Das im Hafen gesunkene Bremerhavener Museumsschiff „Seute Deern“ soll für 1,1 Millionen Euro geborgen werden. Die Arbeiten an dem Wahrzeichen der Seestadt müssten so rasch wie möglich beginnen, bevor die zu erwartenden Herbststürme den Dreimastsegler weiter gefährden. Das sagten Vertreter des Deutschen Schifffahrtsmuseums am Mittwoch. Das Geld kommt zu 90 Prozent vom Land Bremen, zehn Prozent übernimmt die Stadt Bremerhaven.
Die 100 Jahre alte „Seute Deern“ hat in ihrem Jubiläumsjahr nichts als Ärger. Erst brannte es im Februar aus ungeklärter Ursache auf dem Vorschiff nahe der Küche. Dann versagten am vergangenen Donnerstag die Pumpen, die das als Restaurant genutzte Schiff flott halten. Einen Tag später sackte die „Seute Deern“ mit vollgelaufenem Rumpf auf den Boden des Hafenbeckens. Seitdem liegt sie mit Schlagseite im Alten Hafen.
Rumpf macht seit jeher Probleme
Auf die Finanzspritze hatte sich der Lenkungsausschuss für den Museumshafen bereits am Dienstagabend verständigt. Dabei stehen für das „Süße Mädchen“, so der aus dem Plattdeutschen übersetzte Name, noch ganz andere Ausgaben im Raum. 1,4 Millionen Euro sind im Mai von Bund, Land und Stadt bewilligt worden, um eine umfassende Sanierung zu planen. Deren Kosten hat das Museum vorerst auf 32 Millionen Euro beziffert.
Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) sagte einer Mitteilung zufolge, es sei „sofortiges Handeln geboten“. Noch am Mittwoch genehmigte sie die Bergung und gab eine Finanzierungszusage für den Löwenanteil der geplanten Bergungskosten. Erst nach der gelungenen Bergung könne man abschätzen, ob und in welcher Form die „Seute Deern“ realistisch saniert werden könne, sagte der Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). Die Stadt und das Museum wollen das Schiff möglichst erhalten.
Probleme mit dem Holzrumpf hat der Segler schon, seit er 1919 als „Elisabeth Bandi“ in den USA vom Stapel lief: Durch Spalten dringt Wasser ein, der Rumpf war schon immer anfällig für Fäulnis, Wurmfraß und Muschelbefall. Deshalb tut auch das derzeitige Liegen im stehenden Hafengewässer der „Seute Deern“ nicht gut. Zum Vergleich: Das 39 Jahre jüngere Marineschulschiff „Gorch Fock“ – ein noch teurerer Sanierungsfall – hat einen Stahlrumpf.
Wegen des schlechter werdenden Wetters sah Gutachter Hans-Joachim Möller bei dem Schiff „Gefahr in Verzug“. Seinem Plan nach sollen zuerst von einem schwimmenden Kran aus die Masten und Rahen demontiert werden. Dann müsse der Rumpf mit luftgefüllten Hebesäcken gehoben werden. Diese Bergung werde etwa 20 Arbeitstage dauern.
Am Donnerstag beginnen zudem Arbeiten in Kooperation mit der Hochschule Bremerhaven. Laut Museum werden Studierende der Maritimen Technologien dann mit einem Unterwasserroboter den Rumpf des Schiffes abfahren und filmen. Ziel ist, dass das sogenannte Remotely Operated Vehicle neue Erkenntnisse über den derzeitigen Zustand des Schiffes liefert.
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