Gabriele Schuldt: Egal, welche Glaubensrichtung man hat, das Räuchern schafft die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele. In allen Kulturen wurden Räucherpflanzen verwendet. Der Rauch verbindet die Erde mit dem Himmlischen, dem Göttlichen, dem Höheren und trägt die Gebete der Gläubigen weiter. Das muss aber nicht der einzige Grund sein.Welche Gründe gibt es noch für das Räuchern?
Das Räuchern mit Pflanzenteilen und Harzen hat eine Jahrtausende alte Tradition. Dafür geeignet sind zum Beispiel Johanniskraut, Engelwurz, Schafgarbe, Baldrian und Königskerze. Der Rauch soll auf körperlicher und seelischer Ebene wirken. Heute, 30. Juli, 17 Uhr, bietet die Heilpraktikerin Gabriele Schuldt unter dem Motto "Viel Rauch im Pflanzenreich" im Rhododendronpark eine Führung an (Treffpunkt am Botanika-Eingang, die Teilnahme kostet fünf Euro). Mona Stephan hat mir ihr über das Räuchern gesprochen.
Braucht man für das Pflanzenräuchern einen spirituellen Hintergrund?Gabriele Schuldt: Egal, welche Glaubensrichtung man hat, das Räuchern schafft die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele. In allen Kulturen wurden Räucherpflanzen verwendet. Der Rauch verbindet die Erde mit dem Himmlischen, dem Göttlichen, dem Höheren und trägt die Gebete der Gläubigen weiter. Das muss aber nicht der einzige Grund sein.Welche Gründe gibt es noch für das Räuchern?Es gibt ganz viele Gründe. Man kennt es aus den christlichen oder indischen Kirchen: Überall werden Räucherstäbchen verwendet. Wir können ein Räucherritual aber auch einfach nur zur Entspannung nutzen. Es gibt viele Pflanzen, die entspannend wirken. Wir können es auch anwenden, um in einem Raum eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Oder wir können es als Einstimmung zur Meditation machen.Welche Wirkung können Räucherpflanzen haben?Das ist abhängig von den jeweiligen Pflanzen. Pflanzen können zum Beispiel sehr gut desinfizierend wirken oder auch Ängste vermindern und Depressionen, Unruhe oder Nervosität lindern. Bei Abgeschlagenheit oder Müdigkeit sollte man eher was Belebendes nehmen. Der Duft regt das Gehirn an.Das heißt, es hängt davon ab, welche Pflanzenart man nimmt?Richtig. Wer mit dem Räuchern anfängt, sollte sich auf eine Pflanzenart beschränken. Letztendlich haben die Pflanzen so viele verschiedene Inhaltsstoffe, dass es für Laien kaum abzusehen ist, wie sie beim Räuchern zusammenwirken. Ich habe mich auf heimische Pflanzen spezialisiert.Findet man die Pflanzen zum Räuchern im eigenen Garten?Einige sind in vielen Garten zu finden, andere in der freien Natur: an Wegrändern, im Wald und in Wiesen. Es ist immer wichtig, dass man die Pflanze genau kennt und weiß, wo und wie sie wächst und welche Teile man zum Räuchern benutzen kann.Was kann man falsch machen beim Pflanzenräuchern?Es ist genau wie bei Duftlampen: Zu viel Duft ist nicht gut. Man kann sich dann benommen fühlen oder auch Kopfschmerzen bekommen bis hin zur Übelkeit.Ist das Wissen um das Räuchern im 20. Jahrhundert weitgehend verlorengegangen?Ich bin auf dem Land geboren. Bei uns auf dem Bauernhof war es früher üblich, dass man, nachdem die Tiere hinausgebracht wurden, die Ställe gesäubert und ausgeräuchert hat. Damit hat man eine desinfizierende Wirkung erreicht. Das gibt es so nicht mehr. Heute hat man chemische Desinfektionsmittel.Welche Sinne werden beim Räuchern angesprochen?Vor allem natürlich der Geruchssinn. Er ist verbunden mit dem ältesten Gehirnteil. Duftstoffe gelangen sofort ins limbische System, dort werden sie mit Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Deshalb kann man zum Beispiel durch Räucherungen oder Aromatherapie sehr gut mit Demenzkranken arbeiten.Nun zur Praxis: Wie funktioniert Räuchern?Die fertigen Räucherstäbchen, die es zu kaufen gibt, sollte man besser nicht nehmen, weil sie in der Regel synthetische Duftstoffe enthalten – das ist Chemie und führt oft zu Kopfschmerzen. Ich plädiere dafür, zunächst mit Einzelpflanzen zu arbeiten. Es gibt unterschiedliche Räucherformen. Man kann selber Räucherbündel und -stäbchen herstellen, oder man räuchert über Kohle. Das Einfachste ist, einen getrockneten Zweig zu nehmen und den anzuzünden.Für wen ist Räuchern das Richtige?Im Prinzip kann jeder räuchern. Man muss sich nur das nötige Fachwissen aneignen. Es ist wirklich spannend. Jede Pflanze ist zum Beispiel einem Gott geweiht. Räuchern mit Efeu im Haus soll den Tod bringen. Andererseits: Wenn man einen Efeu-Kranz auf dem Kopf trägt, soll man vor Trunkenheit geschützt sein. Doch ehrlich gesagt, glaube ich daran nicht wirklich.
„Räuchern verbindet Körper, Geist und Seele“
Heilpraktikerin Gabriele Schuldt verwendet heimische Pflanzen für Aromatherapien / Führung im Rhododendronpark
Zur Person
Gabriele Schuldt ist Heilpraktikerin und Psychotherapeutin. Seit 35 Jahren ist die Bremerin in der Erwachsenenbildung und als Dozentin an verschiedenen Heilpraktikerschulen tätig. Sie leitet Kurse und Seminare zu Themen wie Naturheilkunde, Hypnose und Psycho- und Sexualtherapie. Seit 1989 hat sie ihre eigene Praxis in der Neustadt.