Vegesack. Was hat eine Alge mit der Entwicklung von Klebstoffen zu tun? Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner weiß es seit Freitag. Bei der Eröffnung des "Spicarium" im ehemaligen Hafenspeicher auf dem Haven Höövt ging er mit vielen anderen geladenen Gästen auf Entdeckungsreise in Bremens maritime Zukunft und Vergangenheit.
Auf 500 Quadratmetern verteilt über zwei Etagen werden die Geschichte des Vegesacker Hafens und der früheren Lange-Werft, moderner Schiffbau und die Zukunft der Meerestechnik zusammengeführt. Mit modernen Medien und technischen Finessen, die nicht nur anschaulich vor Augen führen. Erlebnis durch Mitmachen ist angesagt. Die Eröffnungsbesucher hatten gestern ihren Spaß am Ausprobieren. Für ein Schwimm-Experiment wurden Knetschiffchen in einem Bassin zu Wasser gelassen. Finger tauchten in einen virtuellen Teich-sofort drängten sich Fische in einem schützenden Pulk zusammen. Eine Tafel daneben informierte, wie das Verhalten von Fischschwärmen Forscher zu energiesparenden Schiffsrümpfen inspiriert. Warum Seepocken auf Haifisch-Haut nicht haften und wie sich die Wissenschaft die Erkenntnis für Schiffsanstriche zu Nutze macht, lässt sich handfest im Reich der "Marinen Bionik" erleben. Hier schaut die Wissenschaft von der Natur im Meer ab.
Senator Günthner war gestern "beeindruckt" von der Ausstellung, die sein Ressort mit 1,2 Millionen Euro finanziert hat und zu der vielewissenschaftliche Einrichten und Firmen aus der Region mit Fachwissen und Exponaten beigetragen haben. "Die Ausstellung zeigt, welche maritimen Kompetenzen und Stärken Bremen zu bieten hat."
Meilenstein für Tourismus
Mit dem Spicarium sei ein "Meilenstein" auch für die touristische Entwicklung in Bremen-Nord gesetzt worden. Der Standort auf dem Gelände der ehemaligen Lange-Werft an der Weser, in Nachbarschaft zu Werften, Schulschiff und maritimer Meile sei wie geschaffen für ein Museum, das sich der maritimen Vergangenheit und Zukunft widme. "Die Ausstellung hätte keinen besseren Ort finden können."
Nun muss sich zeigen, ob das Spicarium auch die erwarteten Besuchermassen lockt. 30000 im Jahr sind laut Ausstellungsleiterin Christina Voigt die Zielmarke. Die Bremer Touristik-Zentrale unterstützt nach Kräften mit überregionaler Vermarktung. Ein halbes dutzend Gruppen "aus ganz Deutschland" hätten sich schon angemeldet, berichtete Voigt gestern. Finanzielle Starthilfe für die ersten fünf Jahre gibt die Kunst- und Kulturstiftung der Sparkasse Bremen.
Lobende Worte fanden gestern viele Gäste bei der Eröffnung der neuen Ausstellung. "Toll", lautete das Urteil von Iris Spiegelhalter-Jürgens. "Auch Kinder werden von den Mitmach-Stationen begeistert sein." Bernhard Hauke ist überzeugt: "Das Spicarium wird die maritime Meile beleben". Der Vorsitzende des MTV Nautilus hatte gestern ein Geschenk mitgebracht, das in der Ausstellung seinen Platz finden soll: eine alte Talje vom vereinseigenen Segellogger BV2.
Hans-Jürgen Gudenschwager, Professor für Schiffbau und Meerestechnik an der Hochschule Bremen, hatte die Ausstellungsmacher fachlich beraten. Sein Fachbereich hat auch zwei Bildwände für die Bionik-Abteilung beigesteuert. "Sehr positiv überrascht", ist Gudenschwager vom fertigen Ergebnis im Speicher. "Jetzt müssen Besucher das Museum mit Leben füllen. Ich bin sehr gespannt wie es angenommen wird."