Alte Neustadt. Eine grüne Oase inmitten der Stadt: Aus Holz gezimmerte Beete, Sitzgelegenheiten mit Sonnensegel, Komposthaufen, Regenwassertonne und viel, viel Grün. Nur noch die Pflastersteine erinnern heute an das einst triste Dasein des Lucie-Flechtmann-Platzes, kurz Lucie.
Am vergangenen Samstag luden die Aktiven zum Sommerfest in den Lucie-Stadtgarten ein. Der Rauch des Lehmofens stach den Besuchern bereits auf den angrenzenden Parkplätzen in der Nase. In ihm sollten später die von den Besuchern belegten Pizzen ausgebacken werden. Insgesamt zwölf Kilo Mehl wurden zu einem Hefeteig verarbeitet. Er sollte für 150 Pizzen reichen, so die Kalkulation. Das Gemüse für den Belag stammte aus den Containern der umliegenden Supermärkte.
Den freiwilligen Helfern auf der Lucie geht es um bewussten und nachhaltigen Konsum. Als im Juni 2013 der öffentliche Gemeinschaftsgarten eröffnete, lag der Platz bereits seit zehn Jahren brach. Initiiert wurde das Projekt von einigen Nachbarn, Bewohnern des angrenzenden Seniorenwohnheims und der nahegelegenen Kita. Ob in großen Beeten, die von sogenannten „Beetpaten“ bepflanzt werden, oder in einfachen Kübeln oder Plastikkisten, überall auf dem Platz grünt es.
Um den Ertrag der Pflanzen auf der Lucie zu steigern, steht seit Kurzem ein Bienenstock auf dem Dach eines Containers. Armin Schmid schaffte das Volk für die Lucie an und eignet sich zurzeit das notwendige Wissen in einem Imkerkurs an. Die ersten Gläser „Lucie-Honig“ konnte er bereits abfüllen.
Unterstützung bekam Schmid von einem befreundeten Imker. „Wir nehmen nicht den gesamten Honig aus den Waben, sondern lassen den Bienen einen Teil ihres Ertrags im Bienenstock“, sagt Armin Schmid. Er ist von Beginn an in dem Projekt um den Stadtgarten auf dem Lucie-Flechtmann-Platz aktiv und half bei der Organisation des Sommerfests.
Auf der Lucie seien sie zwischen zehn und 15 feste Mitglieder, die sich in kleineren Arbeitsgruppen organisieren, sagt Schmid. Nach dem Motto „Gärtnern, gießen, genießen“ treffen sich die Aktiven wöchentlich im Plenum und besprechen neue Ideen, Projekte und verteilen die Aufgaben. Der Gießdienst beispielsweise wechselt jede Woche. Der Dienst ist dafür zuständig, dass die Pflanzen auf dem Platz versorgt sind. Die wöchentlichen Treffen sind für alle Interessierten offen.
Für das Sommerfest hatten die Lucie-Mitglieder ein buntes Rahmenprogramm mit Essen, Trinken, Künstlern, Bands und Projekten für Groß und Klein zusammengestellt. Auf der provisorischen Bühne spielten unter anderem „Phil (Impro mit Loop und Gitarre)“, so zumindest stand es auf dem Programm. Eigentlich seien sie gar keine Band, sagt Leadsänger Daniel.
Die Freunde spielen zwar seit einem Jahr ab und zu zusammen, eine Bandgründung habe es aber noch nicht gegeben. Als wenige Tage vor dem Fest eine Gruppe absprang, nahmen sie kurzfristig den Auftritt wahr. Sie sehen es als eine Möglichkeit gemeinsam Musik zu machen und sich auszuprobieren, sagt Schlagzeuger Phil. Das Bühnenprogramm reichte von Singer-Songwritern an der Gitarre bis hin zu Djs, die Reggae oder Elektro auflegten. Wer als nächstes spielt, ist nicht immer ganz klar. Das Programm dient eher als grobe Richtlinie: „Wir nehmen es hier nicht ganz so genau“, sagte Schmid.
Johanna ist seit zwei Monaten Mitglied im Stadtgarten. Auf dem Sommerfest betreute sie das Kinderschminken. Die kleinen Besucher standen bei ihr Schlange. Jola aus der Neustadt wollte eine Prinzessin werden, ihre Zwillingsschwester Juni (beide drei Jahre alt) lieber ein Hund. Frauke Scheibel saß ihnen gegenüber und lackierte passend zur Schminke die kleinen Fingernägel. Sie engagiert sich seit Anfang des Jahres im Stadtgarten Lucie.
Für Scheibel ist die Arbeit auf freiwilliger Basis ein willkommener Ausgleich zu ihrem Psychologiestudium. Neben dem Sommerfest wird es in diesem Jahr auch ein Herbstfest auf der Lucie geben. Außerdem findet an jedem letzten Sonntag im Monat auf dem Platz ein Flohmarkt statt. Anstelle einer Standgebühr wird um eine Kuchenspende gebeten.