Der Rollenwechsel von der Trainerbank auf den Managerposten hat kein halbes Jahr gedauert. Arne Woltmann, seit dem 1. Juli bei den Eisbären Bremerhaven als Geschäftsführer in der Nachfolge von Jan Rathjen tätig, zeichnet ab sofort auch als Headcoach für die sportlichen Geschicke des Basketball-Bundesligisten verantwortlich. Mit großen Erwartungen und voller Tatendrang hatte der gebürtige Bremerhavener bei seinem Heimatverein im Sommer das Amt des Geschäftsführers angetreten, ab sofort fungiert er dort nun sogar in Personalunion. Und zwar auf Wunsch der Eisbären-Gesellschafter, die Woltmann gebeten haben, bis zum Saisonende auch den Trainerposten zu übernehmen.
Woltmann löst auf der Trainerbank den erfolglosen Sebastian Machowski ab. Nach nur zwei Siegen in den bisherigen 13 Saisonspielen sahen sich die Verantwortlichen des abstiegsbedrohten Bundesliganordlichts zur Wochenmitte gezwungen, die Reißleine zu ziehen und eine personelle Veränderung vorzunehmen. "Die ausbleibenden Erfolge und die Art und Weise, wie die Mannschaft zuletzt aufgetreten ist, zwingen uns zum Handeln", sagt Arne Woltmann, der Machowski am Mittwoch in seiner Funktion als Geschäftsführer selbst diese Nachricht überbracht hatte. Er bedauere diesen Schritt, so Woltmann, da Machowski seit seinem Amtsantritt im März 2016 einiges in Bremerhaven bewirkt habe.

Arne Woltmann ist zukünftig Geschäftsführer und Cheftrainer
Die jüngste sportliche Entwicklung aber war alarmierend. „Die Art und Weise, wie meine Spieler aufgetreten sind, ist für mich absolut unerklärlich und inakzeptabel“, hatte Machowski selbst nach der bitteren Heimpleite gegen den Mitteldeutschen BC am vergangenen Freitag erklärt. Das 79:82 nach Verlängerung war die elfte Saisonniederlage für die Eisbären – und zugleich die letzte Partie unter der Regie von Sebastian Machowski, der noch am Mittwoch seine Sachen gepackt hat und nach Oldenburg zu seiner Familie gefahren ist.
„Als ich mein Amt in Bremerhaven angetreten habe, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass eine solche Maßnahme jemals nötig sein wird", sagt Woltmann. Vielmehr habe er gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison gesehen. Immerhin hatten die Eisbären erstmals seit vielen Jahren personell wieder auf Kontinuität statt komplette Erneuerung gesetzt. „Wir haben tatsächlich alle sechs Spieler, die in der vergangenen Saison gut performt haben, gehalten. Das gab’s bei den Eisbären noch nie“, sagte Arne Woltmann denn auch zum Saisonstart im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Bei den übrigen Verpflichtungen – darunter auch die Nachverpflichtung des US-Amerikaners Tre Bussey Ende November – war Woltmann als Geschäftsführer überdies eingebunden und somit mitverantwortlich.
Sein Gesamteindruck vor dem Auftakt der Spielzeit war denn auch von Optimismus geprägt: „Ich glaube, dass wir einen Kader beisammen haben, der attraktiven Basketball bieten wird“, so Woltmann. Und der 43-Jährige sagte auch: „Wir glauben, dass wir genug Qualität im Kader haben, um unsere gesteckten Ziele zu erreichen.“ Eine konkrete Platzierung oder gar den Einzug in die Play-offs hatte Woltmann zwar nicht als Ziel benennen wollen, doch klar war: Der Abstiegskampf sollte für Bremerhaven in der laufenden Spielzeit kein Thema sein.
Die aktuelle Lage aber zeichnet ein anderes Bild. Die Situation sei prekär, sagt auch Woltmann. Und der Klassenerhalt habe absolute Priorität. Dem Wunsch der Gesellschafter, deshalb ab sofort auch den Posten als Cheftrainer zu übernehmen, „bin ich nach reiflicher Überlegung und dem Wissen, dass wir in der BBL mit dem Rücken zur Wand stehen, nachgekommen", so Woltmann. Der frühere Co-Trainer der deutschen A-Nationalmannschaft, der zudem bei den Artland Dragons Quakenbrück und beim Serienmeister Brose Bamberg sowie als Cheftrainer bei den Rhein-Stars in Köln tätig war, holt nun also auch wieder das Taktikboard heraus.
Bereits am Mittwochabend leitete Woltmann erstmals das Training der Eisbären, die zweite Einheit unter seiner Regie folgte am Donnerstagvormittag. Woltmann hatte es zuvor vermieden, als Manager Einfluss auf das Sportliche zu nehmen: „Das funktioniert nicht, von daher halte ich mich da raus.“ Aber natürlich sei er mit Machowski auch im Austausch gewesen und nach seiner Meinung gefragt worden. Jetzt aber hat Arne Woltmann einen klaren Auftrag. Und er hat grundsätzlich natürlich auch einige Ideen, um die Mannschaft besser und vor allem erfolgreicher zu machen.
"Es geht nun erst einmal darum, neue Impulse zu setzen", sagt Arne Woltmann. Und diese Impulse seien eher defensiv geprägt. Es gelte, aus einer stabilen Verteidigung heraus auch mal Schnellangriffe spielen und leichte Punkte machen zu können. Zudem kündigt der neue Headcoach an, "Kleinigkeiten, die komplett gegen meine Philosophie sind, zu ändern". Die Zeit dafür ist knapp, "langweilig ist mir im Moment nicht", sagt Woltmann, der sich deshalb zunächst voll auf den Trainerposten fokussiert und seine Manageraufgaben zumindest vorübergehend etwas reduzieren beziehungsweise abgeben will.
Die Wochen der Wahrheit
Bereits am kommenden Mittwoch (27. Dezember) steht das wichtige Auswärtsspiel beim Tabellen-13. in Jena auf dem Programm. Deshalb wird in den nächsten Tagen voll durchtrainiert; auch für Heiligabend und am ersten Weihnachtstag wurden Einheiten angesetzt, ehe die Eisbären am zweiten Feiertag die 500 Kilometer lange Anreise nach Jena in Angriff nehmen. "Als Profisportler ist man das gewohnt", sagt Arne Woltmann. "Und so viel Grund zu feiern hatten wir zuletzt ja auch nicht..."
Mit dieser Partie in Jena werden für Bremerhaven die Wochen der Wahrheit eingeläutet. Nur drei Tage später steht bereits das Nordderby gegen die Baskets aus Oldenburg an, ehe am 6. Januar in der Bremer ÖVB-Arena das Kellerduell gegen den Aufsteiger und Tabellennachbarn Erfurt stattfindet. Angesichts der Tabellensituation sind dabei sowohl im Spiel in Jena als auch eben gegen Erfurt Siege Pflicht.
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