Und dann kommt die Diskussion natürlich doch noch darauf: Wie denn die Spitzenkandidatin zu den möglichen Koalitionen Jamaika und Rot-Rot-Grün stehe? Maike Schaefer (Grüne) erklärt nicht zum ersten Mal, dennoch geduldig, dazu keine Aussagen machen zu wollen. Doch die Frage aus dem Publikum drängt sich den Zuhörern vermutlich wegen der Gesprächskonstellation auf.
Auf Einladung des Wirtschaftsrats der CDU sprechen am Mittwoch Maike Schaefer und Carsten Meyer-Heder über innovative Verkehrskonzepte. Die Veranstaltung zur Mittagspause im Presseclub ist gut besucht. „Beim Thema Verkehr sind wir eng beieinander, bei anderen Thema nicht“, attestiert Schaefer auf eine Koalition mit der CDU angesprochen. In der Haushalts- und Finanzpolitik stimmten die Grünen wiederum mit der Linkspartei nicht überein.
Grüne setzen auf 365-Euro-Ticket
„Das stelle ich mir nicht einfach vor“, sagt Schaefer über ein Bündnis mit Rot-Rot. Doch auch mit der FDP gebe es das Problem. „Es hängt eher an den Dritten im Bunde.“ Carsten Meyer-Heder setzt locker seinen bereits erprobten Scherz, dass es mit ihm sicher kein Rot-Rot-Grün geben werde. Der Spitzenkandidat der CDU kann sich Jamaika sehr gut vorstellen. Da passt es, im Mittagsgespräch des Wirtschaftsrats oft übereinzustimmen. Es ist tatsächlich ein Gespräch, kein Duell.
Die Grünen setzen auf ein 365-Euro-Ticket – wie in Wien – für den ÖPNV. Der müsse deutlich attraktiver werden, sagt Schaefer. Bus- und Bahnfahrten komplett kostenlos anzubieten, sei aber nicht finanzierbar. Immer wieder merkt sie dabei in ihren Ausführungen an, dass Abstimmungen mit der BSAG und mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) in der Vergangenheit schwierig gewesen seien.
„Da bin ich ganz bei Carsten“, heißt es von Schaefer auf dessen Forderung, die Planung der Baustellen müsse besser koordiniert werden. Zurzeit gehe es vom Stau in der Überseestadt gleich in die nächste Baustelle in Walle. „Das ist nervig. Da beißt man ins Lenkrad.“ Meyer-Heder machte vorher deutlich, es gebe bei der Absprache auch mit Hansewasser und der SWB noch „viel Luft nach oben“. Maike Schaefer bedauert im Gespräch, dass es in Bremen kompliziert sei, Anwohnerparken durchzusetzen. Ihre Partei wünsche sich für Bremen zudem mehr Brücken. Der Plan für eine neue Weserquerung in die Neustadt sei am Koalitionspartner gescheitert. „Wir wollen das Projekt aber nicht aufgeben.“
Das Potenzial der Weser
Meyer-Heder will dagegen von seiner Idee, mehr Fähren auf die Weser zu bringen, nicht lassen, obwohl ein erstes durch ihn initiiertes Projekt nach wenigen Monaten gescheitert ist. Die „Alma“ sei einfach zu langsam gewesen und es habe ein Anleger auf der Neustädter Seite gefehlt, zieht Meyer-Heder Bilanz. Doch das Potenzial der Weser will er weiter schöpfen. Außerdem plädiert er überhaupt für mehr Experimente. Bremen könne seine „Kleinheit“ da gut nutzen.
Damit schafft er sich selbst die Überleitung zur Seilbahn – einer von ihm befürworteten Idee für die Überseestadt: „Eine Seilbahn ist nicht teurer als eine Straßenbahn.“ Schaefer sieht die dafür veranschlagten 75 Millionen Euro dagegen woanders besser aufgehoben. Übereinstimmung gibt es doch nicht in allen Punkten. Schon eine Veranstaltung der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU zeigte allerdings, dass Grüne und CDU im Bereich Verkehr Gemeinsamkeiten haben.
Im Mittagsgespräch geht es zwar immer wieder um Ideen für die Zukunft des Verkehrs, um Vorbilder in Kopenhagen und China, um Flugtaxis oder Carsharing, doch auch um Ärgernisse wie wildes Parken, Staus, „Kampfradler“ und kaputte Radwege. Letztere monierte Jörg Müller-Arnecke, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrats der CDU, der das Gespräch zusammen mit Theresa Gröninger, Vorsitzende des Jungen Wirtschaftsrats, moderierte.
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