Wintersport Von „Normalität“ ein gutes Stück weit entfernt

Nach zwei Corona-Jahren sind die Wintersport-Zuschauer wieder zurück auf den Tribünen und Hängen. Dennoch steht der Skiverband vor etlichen Herausforderungen, meint Gastautor Franz Steinle.
10.02.2023, 20:51 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Franz Steinle

Endlich sind wieder alle da. Nicht nur vor dem Bildschirm, sondern live und in Farbe. Ausverkaufte Ränge bei der Vierschanzentournee. Partystimmung beim Nachtslalom in Garmisch-Partenkirchen. Volle Tribünen in Ruhpolding. 45.000 Skisprung-Fans in Willingen. Und seit Mittwoch jubelt und leidet ganz Oberhof. Je nachdem, ob die Schüsse unserer Biathletinnen und Biathleten bei der Heim-WM den Weg ins Ziel finden oder nicht.

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Nach zwei bleiernen Corona-Jahren, so scheint es, ist alles wieder beim Alten. Endlich! Keine Geister-Weltcups mehr. Keine Maskenbälle. Keine Begrüßungsfaust. Stattdessen: Lebensfreude und Begeisterung bei den vielen Tausend Zuschauerinnen und Zuschauern in den Stadien. Den Millionen, die jedes Wochenende die Wintersporttage bei ARD und ZDF verfolgen. Und ganz besonders: bei unseren Athletinnen und Athleten.

Man mag es kaum glauben: Sportlerinnen wie Vanessa Voigt, immerhin auch schon Olympia-Medaillen-Gewinnerin, haben in diesem Winter teils das erste Mal in ihrer Karriere einen Heim-Weltcup mit Zuschauern erleben dürfen. Und auch bei den Routiniers wirkt Corona im Nachgang wie ein Gefühlsverstärker.

Mag sein, dass das, was wir aktuell in Oberhof erleben, noch vor drei Jahren „normal“ war. Aber ganz ehrlich: Von „Normalität“ sind wir doch noch ein gutes Stück weit entfernt. Nicht nur, weil uns die Menschenmassen mit ihren ungebremsten Emotionen fast schon ein wenig unwirklich erscheinen. Sondern natürlich auch, weil trotz flacher Infektionskurven genügend Herausforderungen bleiben.

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Dass Frau Holle ihre Kissen in diesem Winter überall ausschüttelt, nur nicht in Mitteleuropa? Dass Väterchen Frost hierzulande ein Sabbatjahr einlegt? Ärgerlich. Keine Frage. Schließlich hätten wir gerne einen „normalen“ Winter erlebt. Aber anstatt – wieder einmal – reflexartig das Totenglöckchen für den Wintersport zu läuten, tun wir alle gut daran, die teilweise völlig überzogenen Diskussionen auf ein sachliches Niveau herunterzufahren.

Zur Erinnerung: Es ist noch nicht so lange her, da mussten wegen Schnee-Massen die Schulferien verlängert werden. Das war auch nicht normal. Das wissen wir. Aber wir wissen auch, dass es trotz Klimawandel genügend gute Ideen und Konzepte gibt, um den Skisport verantwortungsbewusst und nachhaltig weiterzuentwickeln. Daran arbeiten wir. Damit Deutschland das bleibt, was es in diesen Tagen ist: ein Wintersportland.

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Zur Person

Dr. Franz Steinle (73)

engagiert sich seit seiner Jugend ehrenamtlich im Skisport. Seit 2013 ist er Präsident des Deutschen Skiverbandes.

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