„Ich sehe die Notwendigkeit der Beschränkungen, wünsche mir aber etwas anderes“, sagt Stephan Oldag. Der Vorsitzende des Bremer Sport-Clubs spiegelt damit die Meinung der meisten Sportler und Sportlerinnen wider. „Keinen Sportbetrieb zu haben und die leeren Sportanlagen zu sehen, das tut jedem Mitglied weh“, fügt der 54-Jährige an. Die coronabedingte Zwangspause hat auch beim BSC Folgen. Und die seien nicht so ganz ohne, findet Oldag. „Es ist sehr schwierig.“ Wie viele Vereine befürchtet auch er einen großen Mitgliederschwund. Der BSC-Vorsitzende appelliert deshalb an die Mitglieder, dem Verein die Treue zu halten. Viele Kündigungen habe es zum Glück noch nicht gegeben, doch die Angst sei da.
Besonders um die Schwimmer des Bremer Sport-Clubs macht sich Stephan Oldag jedoch Sorgen. Etwa die Hälfte der rund 1900 Mitglieder seien im Schwimmsport aktiv. Die Entscheidung von Bund und Ländern, bis mindestens zum 31. August alle Großveranstaltungen zu untersagen, träfe sie besonders stark. „Ich befürchte, dass die Freibäder im Sommer nicht öffnen werden. Da sind zeitgleich über 1000 Menschen, das ist eine Großveranstaltung. Aber was wird dann aus den Schwimmern?“ Um die Situation zu klären, würden nun viele Gespräche geführt. Vor allem im Schwimmunterricht gibt es einen riesigen Nachholbedarf. „Wir werden, so sieht es derzeit aus, wohl einen ganzen Jahrgang mit Kindern nachholen müssen, die Schwimmen lernen wollen.“ Das Ziel des Bremer Sport-Clubs ist es daher, schnellstmöglich die Hallenbäder zu nutzen.
Die Corona-Pandemie kann aber auch positive Seiten hervorbringen. Eine ist bereits unübersehbar. „Wir nutzen die Zwangspause, um die Halle am Jakobsberg für einen kleinen Umbau vorzubereiten“, sagt Stephan Oldag. Die Halle wird mit neuen Eingangstüren versehen, ein Mitarbeiter kümmert sich um die vorher nötigen Maßnahmen. Auch die restlichen Mitarbeiter, eine Handvoll ist beim BSC angestellt, würden derzeit ihren Aufgaben nachgehen. In Kurzarbeit werde niemand geschickt, dafür sei organisatorisch zu viel zu tun. „Außerdem wünsche ich mir, dass den Menschen durch die Krise bewusster wird, wie wichtig der Sport ist und welchen Stellenwert er hat“, sagt Stephan Oldag.
Auch von der Politik erwartet der 54-Jährige entsprechende Signale. „Ich hoffe, dass die Politik ein großes Bedürfnis daran hat, die Vereinslandschaft zu erhalten“. Finanzielle Förderungen seien unabdingbar, findet Oldag, der zudem um die abgesagten Veranstaltungen des Vereins trauert. Mit der Bremer Ruderregatta und dem Bremer Drachenboot-Cup fallen zwei traditionelle Events in diesem Jahr aus. „Das ist wahnsinnig schade, weil man sich sehr lange darauf freut. Auch auf die Menschen, die seit Jahren aus aller Welt kommen.“ Dafür sei die Freude beim Wiedersehen im kommenden Jahr dann aber umso größer, prophezeit Stephan Oldag.
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In einer Serie beleuchtet der WESER-KURIER, wie Bremer Sportvereine auf die Corona-Krise reagieren und welche Veränderungen sie, möglicherweise dauerhaft, erwarten.