Bremen. Werders Kapitän nahm es mit Humor. So eine große Kabine habe er noch nie gehabt, meinte Torsten Frings, als sich die Mannschaft beim Champions-League-Hinspiel gegen Sampdoria Genua in der Leichtathletik-Halle umziehen musste. Der Grund: Der Umbau der Spieler-Umkleideräume war noch nicht beendet.
Weniger humorvoll beobachten dagegen Bremens Leichtathleten die momentane Situation. 'Wir waren davon ausgegangen, dass wir zum Oktober die Halle wieder benutzen können', sagt Matthias Reick, Präsident des Bremer Leichtathletikverbandes. Davon soll aber keine Rede mehr sein. So habe er jetzt vernommen, dass Werder die Leichtathletikhalle wohl auf jeden Fall bis Ende Januar benötige. Der Grund: Der Umbau der Logen sei noch nicht abgeschlossen, und deshalb würde die Halle zur Verköstigung der VIPs benötigt. Und weil bei dieser Maßnahme auch Küchengeräte eingebaut würden, fürchtet man in Bremens Leichtathletik-Szene, dass die Halle auf Dauer von Werder anderweitig genützt werden könnte.
Doch wo sollen Bremens Leichtathleten im Winter dann noch trainieren? 'Wir hatten diesen Sommer ja viel Glück mit dem Wetter. Bis auf einmal konnten wir immer draußen trainieren', sagt Jens Ellrott, Trainer der deutschen Hürdenmeisterin Carolin Nytra. Das sei nicht selbstverständlich in Bremen. 'Doch wenn wir jetzt im Winter keine Halle haben, denn können wir einpacken.' Klar ist auf jeden Fall: Eine adäquate andere Trainingshalle für die Leichtathleten gibt es in Bremen nicht. Schlimmstenfalls hieße dies auch, dass Athleten wie Carolin Nytra womöglich ganz aus Bremen weggehen müssten.
Konzept erarbeitet
Doch soweit soll es auf keinen Fall kommen. Am Ende ist es Klaus-Dieter Fischer, Präsident des Sportverein Werder Bremen, der zunächst einmal die Gemüter beruhigt und Entwarnung angekündigt hat. 'Wir sind dabei, ein Konzept zu erarbeiten, das für beide Seiten tragfähig ist', erklärte Fischer. Gestern Abend hatte es bereits ein Gespräch zwischen Werders Baubeauftragten Manfred Müller und dem Geschäftsführer der Weser-Stadion GmbH, Wolfgang Heise, gegeben. 'Wir sind übereingekommen, dass die Leichtathleten ab Mitte Oktober die Halle eingeschränkt nutzen können', erklärt Heise. Wie im Detail die Einschränkungen aussehen sollen und können, soll nächste Woche mit den Vertretern des Bremer Leichtathletikverbandes diskutiert werden. Die Weser-Stadion GmbH lädt dann zum Gespräch ein. Wobei es wohl vor allem darum geht, dass nicht alle Laufbahnen von den Sportlern uneingeschränkt genutzt werden können.
Eine Einigung ist sicherlich nicht nur für Bremens Spitzenathleten wichtig, sondern für den Nachwuchs. Auch müsste Werders Leichtathletikabteilung daran gelegen sein, so schnell wie möglich die Trainingsstätte für ihre eigenen Sportler weiter zu erhalten. Schließlich wurde die Abteilung gerade erfolgreich umstrukturiert und hat sich zu einem Anziehungspunkt für den sportlichen Nachwuchs entwickelt.
Dass die Leichtathleten in mögliche Pläne nicht eingeweiht werden, hatte den Leichtathletik-Präsidenten ziemlich geärgert. 'Nachdem ich davon gehört hatte, habe ich sofort bei Werder Bremen eine Anfrage gestellt', erzählt Matthias Reick - mit dürftigem Ergebnis. So wurde er erst einmal an die Weserstadion GmbH, die zu 50 Prozent beteiligt ist, verwiesen. Die wiederum gab den Ball zurück an Manfred Müller, Werders Bau-Beauftragten. Beide scheinen ihn ja nun aufgefangen zu haben.
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