Der Flughafen Bremen will künftig Fluglinien belohnen, die Verbindungen ab Bremen ausbauen oder neu einrichten. Mit zwei Maßnahmen will der in wirtschaftliche Turbulenzen geratene Airport Hans Koschnick, dem im Herbst vom Land Bremen ein Darlehen in Höhe von 12,6 Millionen Euro gegeben wurde, Airlines ein verstärktes Engagement schmackhaft machen. Zum einen sollen für neu bediente Strecken ab Bremen auf die Start- und Landegebühren Rabatte gewährt werden. Der Nachlass soll nach Jahren gestaffelt sein und bei 85 Prozent im ersten Jahr beginnen und bei 30 Prozent im dritten Jahr enden. Anschließend soll der Rabatt entfallen.
Zum anderen möchte der Flughafen das Passagieraufkommen fördern. Ab einer Steigerung von fünf Prozent der Passagierzahlen auf bereits etablierten Strecken sollen Flugbetreiber eine Förderung von sechs Euro pro abfliegendem Passagier bekommen. Das Maximum beträgt elf Euro pro Passagier ab einer Steigerung von 20 Prozent. So sollen Fluglinien dazu animiert werden, ihre Kapazitäten auszubauen. Die Förderung endet automatisch nach zwölf Monaten.
Weniger Passagiergebühren
Der Flughafen finanziert sich unter anderem über Start- und Landegebühren sowie über Passagiergebühren. Letztere sollen überdies bei Flügen innerhalb des Schengenraums von 7,70 auf 6,45 Euro gesenkt werden. Sollte eine Fluglinie also tatsächlich fünf Prozent Wachstum auf einer Linie erzielen, bliebe auf einem Flug innerhalb des Schengenraums bei Abflügen von Bremen ein Passagierentgelt von 45 Cent übrig. Die Entgeltordnung sei „nach Abwägung aller Belange“ in der vergangenen Woche genehmigt worden und trete am 1. Februar in Kraft, erklärte Sebastian Rösener, Sprecher von Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD).
Die Fluglärmkommission Bremen lehnt die neue Entgeltordnung ab, die Mitglieder befürchten mehr Nachteile und Beeinträchtigungen. Schon Ende Oktober hätte sie sich ablehnend dazu geäußert. An diesem Anhörungsverfahren beteiligt war auch der Vorsitzende der Kommission, Ralf Bohr. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER erneuerte er seine Kritik: „Mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Schadstoffe, mehr Klimaschädigung“, sagt er. In dieser Form könnte die neue Entgeltordnung den innerdeutschen Kurzstrecken-Flugverkehr stärken und damit in direkte Konkurrenz zur Bahn treten, die deutlich weniger Schadstoffe erzeuge.
In ihrer Stellungnahme hatte die Fluglärmkommission außerdem die Befürchtung geäußert, dass Fluglinien die Rabatte als Mitnahmeeffekte nutzen und schon nach kurzer Zeit den Flughafen oder das Ziel wechseln könnten. Grundsätzlich will Bohr den Flughafen aber nicht infrage stellen. „Man muss ihn so aufstellen, dass er die Funktion als Regionalflughafen behalten kann.“ Das könne jedoch nur in den Grenzen geschehen, die der Lärmschutz setze. Mehr Einnahmen könnten durch höhere Personenentgelte erzielt werden.
Auch viele andere Flughäfen in Deutschland bieten ähnliche „Incentive“-Programme an – etwa die Airports in Frankfurt am Main, Stuttgart oder Münster/Osnabrück. Auf Anfrage teilt der Flughafen Bremen mit, dass die wirtschaftliche Lage und auch die Wettbewerbsfähigkeit im Nordwesten nach mehr Flugverkehr verlangten, ebenso wie die ansässige Wirtschaft und Reisende aus der Region. Ideal seien Direktverbindungen, die das Umsteigen auf Großflughäfen überflüssig machten und „damit auch einen ökologischen Beitrag liefern“. Incentive-Programme seien seit Jahren ein übliches Mittel, denn die Fluglinien gingen mit neuen Strecken auch immer wirtschaftliche Risiken ein. Häufig rechneten sich neue Verbindungen erst nach zwei bis drei Jahren.
Ein erhöhtes Passagieraufkommen diene der Wirtschaftlichkeit des Hans-Koschnick- Airports. „Auf diese Einnahmen ist der Flughafen mit Blick auf den Investitionsstau sehr angewiesen“, betont Andrea Hartmann, Sprecherin des Flughafens. Sie erklärt außerdem, dass die Incentive-Rabatte nur für Starts und Landungen vor 22.30 Uhr gelten. „Sie sollen nicht zulasten der Anwohner gehen“, macht Andrea Hartmann deutlich. Derzeit sei die Bahn auf innerdeutschen Strecken noch keine Alternative zum Flugzeug, insbesondere nicht für Geschäftsreisende.
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