Der Moment war da. Nach einer langen Zeit sah man bei den 33. Judo-Masters endlich wieder einen Bremer auf dem Treppchen. Oleg Gusev holte sich bei der U 18 in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm die Bronzemedaille. Wie auch bei der deutschen Meisterschaft gewann er alle Kämpfe vorzeitig. Gegen Elias Pracht, der am Ende die Goldmedaille gewann, zog er schließlich den Kürzeren. „Mir wurde gesagt, dass es besser ist, Dritter zu werden, als im Finale zu verlieren. Dennoch bin ich enttäuscht. Ich hätte gern den ersten Platz geholt“, erklärt Gusev, dem die Strapazen der letzten Stunden anzumerken waren.
Nach der Siegerehrung kam der Bundestrainer der U 18, Bruno Tsafak, und gratulierte ihm. „Aus meiner Sicht kann er zufrieden sein. Seine Leistung spricht für seine momentane Form. Er ist in meinem Fokus“, erklärte der U 18-Coach, der mit seinen Schützlingen am Sonnabend erfolgreich war. Vier Medaillen waren das Ziel: Am Ende sind es 13 geworden – davon vier goldene. „Vielleicht wusste ich insgeheim schon, dass es vier Goldmedaillen werden“, erklärte Bruno Tsafak mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Auch in diesem Jahr waren in Bremen mit zehn unterschiedlichen Gewichtsklassen die Kämpfer im U 18-Bereich besonders üppig vertreten. Deswegen ist der Trainer auch stolz auf seine Kämpfer, mahnt aber dennoch zur Vorsicht. „Das war ein gutes Ergebnis und eine super Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr. Dennoch muss das Ergebnis vorsichtig betrachtet werden. Die anstehenden Turniere werden vom Niveau noch höher sein“, weiß Bruno Tsafak.

Die japanische Nationalmannschaft holte in Bremen in der U 21 gleich vier Goldmedaillen. Unter anderem auch Naoki Tobe in der Gewichtsklasse ab 100 Kilogramm.
Auch Pedro Guedes, Bundestrainer der U 21, war zufrieden mit der Leistung der Nachwuchskämpfer. Seine Judoka taten sich am Sonntag allerdings etwas schwer. „Es sind teilweise schon richtig renommierte Kämpfer dabei. Aktive, die schon im Männerbereich erste Turniere bestritten und Punkte gesammelt haben. Die größte Lücke haben wir momentan in den Gewichtsklassen bis 60 und 66 Kilogramm“, schildert Guedes die Situation.
In den höheren Gewichtsklassen reihten sich seine Schützlinge mehrfach aufs Treppchen ein. Daniel Zorn, der bei den Junior-Europameisterschaften 2017 die Bronzemedaille gewann, landete in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm auf Platz eins. Seine Kollegen Tim Schmidt (1. Platz) und Falk Petersilka (2. Platz) ergatterten in der Klasse bis 90 Kilogramm ebenfalls einmal Edelmetall. Daniel Messelberger musste sich im Finale dem Japaner Naoki Tobe geschlagen geben, durfte sich aber über die Silbermedaille in der Kategorie ab 100 Kilogramm freuen. „Es war sehr schwierig, aber vier Medaillen waren für mich realistisch, und es hat geklappt“, erklärt ein zufriedener Pedro Guedes am Ende. Insgesamt war der U 21-Coach schon sieben Mal bei den Judo-Masters in Bremen zu Gast und ist immer wieder begeistert: „Es ist eines der stärksten und besten Turniere der Welt. Manchmal erlebt man hier die ein oder andere Überraschung“, sagt Pedro Guedes.
Australier Rhys Allan holt Gold
Die Bilanz von Mitorganisator Norbert Specker fiel ebenfalls positiv aus: „Auch wenn im Vergleich zum letzten Jahr weniger Teilnehmer am Start waren, bin ich sehr zufrieden.“ Viele Judoka hätten am European Cup in Berlin sowie an den Olympischen Jugendspielen teilgenommen, wie zum Beispiel die Kanadier. „Das liegt daran, dass ihnen nur ein bestimmtes Budget zur Verfügung steht. Deswegen haben sie sich in diesem Jahr für die Olympischen Jugendspiele entschieden“, erklärt Specker. Aber auch national gibt es immer weniger Teilnehmer – vor allem bei den kleineren Vereinen. „Die Zahl ist rückläufig geworden. Im nächsten Jahr möchte ich gemeinsam mit dem Deutschen Judo-Bund und den Bundestrainern einen Plan entwickeln, wie wir zukünftig besser an die Vereine herankommen“, berichtet Specker. Einen Moment, der ihn während des Turniers besonders glücklich gemacht hat, war der Goldmedaillen-Sieg des Australiers Rhys Allan.
„Das war eine unglaubliche Leistung von ihm. Die australische Nationalmannschaft war in diesem Jahr zum ersten Mal dabei und dann gleich so ein Sieg. Das war wirklich toll“, erzählt Specker. Auch das Abschneiden vom Lokalmatadoren Oleg Gusev hat den Mitorganisator besonders gefreut. „Es war ein super Erfolg. Ich hatte es ja schon angekündigt. Im Halbfinale schied er dann gegen seinen Kollegen Elias Pracht aus. Als Bremer tat er mir leid. Als Bundesjugendleiter hab ich mich natürlich für Elias gefreut“, betont er.
Zwischen den zahlreichen Nachwuchskämpfern stach vor allem einer heraus: Olympiasieger Frank Wieneke. Er war zum ersten Mal bei den Judo-Masters in Bremen und kam aus dem Schwärmen nicht heraus. „Ich bin sehr beeindruckt. Ich kenne kaum ein anderes Turnier, das so schnell und so gut strukturiert läuft wie dieses hier“, sagt Wieneke. Der Grund des Besuchs war die Teilnahme seines Sohnes Vincent Wieneke, der bei den U 18 in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm die Silbermedaille holte. Im nächsten Jahr wird der ehemalige Olympiasieger wieder in Bremen sein, „weil mein Sohn dabei sein wird“.
Auch der Präsident des Deutschen Judo-Bundes, Peter Frese, war zu Besuch in Halle 7 und stellte klar, wie wichtig dieses Turnier für die Judokas sei: „Wir sind froh, dass die Bremer jedes Jahr mit den Mitteln, die sie haben, so ein Turnier auf die Beine stellen. Auch das anschließende Trainingscamp ist etwas ganz Besonderes, da sich die Kämpfer mit Mitstreitern aus anderen Ländern austauschen können“, sagt Peter Frese.