Die Kindertagesstätten werden vom 1. Februar an komplett in die Notbetreuung wechseln. Das hat der Senat am Mittwoch beschlossen. Je Gruppe dürfen maximal zehn Kinder gleichzeitig betreut werden. Dies kommt einer Teilschließung gleich, da in den Elementargruppen der Drei- bis Sechsjährigen damit die Hälfte der Betreuungskapazität wegfällt.
Bei der Betreuung sind die Kinder bevorzugt zu berücksichtigen, deren beide Elternteile berufstätig sind und die nicht im Homeoffice arbeiten können. Auch Kinder mit besonderem Bedarf zur Kindeswohlsicherung sowie andere Härtefälle sind bevorzugt zu betreuen.
Der Senat reagiert damit auf die Befunde der Corona-Mutante B.1.1.7 aus Großbritannien in Bremen und Bremerhaven am Montag. In Bremerhaven ist am Mittwoch ein dritter Fall hinzugekommen, bei einer positiv getesteten Kontaktperson der Betroffenen wurde die Mutante festgestellt.
Bei dem Fall in Bremen handelt es sich um eine Beschäftigte in einer Kindertagesstätte von Kita Bremen; zwei weitere Kontaktpersonen, die ebenfalls in Kitas anderer Träger arbeiten, wurden positiv auf Corona getestet. Die Ergebnisse, ob sie mit der Mutante infiziert sind, liegen noch nicht vor. Alle drei Kitas wurden vom Gesundheitsamt geschlossen.
Natürlich sei er allgemein besorgt, sagt Wolfgang Bahlmann, Geschäftsführer des städtischen Eigenbetriebs Kita Bremen. Zum konkreten Geschehen wollte er sich nicht äußern. Von den beiden weiteren geschlossenen Kitas wird eine von der Awo Bremen betrieben. Auch dort wollte man zu dem konkreten Vorgang keine Auskunft geben.
„Oberste Priorität ist Ruhe bewahren, wir haben gestern alle Betroffenen informiert, auch die Eltern“, sagt Karin Wetzel von der Awo Bremen. „Grundsätzlich sind alle beunruhigt, wir haben im Bereich der Kinderbetreuung eben bisher relativ ungeschützt gearbeitet.“ Vor allem bei der Arbeit mit Kindern unter drei würden keine Masken getragen, und dies sei bis vor Kurzem auch nicht empfohlen worden.
Beim Landesverband der evangelischen Kitas, der zu den größten Trägern in Bremen gehört, stellte man sich schon vor dem Senatsbeschluss darauf ein, dass angesichts der Virus-Mutation eine Umstellung auf Notbetreuung nötig werden könne.
Die CDU-Fraktion teilt die Einschätzung des Senats. „Wir unterstützen die Entscheidung, dass die Kitas ab Beginn der kommenden Woche auf die Notbetreuung umstellen. Dies entspricht unserer Forderung, die die Koalition noch am Freitag abgelehnt hatte. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung", so Fraktionschef Thomas Röwekamp.
Keine Änderungen gibt es für die Bremer Schulen. Sie sollen wie vorgesehen vom 1. Februar an in den Wechselunterricht mit Halbgruppen gehen, sodass höchsten 50 Prozent der Schüler anwesend sind..
Untersuchung auf Mutationen
Neuerungen hat der Senat für die allgemeine Teststrategie sowie die Quarantäneregeln beschlossen: Alle positiven Proben sollen künftig auch auf die Mutation hin untersucht werden. Eine vollständige Genom-Sequenzierung des Virus ist vor Ort nicht möglich. Derzeit arbeiten die Bremer Labore mit Partnern zusammen.
Der Befund der jetzt festgestellten Mutanten resultiert aus den Tests, die die Bildungsbehörde den Lehrkräften, Schülern und Erziehern nach den Weihnachtsferien angeboten hatte. Alle 58 positiven Befunde der rund 18.000 Tests wurden von dem betrauten Düsseldorfer Labor auch auf Mutanten untersucht.
Mittelfristig wird Bremen um eigene Kapazitäten zur Sequenzierung nicht herumkommen. Das ist eine Anforderung des Bundes an die Länder. „Die Labore haben uns dazu bereits erste Rückmeldungen gegeben, aber die Einrichtung ist kostspielig und bedarf auch eines gewissen zeitlichen Vorlaufs“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts.
Bislang wurde an Eltern appelliert, ihre Kinder, wenn möglich zu Hause zu betreuen, statt sie in die Kita zu bringen. Laut Bildungsbehörde gab es in Bremen zuletzt signifikant mehr Kinder in den Einrichtungen als in anderen Bundesländern mit vergleichbaren Regelungen. In der vorigen Woche hätten etwa 75 Prozent der Mädchen und Jungen Kitas besucht, gegenüber rund 35 Prozent in anderen Regionen.
Die AOK weist darauf hin, dass sich Eltern, die wegen dieser Kita-Schließungen nicht zur Arbeit können, alternativ zum Kinderkrankengeld einen Teil ihres Verdienstausfalls nach dem Infektionsschutzgesetz von ihrem Arbeitgeber erstatten lassen können. Auf diesem Weg gebe es 67 Prozent des Nettogehalts, dies sei aber länger möglich als der ausgeweitete Anspruch auf 20 Kinderkrankentage pro Elternteil.
Derweil meldet das Gesundheitsamt, dass es mittlerweile wieder in der Lage sei, alle positiv auf Corona Getesteten und ihre Kontaktpersonen kurzfristig zu informieren, wenn deren Kontaktdaten vorliegen. Das war einige Wochen nicht möglich gewesen, ist laut dem Virologen Andreas Dotzauer in Zusammenhang mit der Mutante aber „wichtiger denn je“.