Nachdem bei der SPD ein Vorschlag für die Listenrangfolge ihrer Bürgerschaftskandidaten auf dem Tisch liegt, haben erste bekanntere Genossen ihre Kandidatur zurückgezogen. Wie berichtet, hatte am vergangenen Wochenende die sogenannte Mandatskommission der Partei eine vorläufige Kandidatenliste beschlossen, die noch der Bestätigung durch einen Parteitag des SPD-Unterbezirks Bremen-Stadt bedarf.
Angeführt wird sie von Bürgermeister Carsten Sieling und Bildungsenatorin Claudia Bogedan. Auf den aussichtsreichen Plätzen, die einen Einzug ins Parlament über die Liste garantieren würden, finden sich neben den amtierenden Senatoren mehrere langjährige Abgeordnete und Spitzenvertreter der Parteigliederungen.
Legt man die jüngsten Umfragen zugrunde, dürfte die SPD-Liste höchstens bis etwa Platz 20 „ziehen“. Wer dahinter steht, kann nur hoffen, über Personenstimmen in die nächste Bürgerschaft zu gelangen. Das neue Wahlrecht, das von der Bürgerschaft im Frühjahr beschlossen wurde, legt die Latte hierfür allerdings ziemlich hoch.
In den Parteien wird davon ausgegangen, dass mindestens 3000 Personenstimmen erforderlich sind, um von einem hinteren Listenplatz aus ins Parlament zu kommen. Selbst langjährige Abgeordnete mit starkem Standing in ihrem jeweiligen Stadtteil dürften große Mühe haben, eine solche Marke zu erreichen. Daniel de Olano, stellvertretender Beiratssprecher in der Östlichen Vorstadt und eines der bekannteren Gesichter der Viertel-SPD, hat hieraus Konsequenzen gezogen.
Die Mandatskommission hatte ihm Platz 65 zugewiesen. Nein, danke, sagt de Olano, er zieht seine Kandidatur zurück. „Eine gewisse Enttäuschung lässt sich nicht abstreiten“, so de Olano im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Mit einer so niedrigen Platzierung ergebe es für ihn keinen Sinn, neben seinen vielfältigen beruflichen und ehrenamtlichen Verpflichtungen „mit vollem Engagement als Kandidat in den Bürgerschaftswahlkampf 2019 zu ziehen“.
Als Kritik an der Parteiführung oder der Mandatskommission wolle er diesen Schritt nicht verstanden wissen, betont der Kultur-Aktivist. „Die Namen, die jetzt auf der Liste vorne stehen, machen schon irgendwie Sinn.“ Zudem sei er sich der schwierigen Ausgangslage für seine persönlichen Ambitionen bewusst gewesen.
"Damit kann ich nicht viel erreichen"
Gemeint ist: Mit Bürgermeister Sieling und weiteren Schwergewichten wie Andreas Bovenschulte und Arno Gottschalk gab es aus dem Ortsteil Mitte / Östliche Vorstadt bereits drei männliche Kandidaten, an denen auf der Liste schwer vorbeizukommen war. Falls das von der Mandatskommission geschnürte Personalpaket auf dem Parteitag nicht mehr geändert wird, werden nach der Wahl im Mai 2019 wahrscheinlich mehrere Stadtteile an der Peripherie nicht mehr in der Bürgerschaft vertreten sein, zumindest nicht von Sozialdemokraten.
Einer davon ist Hemelingen. Der dortige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Jens Dennhardt saß früher bereits für die SPD in der Bürgerschaft und wollte sich im Mai 2019 eigentlich erneut um ein Mandat bewerben. Für den gestandenen Kommunalpolitiker war allerdings ebenfalls kein Platz auf dem sicheren Teil der Liste. Ihm bot die Mandatskommission Platz 64 an.
„Damit kann ich nicht viel erreichen“, ahnt Dennhardt, weshalb auch er seine Kandidatur zurückgibt. Er bedauert, dass nur absehbar „bestimmte Stadtteile hinten runter fallen werden“. Er hätte sich „mehr Mut“ der Mandatskommission gewünscht, einige langjährige Abgeordnete aufs Altenteil zu schicken.