Horn. Das Stück spielt vor langer, langer Zeit. Damals gab es die Erde schon, aber sie war noch nicht komplett eingerichtet. Hier kommen die „Gestalter aller Dinge“ zum Zuge. Sie entwickeln die Tier- und Pflanzenwelt. Und wie das so ist, gibt es einen Konflikt zwischen den alten Meister-
Gestaltern und den Junior-Gestaltern. Es gibt strenge Regeln für die Gestaltung:
So darf man die Tier- und die Pflanzenwelt nicht durcheinanderbringen. Die Junior-Gestalter wie Fedora und Rudolfo finden die Regeln doof. Sie möchten sie gerne überwinden.
Wäre es nicht schön, denken sie, wenn man Bäume hätte, die zwitschern können wie die Vögel? Oder wenn man Vögel machen könnte, die keine Eier legen, sondern Äpfel? Solche Gedanken sind den alten Meistern ein Dorn im Auge. Sie sorgen für eine Strafversetzung der Junioren in die Insektenwerkstatt. Das gefällt den Jungen gar nicht. Aber sie arbeiten fleißig. Allerdings finden sie die meisten der Insekten, die sie machen, nicht besonders schön. Natürlich mit Ausnahmen: Marienkäfer sind ganz schön – und Libellen.
Junior Rudolfo aber hat einen Traum. Er möchte ein Wesen gestalten, das schön ist wie eine Blume und gleichzeitig fliegen kann wie ein Vogel. Und er entwirft und entwirft bis zur Erschöpfung. Dann kriegt er einen Prototyp hin – solche Wesen kennt man heute als Schmetterlinge. Rudolfo präsentiert seinen Prototyp der weisen Alten. Die ruft eine Vollversammlung der Meister ein. Am Ende bekommen die Jungen die Schmetterlingswerkstatt und dürfen die leichtesten, schönsten Geschöpfe der Welt gestalten.
Geschichte von Gioconda Belli
Das Stück ist aus dem Kinderbuch „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ von Gioconda Belli entwickelt worden. Die Buchillustrationen von Wolf Erlbruch gaben Anregungen für die Entwicklung der Figuren – sie zeigen aber eine deutliche Eigenständigkeit. Dafür ist Mechtild Nienaber verantwortlich, in deren Ahauser Werkstatt diese zauberhaften Geschöpfe entstehen. Für die Dekoration zeichnet der Permakultur-Designer und Landschaftsgärtner Volker Kranz von Baumrausch verantwortlich.
Die Bühne ist als Höhle aus Zweig- und Blätterwerk gestaltet. Im Vordergrund steht ein Schreibtisch, hinter dem der Puppenspieler Platz nimmt.
Leo Mosler animiert die Figuren auf und neben dem Tisch. Die Regie führte Philip Stehmann.
Regisseur und Puppenspieler nehmen sich selbst zurück. Für sie steht die Geschichte klar im Vordergrund. Der Puppenspieler spricht und singt, und er wird dabei von einer feinen Tonbearbeitung unterstützt, die von der Assistentin sehr genau eingespielt wird. Die Tonspur besteht aus Erzählersprache und Musik. Sie ist professionell produziert. Der Puppenspieler muss einige Dinge synchron zur Tonspur machen. Das funktioniert ausgezeichnet. Die Musik stammt von Matthias Entrup.
Verantwortlich für die Produktion des Stücks ist das Figurentheater „Mensch, Puppe!“, das seinen Sitz in der Schildstraße im Ostertor hat. Hinter „Mensch, Puppe!“ stehen die Puppenspieler Jeanette Luft und Leo Mosler und der Regisseur Philip Stehmann. Die drei haben sich während ihres Studiums an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin kennengelernt. Das Ensemble baut eine Brücke zwischen den darstellenden und bildenden Künsten und sucht experimentierfreudig und anspruchsvoll immer wieder nach neuen Herausforderungen. So hat „Mensch, Puppe!“ unter anderem schon Produktionen mit der Shakespeare Company, der Kunsthalle und den Bremer Philharmonikern gestemmt. Mit den „kleinen Schulkonzerten“ unterstützt „Mensch, Puppe!“ die Musikvermittlung der Bremer Philharmoniker in den Grundschulen.
Der Spielort hätte nicht besser gewählt werden können: das Schmetterlingshaus der Botanika. Hier ist man einerseits mitten in der Natur, andererseits durch ein Glasdach vor Regen und Sturm geschützt. Ende Juni werden dort auch wieder echte Schmetterling flattern. Womöglich stammen ja auch diese Geschöpfe aus den Federn von Rudolfo und Fedora.