten. In Luther-Manier hängten sie ein Thesenpapier an die Tür des St.-Petri-Doms. Auf DIN A2 stand ihr Anliegen am Reformationstag: „Militärseelsorge abschaffen!“

„Die Kirche muss sich endlich aus dem unglücklichen Verhältnis mit dem Militär lösen“, sagt Joachim Fischer von der Deutschen Friedensgesellschaft in Bremen. Der Initiator der Demonstration protestierte mit rund 20 Aktivisten aus verschiedenen Kirchengemeinden und Friedensorganisationen auf den Treppenstufen des Doms. „Militärseelsorger haben in Kriegsländern wie Afghanistan nichts zu suchen“, sagt er. Dort würden sie das Werfen von Bomben und Granaten für die Soldaten nur legitimieren. Die Truppen würden denken: „Wenn der Pfarrer mitkommt, kann das Töten ja nicht so schlecht sein“, so Fischer.

Reinhard Zimmermann von der Andreas-Gemeinde beteiligte sich ebenfalls an der Aktion. Er weist auf eine zentrale Forderung des Thesenpapiers hin: „Seelsorge soll ausschließlich in gemeindeeigenen Räumen angeboten werden.“ Offiziere, Feldwebel und Gefreite hätten dort Kontakt zu zivilen Personen, sagt er. „Durch gemeinsame Gespräche könne man sie dazu bewegen, nicht in den Krieg zu ziehen, sondern für eine friedliche Lösung einzustehen.“ Ob Kontakt-Cafés, Beratungsstellen für Aussteiger oder Seelsorge per Telefon – von der Kirche finanzierte Angebote in der Heimat wären effektiver.

Eine Meinung, die Marlene Beyel, Sprecherin der katholischen Militärseelsorge in Bonn, nicht vertritt. „Die Soldaten brauchen unsere Seelsorger an der Front.“ Viele hätten posttraumatische Erlebnisse und Ängste, die direkt vor Ort aufgearbeitet werden müssen. „Nicht ohne Grund ist die Militärseelsorge der katholischen und evangelischen Kirchen ein vom Staat geleisteter Dienst“, sagt Beyel. In den Krisengebieten würden die Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten.

Rund 28 Millionen Euro im Jahr gäbe der Staat dafür aus. Etwa 190 Militärpfarrämter wären insgesamt im Einsatz. „Ihre Aufgaben in den Krisengebieten sind vielseitig.“ So halten sie Gottesdienste, planen Religionsunterrichte oder bauen Menschen psychisch wieder auf. „Sie ermutigen aber nicht zum Töten“, betont Beyel. Die Soldaten wären ausschließlich ihrem Gewissen verpflichtet.

Joachim Fischer dagegen hält die Militärseelsorge für überholt. „Die meisten Soldaten sprechen mit ihren Kameraden oder der Familie über Sorgen“, sagt er auf der Demonstration. Der Vertrag zwischen Staat und Kirche gehöre daher gekündigt.

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