Nicht ohne uns. Wenn es um die Zukunft der Galopprennbahn in der Vahr geht, will der Bremer Rennverein von 1857 ein Wörtchen mitreden. Das hat er am Mittwoch in einer Pressemitteilung klar signalisiert. Dass der Verein bei der aktuellen Diskussion um die Nutzung des Areals scheinbar keine Rolle spiele, sei verwunderlich, heißt es darin.
„In bisherigen Gesprächen finden wir praktisch gar nicht statt“, kritisiert Vorstandssprecher Frank Lenk. Das müsse sich künftig ändern, fordert er – und appelliert an die Bremer Politik, mit dem Rennverein genauso in den Austausch zu gehen wie mit anderen potenziellen Mietern auch, die sich derzeit um das Areal bemühen.
Ende 2015 war dem Rennverein vonseiten der Stadt der Pachtvertrag gekündigt worden, zum Jahresende 2017 hatte der Verein das Areal geräumt. Bei einem offiziellen Abschiedsrenntag am Karfreitag 2018 starteten die letzten Pferderennen mit rund 7500 Besuchern – es war das Ende einer mehr als hundert Jahre alten Geschichte. „Unser Abschied war nicht freiwillig“, sagt Lenk.
Zu einer möglichen Nutzung durch den Rennverein wollte sich die Baubehörde am Mittwoch nicht äußern. Das solle erst bei einem angekündigten Runden Tisch geklärt werden, der in absehbarer Zeit zum ersten Mal zur Zukunft der Galopprennbahn tagen soll. Ob der Bremer Rennverein dabei eine Rolle spielt und wenn ja, welche, ist bisher unklar.
Wer an dem Runden Tisch teilnehmen werde, sei noch nicht festgelegt, hieß es. „Klar ist, dass die Bürgerinitiative, die Beiräte Hemelingen und Vahr und die Anwohner beteiligt werden.“ Auch wann der Runde Tisch das erste Mal zusammenkommt, gibt die Baubehörde bisher noch nicht bekannt.
Das Kreisen um die Galopprennbahn geht weiter. Am 26. Mai hatten sich die Bremer Bürger bei einem Volksentscheid mit einer Mehrheit von 55,88 Prozent gegen eine Bebauung ausgesprochen. Die Stadt Bremen hatte zuvor beabsichtigt, auf dem etwa 30 Hektar großen Areal bis zu 1200 Wohnungen entstehen zu lassen und dafür im Vorfeld die Verträge mit dem Rennverein sowie der in dem Oval ansässigen Golf-Range gekündigt. Diese Pläne waren auf Widerstand einer Bürgerinitiative gestoßen, die einen Volksentscheid organisierte und dabei vom Bremer Rennverein unterstützt wurde.
Also alles klar, keine Bebauung, hieß es am Ende, und Start frei für das Rennen der Ideen. Könnte man zumindest meinen, denn erst kürzlich flammte der Rennbahn-Konflikt dann doch wieder auf. Nachdem Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in einem Interview geäußert hatte, eine moderate Bebauung der Rennbahn sei in Zukunft nun doch nicht gänzlich ausgeschlossen, hagelte es Kritik seitens der Initiatoren des erfolgreichen Volksentscheides. Andreas Sponbiel, Sprecher der Bürgerinitiative, äußerte in dem Zusammenhang, man sei nicht bereit, „an Gesprächen teilzunehmen, die zum Ziel haben, das Ergebnis des Volksentscheides umzukehren“.
Rennverein wünscht sich Neustart
Während des Wahlkampfs Anfang dieses Jahres, heißt es in der Pressemitteilung des Bremer Rennvereins, sei immer wieder zu hören gewesen, dass es in der Vergangenheit Subventionen für den Galopprennsport gegeben habe. „Wir waren niemals elitär“, sagt Lenk. Ihm zufolge hat der Rennverein ein Freizeitprogramm geboten, dass Familien und Sportbegeisterte gleichermaßen angesprochen hat. „Unsere Veranstaltungen waren vom Zuschauerzuspruch und vom Umsatz her in den letzten Jahren sehr erfolgreich“, sagt Lenk. „Wir befanden uns auf einem guten Weg.“
Den will der Bremer Rennverein mit einem Neustart als Mieter fortsetzen. Geht es nach ihnen, dann soll es auf der Galopprennbahn in der Vahr künftig wieder regelmäßige Renntage geben. Als bedeutsamer Teil der Vergangenheit, sagt Lenk, wolle man auch ein Teil der Zukunft des durch das Votum der Bremer Bürger vor der Bebauung geretteten Anlage sein. Der Rennverein stehe derzeit in einem Austausch mit der Bürgerinitiative. „Wir unterstützen den Wunsch, dass zukünftig ein breit gefächertes, abwechslungsreiches Programm veranstaltet wird.“
Das bestätigte auch Andreas Sponbiel, Sprecher der Bürgerinitiative Galopprennbahn. Ihm zufolge bekunden derzeit viele Vereine, Veranstalter und Einzelpersonen Interesse an dem Areal. „Wir sind erst mal offen für alle Interessenten, die sich um das Areal bewerben. Am Ende aber entscheidet die Stadt“, sagte Sponbiel.