Neustadt. Einen Tag der offenen Tür bieten viele Schulen – die Wilhelm-Kaisen-Oberschule (WKS) will damit zeigen, wie offen sie dem Stadtteil gegenüber stehen. Gleich im Eingang stehen am Tag der offenen Tür ein paar Dachdecker. Sie lassen Schüler um die Wette hämmern und Dachpfannen auf einem Gestell auslegen. In der Aula stellt die 2013 gestartete Schülerfirma, die seither stetig gewachsen ist, aus. Fein dekorierte Schmuckfliesen, Schalen mit Mustern oder zierliche Ohrhänger stammen aus der Keramikwerkstatt.
T-Shirts und Taschen, zum Beispiel mit dem Wortspiel Huckelbag bedruckt, Postkarten und Hefte hat die Siebdruckerei für diesen besonderen Tag gefertigt. Und dann hängen da noch Lampen als Lichterketten, jedes Licht mit einem Lampenschirm aus Pappmache aufgewertet und dekoriert. All diese Dinge präsentieren und bieten die Schüler der Firma im Stadtteil an, beispielsweise in Senioreneinrichtungen, wo man sich über Besuche der Schüler freut und auf hübsche Dekorationen Wert legt. Helene Brand-Bogert ist Lehrerin und unterstützt die Schülerfirma für die heute Avan, Dlin, Defne und Paula ihren Dienst am Stand leisten.
Engagierte Elternsprecher
Inzwischen hat Schülerin Edda Peetz ihr Spiel auf der Bühne der Aula am schwarz glänzenden Flügel beendet und die Schülerband stimmt Bob Dylans Klassiker „Nagin‘ on Heavens Door“ an. Der da auf der Gitarre den Gain und Twang zaubert, ist der Sohn von Silvia Stechow, eine der vier Schulelternsprecher. Sie wurde durch die Eltern erst in den Beirat und dann zur Schulelternsprecherin gewählt.
„Wir vertreten die Schule nach außen“, gibt Stechow zuerst Auskunft und meint damit auch den Kontakt zur Bremer Politik, wenn es darum geht, sich für eine Schulbibliothek und Werkräume einzusetzen. Beides wird von Immobilien Bremen durch räumliche Umbauten unterstütz und ist genehmigt worden. „Wir und die Schulleitung sind sehr engagiert“, diese Aussage mag man Silvia Stechow glauben, die eine kurze Pause vom Waffelbacken und Verkauf macht, wenn sie nebenher erzählt, wie die Jugendräume mit Küche in der ehemaligen Hausmeisterwohnung entstehen.
Dort wird es Hausaufgabenhilfe, Betreuung, aber auch nachmittags freie Aktivitäten von Gruppen aus dem Stadtteil geben, wie Kochkurse, oder Treffpunkte für Exkursionen, die über die normale Schulzeit hinausgehen. „Wir haben den Antrag der Schülersprecher mit ihnen und der Schulleitung diskutiert, der die Handynutzung in Pausen an der WKS erlaubt“, beschreibt Stechow die schulische Zusammenarbeit. Herausgekommen ist eine Probephase, der von Schülern vorgeschlagenen, sehr detailliert geregelten Handynutzung.
300 Essen täglich
Sabine Westermann zwängt sich aus der Küche an der Schlange zu den Waffeln vorbei. Westermann ist die Herrin der Schulküche, die täglich 250 bestellte Essen ausgibt und zusätzlich etwa 50 weitere Hungrige versorgt. Weiter bietet sie im Kiosk der Schule täglich Snacks für zwischendurch an: von Apfelschorle bis zu kleinen Tomatenbaguettes. 540 Schüler und mehr als 60 Mitarbeiter sind ihre täglichen Kunden. Die internationale Offenheit der WKS, mit ihrem regelmäßigen Schüleraustausch mit Hastings in Südengland oder wie dieses Jahr mit einem zusätzlichen Schüleraustauschprojekt in die Türkei, wird hier durch die internationale Schülerschaft und durch das Sprachenangebot in einem Extraraum ausgestellt. Eraslan Elif, Sprachbeauftragte der WKS, berät zur durchgängigen Sprachförderung an der Schule, wozu ein Sprachstandstest in der fünften Klasse für alle Schüler gehört.
Dazu kommt die Empfehlung zur Fremdsprache, ein halbes Jahr nach dem Test – inclusive individueller Empfehlungen zu Lerninhalten. „Uns fehlt es an türkischer Sprachdidaktik“, sagt Eraslan Elif. Was sich wie ein Mangel anhört, relativiert sich, wenn man weiß, dass die WKS die erste Schule Bremens ist, die Türkisch für Einsteiger mit nicht türkischer Muttersprache anbietet.
Hier Lernspiele in Mathematik, dort die Segeljolle, die Schüler selbst gebaut haben und ihren Segelschein dabei erworben haben, in Chemie Metallgewinnung und selbstorganisiertes Lernen: Die Wilhelm-Kaisen-Schule ist breit aufgestellt. Das sehen die knapp 400 Besucher auch, wenn sie die vielen Bekenntnisse der Schule lesen, die auf vielen Schildern in den Gängen der Schule hängen: „Schule ohne Rassismus/ Schule ohne Diskriminierung“, „Unesco-Projektschule im Grünen“, „Schule im Aufbruch“ und „Partnerschule des Universum Bremen“ steht da.
Oliver Seipke, Schulleiter der Wilhelm-Kaisen-Oberschule ist angesichts des Tages der offenen Tür voller Dank an das Kollegium, die Schülerschaft und die Eltern: „Danke für die nachhaltige pädagogische Arbeit und für die positive Schulentwicklung in Randlage zum Stadtteil. Wir sind inhaltlich und konzeptionell gut aufgestellt, bieten Potenzialen alle Möglichkeiten sich zu entfalten“.