Das Land Bremen will mit rund zwei Millionen Euro aus dem Corona-Fonds die kostenlose Abgabe von sogenannten FFP2-Masken an besonders gefährdete Personengruppen ermöglichen. Bürgermeister Bovenschulte hatte das bereits am Sonnabend in seiner Regierungserklärung angekündigt, ohne dabei eine Summe oder Details zu nennen. „Wir wollen älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen einfacher als bisher ermöglichen, sich mit FFP2-Masken selber effektiv vor Ansteckungen mit Covid-19 zu schützen. Wir beraten derzeit mit der Apothekenkammer, wie sich eine möglichst gute Versorgung von Risikogruppen in der Praxis umsetzen lässt", sagte Bovenschulte.
Der Senat will mit dieser Initiative die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus ergänzen. Neben Verboten und Geboten gebe es damit auch ein Angebot. Dabei nimmt man wohl in Kauf, dass auch Personen profitieren, die sich entsprechende Masken selber leisten könnten oder auch gar nicht zu einer Risikogruppe gehören. Denn auf große Nachweise oder gar ärztliche Atteste will man bei der Aktion verzichten.
Klaus Scholz, Präsident der Bremer Apothekerkammer, bestätigt auf Anfrage, dass derzeit Gespräche über das Vorhaben stattfinden, betont jedoch zugleich, dass bislang noch keine Details festgelegt seien, wer sich wann und wo kostenlos eine Maske abholen könne. „Wir unterstützen das Anliegen des Bremer Senats grundsätzlich, müssen dabei aber natürlich die reguläre Arzneimittelversorgung sicherstellen.“ Denn die Vorstellung des Senats ist, die Masken durch die Apotheker ausgeben zu lassen, möglichst schon ab kommender Woche. Menschen über 65 und Angehörige von Risikogruppen sollen sich dadurch vor Ort schnell und einfach versorgen können.
Die Befürchtung der Apotheker: Lange Schlangen und Gedränge vor ihren Geschäften, sobald der konkrete Starttermin genannt ist. Scholz spricht deshalb von einigen Hürden, die noch zu nehmen seien, bevor die Idee des Senats Wirklichkeit werde. Vor allem möchte die Apothekerkammer die Gruppe der Anspruchsberechtigten möglichst genau eingrenzen. Lege man dabei die Kriterien an, die beispielsweise den Anspruch auf eine Grippe-Impfung begründen, könnte sich nach Einschätzung der Kammer nahezu jeder zweite Bremer eine kostenlose Maske abholen. „Das könnten wir dann nicht mehr bewältigen“, sagt Scholz. Auch bei der Logistik für die rund eine Million Masken seien noch Fragen offen.
Auch auf die Reserve achten
Unklar ist derzeit auch noch, ob dafür Masken aus Beständen des Gesundheitsressorts zur Verfügung gestellt werden können, die im Frühjahr angeschafft wurden. Die Bestände hatte das Land Bremen im April über eine eigens aufgebaute zentrale Beschaffung organisiert. Unter dem Eindruck von Versorgungsengpässen wurden Waren wie Schutzkleidung, chirurgische Masken und Desinfektionsmittel für etwa 27 Millionen Euro gekauft. Bislang wurde aber nur ein kleiner Teil genutzt, weil sich die Versorgungslage schneller normalisierte, als anfänglich befürchtet. Wenn jetzt auf diese Bestände zurückgegriffen werde, dann nur in einem Umfang, der auch künftig eine Reserve für Kliniken und Pflegeeinrichtungen sicherstellt, heißt es dazu aus der Senatskanzlei.
In dieser Sache ist auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aktiv geworden. Er will laut einem Bericht der Funke Mediengruppe 290 Millionen Masken aus Bundesbeständen, die in der ersten Phase der Pandemie angeschafft wurden, an Pflegeheime und ambulante Pflegedienste schicken. Die Einrichtungen sollen demnach jeweils 1000 hochwertige FFP2-Masken und 2000 einfache OP-Masken erhalten.
FFP-Masken
Das Kürzel FFP steht für den englischsprachigen Ausdruck „Filtering Face Piece“. FFP-Masken schützen vor partikelförmigen Schadstoffen wie Staub, Rauch und eben Aerosolon. Diese mikroskopisch kleinen Tröpfchen werden unweigerlich bei der Atmung produziert und gelten ab einer bestimmten Menge in der Atemluft als ein Übertragungsweg des Corona-Virus. FFP-Masken gibt es in den europaweit normierten Schutzstufen eins bis drei. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Filterwirkung. FFP- Masken sollen mindestens 95 Prozent der Aerosoltröpfchen aufhalten, FFP3 Masken mindestens 99 Prozent. Die vielfach vorgeschriebenen Alltagsmasken vermindern dagegen die Abgabe der Aerosole des Trägers an die Umgebung. Sie schützen daher vor allem die Mitmenschen.
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