Daniel Libeskind hat am Freitag seine Pläne für das Bremer Sparkassen-Areal am Brill vorgestellt. Der US-amerikanische Architekt, weltweit einer der renommiertesten seiner Zunft, will auf dem 11 000 Quadratmeter großen Areal unter anderem vier Türme errichten. Sie sollen unterschiedlich hoch werden und in der Spitze 98 Meter erreichen. Auftraggeber der spektakulären Bauten sind die Brüder Pinchas und Samuel Schapira aus Israel. Sie haben das Grundstück von der Sparkasse Bremen übernommen, können allerdings bis Ende 2020 noch von dem Kauf zurücktreten. Als Investitionsvolumen werden mehrere Hundert Millionen Euro angenommen.
„Ich habe mich sehr von Bremen inspirieren lassen, einer Stadt der Architektur, Musik und Kultur“, sagte Libeskind bei der Präsentation. Die Entwicklung des Areals am Brill werde ein zukunftsweisendes Lebensgefühl des 21. Jahrhunderts vermitteln. Der Architekt hat in Deutschland unter anderem das Jüdische Museum in Berlin entworfen, das Zentralgebäude der Leuphana-Universität in Lüneburg und das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück.
Bis auf das denkmalgeschützte Sparkassengebäude mit der historischen Kassenhalle werden auf der Fläche zwischen Brill, Hankenstraße, Jakobistraße und Bürgermeister-Smidt-Straße sämtliche Gebäude abgerissen. Das 113 Jahre alte Haus mit seinen Stilelementen aus Barock, Renaissance und Jugendstil soll nach den Umbauten unter anderem ein Hotel beherbergen. Die Kassenhalle wird nach den Vorstellungen von Libeskind für den Publikumsverkehr geöffnet, um, wie der Architekt sagt, einen öffentlichen Platz in der Mitte des Objekts zu schaffen.
Der eigentliche Clou
In den neuen Gebäuden mit niedriger Fassadenhöhe sind Büros, Bildungseinrichtungen, ein Fünf-Sterne-Hotel und Studentenwohnheime vorgesehen. Zu den Plänen gehört ein Haus, das von Kulturschaffenden genutzt werden soll. Entlang der Bürgermeister-Smidt-Straße und der Straße Am Brill stellen sich der Architekt und seine Auftraggeber Einzelhandel vor.

Innenhöfe mit mehreren Eingängen sollen Plätze des öffentlichen Lebens werden.
Eigentlicher Clou der Entwürfe sind die vier Türme. Libeskind, der sein Büro in New York City betreibt, bezeichnet sie als niedrig bis mittelhoch. In den Hochhäusern soll es Seniorenwohnungen, voll möblierte Appartements und weiter oben auch Luxuswohnungen geben. Außerdem ist ein Drei-Sterne-Hotel geplant. Die Dächer sind terrassenförmig angelegt und werden bepflanzt. Von einem sogenannten Sky-Café aus blicken die Gäste über den historischen Kern der Stadt. Viel Grün auch auf den geschwungen angelegten Balkonen, sodass aus Sicht des Architekten in den oberen Etagen der Anlage eine parkähnliche Atmosphäre entsteht, die den Komplex auflockern soll.
Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) hat am Freitag mit Zurückhaltung auf die Entwürfe reagiert. „Ich begrüße es sehr, dass die Investoren es nun ermöglichen, dass die Bremerinnen und Bremer sich selbst ein Bild von den spannenden Libeskind-Plänen für das ehemalige Sparkassengelände am Brill machen können“, sagte Sieling. Für die jetzt beginnende Diskussion sei es von großer Bedeutung, dass ein Gestaltungsgremium verabredet worden sei, in dem das Vorhaben von Architekten und Baufachleuten auf Herz und Nieren geprüft werde. „Erst danach können weitere Entscheidungen getroffen werden.“
Auch Sielings Herausforderer bei der Bürgerschaftswahl am 26. Mai hält sich noch bedeckt: „Es ist überfällig, dass die Pläne für das Sparkassen-Areal endlich öffentlich präsentiert werden und nicht weiter im Rathaus der Geheimdiplomatie unterliegen“, erklärte Carsten Meyer-Heder. Der Entwurf von Libeskind sei eine gute Grundlage, die nun weiterentwickelt und diskutiert werden müsse. Zukunftsweisende und außergewöhnliche Architektur könne ein Image-Gewinn sein.
++ Diese Meldung wurde am 6. April um 21:00 Uhr aktualisiert. ++