Der Waller Beirat will die Aktivitäten der "Hells Angels" in der Waller „Parzelle Eins" künftig nur begleiten, statt verbieten. Den Sinneswandel der Ortspolitiker hat wohl der Hells-Angels-Chef bewirkt.
Der Waller Beirat stellt sich nicht grundsätzlich gegen eine Nutzung des Lokals „Parzelle Eins" durch den Rockerklub „Hells Angels“. Das Stadtteilparlament entschärfte am Donnerstagabend einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und Linken zum Umgang mit der Immobilie, die sich am Rande eines Parzellengebiets an der Waller Straße befindet. In dem Beschlussvorschlag war ursprünglich gefordert worden, „die Aktivitäten des Rockerklubs an diesem Standort zu verhindern“. In der vom Beirat einstimmig angenommenen Fassung heißt es nun stattdessen „... zu begleiten“.
Zum Sinneswandel der Ortspolitiker trug offenbar ein Auftritt von Michael Wellering bei, der mit einigen Begleitern erschien und sich als Chef des Hells Angels „Charter MC West Side“ vorstellte. Seine Klubkameraden hätten bisher in der „Parzelle Eins“ keine einzige Party gefeiert, sondern lediglich bei der Einrichtung geholfen und sich dort mehrmals zum Kaffeetrinken verabredet. Ihn habe es erschreckt, sagte Wellering von den Zuhörerreihen aus, was in den Medien über die Situation in dem Lokal berichtet worden war.
Hells-Angels-Chef nimmt Stellung
Zu Misstrauen gegenüber seinem Klub bestehe kein Anlass. Im früheren „Hells Angels“-Domizil Am Dobben habe stets ein gutes Einvernehmen mit den Nachbarn geherrscht. Weder gegen ihn selbst noch gegen seine Klubkameraden liege bei der Polizei irgendetwas vor, schon gar nicht in Sachen Menschen-, Waffen- oder Drogenhandel. Der einzige negative Vorfall während der Zeit des alten Vereinsheims sei eine Auseinandersetzung mit den rivalisierenden „Mongols“ gewesen, die allerdings die Gegenseite provoziert habe.
Wellerings Darstellung rief den Widerspruch von Wolfgang Budde hervor. Budde hatte seinerzeit als Anwohner mit einer Bürgerinitiative gegen das Rocker-Vereinsheim Am Dobben massiv Front gemacht. An Wellerings Adresse sagte Budde: „Entweder Sie haben Ihr Gedächtnis verloren oder Sie wollen uns für doof verkaufen." Jedermann wisse, dass die „Hells Angels“ in die organisierte Kriminalität verstrickt seien. Am Dobben hätten die Rocker Anwohner bedroht, die sich wegen Lärm beschwert hatten. Den Beirat warnte Budde: „Wenn sich dieser Klub hier etabliert, haben Sie alle verloren.“
Das sahen allerdings längst nicht alle Parteienvertreter so. So sagte Gerald Höns (AfD), er habe zwei Räume in einem Bunker an Rocker vermietet und nie Probleme gehabt. Karsten Seidel (Grüne) sagte, er habe mit Mitgliedern der Hells Angels bereits bei einem Bier zusammengesessen. Jürgen Diekmeyer (CDU) hatte im Vorfeld der Beiratssitzung mit den Rockern gesprochen und sie als „ganz normale Familienväter und Selbstständige“ kennengelernt. Die Pächterin der „Parzelle Eins“ forderte ein Ende der „öffentlichen Diffamierung“ ihrer Gaststätte. Dort dürften nicht nur Rocker feiern, sondern alle Interessierten.
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