Der Anker, den sie in ihrer Speckflagge haben, kann noch nicht gelichtet werden – noch sind nämlich nicht alle Mann (und Frauen) an Bord. „Wissenschaft/Häfen“ ist das neueste Schiff in der Flotte der Bremer Ressorts, inhaltlich zusammengezimmert erst in den Verhandlungen über die Aufteilung der Themenfelder zwischen SPD, Grünen und Linken nach der Bürgerschaftswahl.
Häfen als Behördentitel sind übrigens eine Bremensie. In anderen Bundesländern mit Nähe zum Meer wie Hamburg, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein werden Schifffahrt und Häfen nicht namentlich betont. Angesiedelt sind sie in den Wirtschaftsressorts – so war es auch in Bremen in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und seit 1999 Tradition. Nach der Wahl im Mai 2019 hatte die SPD darauf beharrt, die Häfen weiter verantworten zu wollen, das Wirtschaftsressort aber beanspruchten die Linken. Das Tauziehen endete sozusagen unentschieden und man einigte man sich auf ein neues, zehntes Ressort, auch, um die Gewichte der drei Regierungsparteien entsprechend auszutarieren.
Senatorin Claudia Schilling (SPD) ist nun die einzige in der Senatorenriege, die für zwei Behörden gleichzeitig zuständig ist – das Justizressort agiert verwaltungstechnisch eigenständig –, und sie muss rund um die Fachabteilungen Häfen und Wissenschaft, die aus dem seit der Wahl wie Wirtschaft von den Linken besetzten Gesundheitsressort herausgelöst wurde, eine neue aufbauen. Das führt zu einigen Umwälzungen innerhalb der Verwaltungen der beiden beteiligten Häuser, und nicht alles verläuft, so ist es zu vernehmen, reibungslos.
Noch arbeiten die zwei Fachabteilungen für Häfen und Wissenschaft räumlich getrennt von der Zentrale. Geplant ist, sie bis möglichst Ende des Jahres in die dreieinhalb Etagen in der Katharinenstraße umzusiedeln. Parallel muss die zentrale Abteilung, die in jeder Behörde den internen Haushalt, Personal und beispielsweise die IT verantwortet, erst noch geschaffen werden. Koordiniert wird der Aufbau von einer eigens dafür beim Staatsrat angesiedelten Stelle. „Dieser Prozess des Aufbaus ist komplex und braucht seine Zeit“, sagt Ressortsprecher Sebastian Rösener, „auch wenn man sich natürlich wünscht, dass es so schnell wie möglich geht.“ Bislang übernimmt zentrale Aufgaben wie zum Beispiel die Personalverwaltung noch die Verwaltung der Wirtschaftsbehörde. „Es gibt eine Kooperationsvereinbarung, die stufenweise ausläuft“, erklärt Rösener.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl muss sich erst noch entwickeln
Viele neue Mitarbeiter, dazu bereits erfahrene aus den Häusern Gesundheit und Wirtschaft, die in das neue Ressort wechseln: Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl muss sich erst noch entwickeln. Die Senatorin setzt in regelmäßigen Abständen Versammlungen für alle der knapp 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der senatorischen Behörde an, bei denen über den Stand des Ressortaufbaus informiert wird. Ebenso sei der Gesamtpersonalrat eingebunden, sagt ihr Sprecher.
Ob sich die Bündelung der Themenfelder Wissenschaft und Häfen in einer Behörde als dauerhaft erfolgreich erweist, muss sich erst noch zeigen. Rösener: „Zwischen Wissenschaft und Häfen gibt es viel mehr Überschneidungen, als man zuerst vielleicht denkt.“ Zum einen in ihrer Bedeutung als wichtige Wirtschaftsfaktoren. „Jeder fünfte Arbeitsplatz im Land hängt direkt von der Hafenwirtschaft ab“, sagt Rösener, „jeder siebte vom Bereich Wissenschaft.“ Zum anderen erforscht die Bremer Wissenschaft traditionell gerne und erfolgreich alles, was mit dem Meer zu tun hat – wo in einigen Fällen dann auch die Häfen ins Spiel kommen.
Ein Beispiel ist das seit 2019 laufende Forschungsprojekt „Sharc“, in ihm arbeitet unter anderem das Institut für Kreislaufwirtschaft der Hochschule Bremen zusammen mit Siemens, Experten für Künstliche Intelligenz und anderen Partnern an Konzepten für CO2-neutrale Häfen. Koordiniert wird es von der Gesellschaft Bremenports, die für die Behörde sämtliche Hafeninfrastruktur betreut. Ein anderes Beispiel für die Verknüpfung der Themen ist das Modellprojekt im Lune-Delta. In ihm wird grüner Wasserstoff auch als Antriebsform für die Schifffahrt und die maritime Wirtschaft erforscht.
Grundsätzlich muss „SWH“ dafür sorgen, dass Häfen und Hochschulstandort international wettbewerbsfähig bleiben. Das gilt auch für den Hans-Koschnick-Airport, der ebenfalls zum Einflussbereich der Behörde zählt und der aufgrund von sinkenden Passagierzahlen und nötigen Investitionen in Höhe von rund 80 Millionen Euro zu den stadteigenen Sorgenkindern zählt. Große Hafenprojekte, für die das Ressort verantwortlich ist, sind zum Beispiel der Ersatz der Kaje 66 oder der Neubau der Columbuskaje. Eine zentrale Aufgabe für den Bereich Wissenschaft ist es, den gleichnamigen Plan umzusetzen und weiterzuentwickeln, in dem zunächst bis 2025 der finanzielle und inhaltliche Rahmen für die Hochschulen des Landes beschrieben ist.
