Zahlen und Statistiken sind eine schöne Sache: Sie erlauben Vergleiche, verdeutlichen Entwicklungen und bringen Dinge auf den Punkt. Auf der anderen Seite sind nicht alle Zahlen gleich wichtig, und manche sind auch überhaupt nicht wichtig. Fast täglich erreichen den WESER-KURIER Ranglisten, die etwas skurril anmuten. Beispiel gefällig? Bremen gehört zu den „heißesten Grill-Spots Deutschlands“. Der Unisee liegt demnach bundesweit auf Platz 11 der beliebtesten Grillplätze, dicht gefolgt vom Werdersee auf Platz 14. Erhoben hat das keine Universität und auch kein Institut, sondern der Lebensmittellieferant Hello Fresh.
Bei dieser und vielen anderen Ranglisten stellt sich häufig die Frage: Muss ich das wirklich wissen? Die Antwort darauf fällt natürlich – je nach Interesse – unterschiedlich aus. Noch wichtiger ist deshalb eine andere Frage: Stimmt das überhaupt? Zahlen sind einerseits ein hilfreiches Argument, andererseits lassen sie sich fast nach Belieben produzieren und interpretieren.
Testen Sie Ihr Wissen
Also: Was soll das überhaupt sein, ein heißer Grill-Spot? Die Macher der Erhebung haben nach eigener Aussage für jede der zehn größten deutschen Städte alle verfügbaren Grillplätze recherchiert. Ob das in dieser Vollständigkeit überhaupt möglich ist, sei mal dahingestellt. Wichtiger sind die Kriterien, anhand derer die Rangliste erstellt wurde. Ein Blick in die Methodik zeigt, dass die Autoren Hashtags bei Instagram und Google-Rezensionen ausgezählt haben. Sprich: Erstens sind nur Social-Media-Nutzer berücksichtigt worden, zweitens nur solche mit bestimmten Accounts und drittens nur diejenigen, die ihre Grillpräferenzen dort aktiv kundtun.
Fairerweise muss man sagen, dass diese Erhebung trotz weiterer Mängel noch zu den besseren ihrer Art gehört. Wissenschaftlicher Überprüfung hält sie zwar nicht stand, und auch der Erkenntnisgewinn ist überschaubar – aber immerhin bemühen sich die Autoren um schlüssige Erklärungen zu ihrem Vorgehen.
Fragwürdig wie zahlreich sind jene Ranglisten, die Äpfel mit Birnen vergleichen wollen. Immer wieder davon betroffen sind Bundesländer-Vergleiche. Eigentlich ist es ja logisch: Bremen ist das kleinste Bundesland, weshalb der Vergleich von absoluten Zahlen in den seltensten Fällen sinnvoll ist. Trotzdem bewirbt zum Beispiel die Plattform onlinecasinosdeutschland.com ihre große „Wer wird Millionär?-Analyse“ mit einem vorletzten Platz Bremens. Aus der Show von Günther Jauch floss viel weniger Geld nach Bremen als in das 18 Millionen Einwohner umfassende Nordrhein-Westfalen – wer hätte das gedacht?
Abgerundet wird das selbst erhobene Zahlenmaterial gerne durch interessante Herleitungen und Schlussfolgerungen. Das Internetportal schoenheitsklinik.info sieht ein wachsendes Interesse an Schönheitsoperationen. Eine Erklärung dafür lautet: "So hat die Maskenpflicht dazu geführt, dass sich Menschen gerade jetzt für Schönheitsoperationen im Gesichtsbereich interessieren. Die Maske versteckt dabei anfängliche Spuren einer gerade durchgeführten Operation."
Im Quiz können Sie Ihr Wissen zu Statistiken testen, die für sich in Anspruch nehmen, etwas über Bremen auszusagen. Ob dem so ist oder nicht: Erkenntnisse liefern sie allemal – und sei es nur die, dass Zahlen nicht immer für sich selbst sprechen.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!