Die Tische sind aufgebaut, die Queues liegen bereit, es könnte also eine nette Veranstaltung werden, die an diesem Mittwoch im Weserpark unweit des Bremer Kreuzes um 10 Uhr eröffnet wird. Bis zum Sonnabend soll dort das größte Billardturnier Deutschlands ausgerichtet werden. Oder besser sollte, denn noch ist nicht genau klar, wie viele Sportler eigentlich an die Tische treten, die in den Passagen des Einkaufcenters aufgebaut sind. „30 bis 35 Anmeldungen liegen uns vor“, sagt Nils Johanning, der als Bremer Sportvermarkter das Event veranstaltet. „Genau 26 Teilnehmer haben sich angemeldet“, widerspricht Helmut Biermann, Präsident der Deutschen Billard-Union (DBU).
Johanning gegen Biermann, man ahnt es schon, lautet das eigentliche Duell. Denn die DBU hat angekündigt: Wer bei diesem Event antritt, wird für künftige DBU-Veranstaltungen gesperrt (wir berichteten). Johanning habe, so der Verbands-Vorwurf, keine Genehmigung für eine Veranstaltung erhalten, auf der Chinese Eight-Ball gespielt werden soll. Eine Billard-Variante, die aus Pool und Snooker besteht und bei der laut DBU einzig kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen. „Hier ist ein Wirtschaftsunternehmen aktiv, aber kein Sportverband“, sagt DBU-Präsident Biermann. Johanning wehrt sich, spricht von einem Marktrecht-Missbrauch des Verbandes und hat nach eigenen Angaben einen Verbandsrecht-Professor eingeschaltet.
Zahlreiche gegenseitige Anschuldigungen
Und so fliegen die Anschuldigungen weiter munter hin und her. Johanning sagt: „Wir arbeiten an einer einstweiligen Verfügung, dass die DBU die angedrohten Sanktionen zurücknimmt.“ Biermann antwortet: „Soll er doch, bei uns ist nichts angekommen. Ich halte das Unterfangen für aussichtslos.“ Johanning sagt: „Wir reden seit Mai mit der DBU, um das Turnier gemeinsam zu veranstalten.“ Biermann antwortet: „Herr Johanning lügt, wenn er behauptet, er hätte die Veranstaltung angemeldet.“ Johanning sagt: „Die Billard-Spieler solidarisieren sich gerade und wollen DBU-Veranstaltungen boykottieren, wenn die Drohung nicht zurückgenommen wird.“ Biermann antwortet: „Es gibt fünf Leute auf Facebook, die das Thema richtig groß machen wollen, mehr nicht. Herrn Johanning täte eine professionelle Beratung gut, und zwar in allen Bereichen.“
Johanning und Biermann, das scheint festzustehen, werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Dabei ist die Idee, den Billard-Sport mal in einem anderen Ambiente zu präsentieren, durchaus charmant. Ob es jetzt die angedrohten Sanktionen sind, die das Teilnehmerfeld (es waren mal bis zu 200 Sportler angekündigt) bislang eher klein aussehen lässt, ist eine Mutmaßung. Für Veranstalter Johanning, für den Verein Bremer Billardfreunde am Start und gleichzeitig dessen erster Vorsitzender, aber ist es ein Fakt.
„Viele Spieler sind verunsichert und haben sich erst mal nur unter Vorbehalt angemeldet.“ Die Angst vor einer Sperre sei eben doch recht groß. Was Biermann verstehen kann. „Wir verbieten ja keinem die Teilnahme an dem Turnier. Aber diejenigen werden dann eben nicht mehr bei DBU-Veranstaltungen antreten.“ Das gelte auch für die Bundesliga. Bei dem Turnier im Weserpark wird Biermann natürlich nicht vor Ort sein. „Auf keinen Fall, wir haben in Frankfurt eine DBU-Versammlung. Mir missfällt das alles, ist doch nur auf Konfrontation angelegt.“