Mit dem Anstieg der Corona-Infektionen gilt der Blick der Behörden vor allem auch den Kitas und Schulen. Stand Freitagmorgen zeigte die Statistik: Seit Ende der Sommerferien wurden in der Stadt Bremen bislang an insgesamt 36 Schulen 53 Schüler und 13 Lehrkräfte beziehungsweise pädagogisches Personal positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Bildungsbehörde dem WESER-KURIER mitteilt. An den insgesamt 181 Schulen in der Stadt Bremen werden etwa 70.000 Schüler unterrichtet. In den 434 Kitas, in denen 23.000 Kinder betreut werden, wurden bislang in drei Kitas drei Kinder positiv getestet.
Größere Ausbrüche gab es an Schulen oder Kitas demnach bislang nicht, dennoch sind Gesundheitsamt und Bildungsbehörde wegen der aktuellen Entwicklung alarmiert. „Das Infektionsgeschehen in Bremen steigt stark an, und wir müssen vorsichtig sein“, betont Annette Kemp, Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Oberstes Ziel sei es, Zugang und Teilhabe in Schule und Kita aufrechtzuerhalten und abzusichern. Ende der Woche habe die Senatorin in einer Videoschalte mit allen Schulleitungen bekräftigt, sich an die bestehenden Regeln zum Schutz vor einer Ausbreitung von Corona-Infektionen zu halten – zum Beispiel an den Abstand.
„Es sollen Situationen vermieden werden, in denen alle Erwachsene – das gesamte Kollegium, pädagogische Mitarbeiter, Schulsozialarbeiter – in Präsenz in einem Raum zusammenkommen“, gibt Kemp die Senatorin wieder. Der Aufenthalt aller in einem Raum gefährde den Schulbetrieb. Denn: Bei einem positiven Test würden zunächst alle Personen, die sich in dem Raum anwesend waren, vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Besprechungen in kleineren Gruppen, per Video oder Telefonkonferenz seien möglich und notwendig.
Schüler und Beschäftigte in Schulen seien auch Privatmenschen. Sie hätten Familie, gingen in Vereine und feierten. Die Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt habe gezeigt, dass sich einige der Positivfälle etwa auf Partys zurückführen ließen. „Das heißt: Ansteckungen in der Schule gehören keinesfalls zur Regel. Sie werden aber auf Schule und nicht auf ‚Party‘ oder etwa ‚Verein‘ gebucht“, so die Behördensprecherin.

Hajo Zeeb, Uni-Professor und Abteilungsleiter am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS.
Gesundheitsamt und BIPS übernehmen die Bewertung
Um vor allem auch angesichts der Zunahme von Corona-Fällen und dem damit steigenden Risiko, dass sich Infektionen auch an Schulen sowie Kitas ausbreiten, setzen Gesundheits- und Bildungsbehörde auf ein weiteres Instrument. Künftig sollen regelmäßige Sonderberichte zum aktuellen Infektionsgeschehen an den Einrichtungen verfasst werden. Neben dem Gesundheitsamt, bei dem die Federführung liegt, übernimmt das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS diese wissenschaftliche Bewertung.
Im Juli wurde der Auftrag erteilt, angedacht waren zunächst auch stichprobenartige, präventive Testungen von Beschäftigten und Schülern auf freiwilliger Basis. „Aufgrund der Auslastung der Labore wegen der anlassbezogenen Testungen und weil das Personal im Gesundheitsamt wegen der aktuellen Entwicklung sehr gebunden ist, konzentrieren wir uns zunächst auf die Einordnung des aktuellen Infektionsgeschehens“, sagt Hajo Zeeb, Uni-Professor und Abteilungsleiter am BIPS.
Basis für die Sonderberichte sind laut Zeeb die vom Gesundheitsamt bestätigten Corona-Fälle und die Ergebnisse der Kontaktnachverfolgung. Containment-Scouts des Gesundheitsamts befragen positiv Getestete, wo sie sich in einem bestimmten Zeitraum vor der Infektion aufgehalten haben und mit wem sie Kontakt hatten. Zeeb: „Wir wollen wissen, wer betroffen ist, wo sich die positiv Getesteten infiziert haben – und wir wollen die Situation mit anderen Bundesländern vergleichen. Die Frage dabei: Wie gut sind wir aufgestellt, auf welche Maßnahmen kommt es an? Es geht um Kontrolle und Überblick zur Verbreitung.“ In den Berichten sollen daher auch bei Bedarf Empfehlungen ausgesprochen werden.
Besondere Bedeutung hat laut Zeeb die Kontaktnachverfolgung: „Vor allem möglichst lückenlose Angaben der positiv Getesteten. Menschlich ist es nachvollziehbar, dass man vielleicht nicht immer jeden Kontakt angeben will, wenn es sich etwa um private Feiern handelt. Aber wir befinden uns in einer Pandemie, da gibt es ein übergeordnetes Interesse und Verantwortung.“