Das Wasserrohr hält irgendwann dem Druck nicht mehr stand. Die Kraft, die über das Erdreich von außen auf die unterirdischen Leitungen einwirkt, wird zu stark. Je nach Material kommt es zu einem Bruch oder einem Riss. Dann tritt das Wasser unkontrolliert aus dem Rohr aus. Unterspült Häuser und Straßen. Auf diese Weise ist es in Bremen innerhalb von ein paar Wochen zum zweiten Mal zu einem größeren Wasserrohrbruch in Bremen gekommen. Rund eineinhalb Wochen hatte es gedauert, bis der Schaden an der Straße „Beim Industriehafen“ in Oslebshausen Anfang Februar wieder behoben war.
Am Wochenende platze dann ein Rohr an der Straße „Am Dobben“ kurz vor der Sielwallkreuzung. Beide Vorfälle führten zu Staus, Umleitungen und Behinderungen. Im Bremer Viertel ist der Rad- und Fußweg weiterhin gesperrt, für Autos und die Straßenbahn ist die Straße seit Sonntagabend wieder freigegeben. Gefühlt kam es Anfang 2018 vermehrt zu Vorfällen, die nicht nur die Öffentlichkeit betrafen, sondern auch kostenintensiv waren.
Für die Reparatur eines Rohres und die Wiederherstellung einer unterspülten Fahrbahn könnten Gesamtkosten entstehen, die je nach Ausmaß mehrere Zehntausend bis Hunderttausend Euro betragen, erklärt Alexander Jewtuschenko, Pressesprecher der SWB- und Wesernetz. „Der Wasserrohrbruch in Oslebshausen beläuft sich mindestens auf mehrere Hunderttausend Euro, der Rohrbruch im Viertel auf mehrere zehntausend Euro“, sagt Jewtuschenko. Genaue Beträge ließen sich noch nicht bestimmen.
Von einer Häufung von Wasserrohrbrüchen will man beim Bremer Energieversorger SWB nicht sprechen. Statistische Zahlen veröffentliche das Unternehmen nicht, da sich Herleitungen nur in Verbindung mit eindeutigen Vergleichszahlen ziehen ließen. Die SWB betreibt laut eigenen Angaben im Land Bremen ein Trinkwassernetz von rund 2500 Kilometern Länge, welches praktisch täglich gewartet werde. „Im gesamten Netz passiert jeden Tag etwas“, sagt Sprecher Jewtuschenko. Das betreffe von den kleinen bis zu den großen Leitungen so ziemlich jeden Bereich, sei aber derzeit ein normales Maß. Größere Vorfälle wie in Oslebshausen oder jetzt im Viertel habe man hingegen nicht so häufig.
300 Haushalte und BSAG betroffen
„Das war schon relativ viel in kürzester Zeit“, sagt auch Andreas Holling, Sprecher der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Die BSAG war von dem Rohrbruch am Sielwall insofern betroffen, dass die Linien 10 und N10 die Haltestelle Humboldtstraße am Sonntag von morgens um 4 Uhr bis abends um 21 Uhr nicht nutzen konnten. Stattdessen fuhren die Bahnen eine Umleitung über den Hauptbahnhof, den Schüsselkorb sowie Domsheide und Sielwall.
Es gebe mehrere Faktoren, die ein Rohr unter der Erde über Jahre und Jahrzehnte stressen und das Material ermüden ließen. Einer dieser Faktoren sei das Wetter. „Ist es nachts sehr kalt und tagsüber wärmer – wie aktuell seit einigen Wochen – zieht sich das Erdreich vereinfacht gesagt zusammen und dehnt sich wieder aus. Das übt Druck auf ein Rohr aus.“, sagt Jewtuschenko. Hinzu komme der Verkehr: Unter viel befahrenen Straßen übertragen sich Erschütterungen über das Erdreich direkt auf das Rohr. Vor allem der zunehmende Lastverkehr auf den Straßen habe seine Folgen.
Bei dem Vorfall am Wochenende im Viertel waren etwa 300 Haushalte betroffen, die dann kein Wasser bekamen. Die Versorgungsunterbrechung sei eine der „Nebenwirkungen“, wenn eine Wasserleitung platze. Unter anderem könne zudem eine unterspülte Fahrbahn oder Rad- und Fußwege dazu führen, dass Oberflächen versacken. Auch könne Sand in die Abwasserkanäle gespült werden, der dann entfernt werden müsse, erklärt Jewtuschenko.
Auch, wenn es im konkreten Fall für betroffene Anwohner natürlich nervig sei: „Wasserrohrbrüche gehören zum Leben in der Stadt leider dazu“, so der SWB-Sprecher. Das ganze Jahr über erneuere der regionale Ver- und Entsorger vorsorglich Leitungen im Stadtgebiet, da sie ihre technische Lebenserwartung erreicht haben. Oder Rohrbrüche würden gleich dazu genutzt werden, um Teilabschnitte direkt mit zu erneuern. In der Regel halten die Rohre für Wasser – je nach Material – mindestens 80 Jahre, so Jewtuschenko.