Bremen. Es war eine große Sache, auf jeden Fall, was das Volumen betraf: das 14. Internationale Winter-Meeting neulich im Uni-Bad. 490 Teilnehmer, 336 Rennen. 2785 Einzelstarts. „Das Meeting lässt sich im Horner Bad so wohl nicht mehr durchziehen“, sagt Stephan Oldag, der Präsident des Bremer Schwimm-Verbandes. Ende Oktober hatte es die Grundsteinlegung für das Horner Bad gegeben. Es soll bis spätestens September 2021 fertig sein, 27 Millionen Euro kosten – und das Uni-Bad ersetzen, dessen Sanierung als zu kostspielig bewertet wurde.
Dass im Horner Bad die Kapazität für Großveranstaltungen, wie sie es lange Zeit im Uni-Bad gab, nicht ausreicht, findet Oldag „traurig“. Aber nun ja. Wenn es um den anstehenden Wechsel von der alten größeren in die neue kleinere Halle geht, wird in der Schwimm-Szene eher der Alltag diskutiert als der Wegfall von großen Meisterschaften, weil keine Tribünen mehr da sind wie noch im Uni-Bad. Den künftigen Schwimm-Alltag stellt man sich derzeit schwierig vor, um es vorsichtig zu formulieren. Das, was derzeit geplant sei, sei „für die Schwimm-Ausbildung unzumutbar“, sagte Anke Sablowski, Abteilungsleiterin beim Bremischen SV.
Nach ihrer Darstellung ist angedacht, dass die Vereine künftig in Horn das 50-Meter-Becken mit zehn Bahnen nutzen können. Das zusätzliche kleine Kursbecken aber nicht. Oder nur sehr eingeschränkt. Um den Jüngsten im Verein das Schwimmen beizubringen, sollen im 50-Meter-Becken auf der Hälfte jeweils der Hubboden benutzt und quasi zwei 25-Meter-Becken entstehen können. Eines zum Training, eines für die Schwimm-Ausbildung.
Dort hinein müssten dann, um die teuer angemietete Wasserfläche auszunutzen, zwei Gruppen mit insgesamt bis zu 26 Kindern. „Stellen Sie sich den Geräuschpegel vor, das macht kein Übungsleiter lange mit“, sagt Sablowski. Manche Kinder seien nur drei oder vier Jahre alt, die Gegebenheiten mit einem großen Becken und nebendran Trainingsbetrieb würden viele verängstigen oder überfordern. „Die Kinder würden davon förmlich erschlagen“, sagt sie. Und der Trainingsbetrieb ließe sich auch nicht mehr so wie im Uni-Bad umsetzen. Wären ja nur selten 50-Meter Bahnen frei.
Bislang steht den Vereinen im Uni-Bad für die Anfänger das Nichtschwimmer-Becken zur Verfügung. Und zwar täglich in den gewünschten späten Nachmittagsstunden, sagt Anke Sablowski. Es würden nicht 26 Kinder den Lärmpegel hochtreiben, es sei jeweils nur eine Gruppe mit maximal 13 Kindern dort. „Im Horner Bad das Kursbecken für die Schwimm-Ausbildung, das wäre optimal“, sagt sie. Das Kursbecken sei der Knackpunkt, sagt auch Stephan Oldag. Ausbildung und Training im dann geteilten 50-Meter-Becken, das würde nicht funktionieren. Bei Ausbildung kein ordentliches Training, bei ordentlichem Training keine Ausbildung, das wäre quasi die Formel, die aus Sicht der Schwimm-Vereine eine Verschlechterung zur momentanen Situation im Uni-Bad darstellen würde. Anke Sablowski sagt, das Horner Bad sei ja als Ersatzhalle für den Schwimmsport gedacht. Wenn der Ersatz für ein 50-Meter-Becken ein 50-Meter-Becken sei, in dem man oft nur die 25 Meter trainieren könne, sei das kein Ersatz.
Von der Bremer Bäder GmbH heißt es, man werde das Kursbecken aus eigenen Mitteln bauen, für Aqua-, Schwimm- und Gesundheitskurse. Bedingung sei, dass der Betrieb nicht bezuschusst werden müsse und zu marktüblichen Preisen erfolge. „Dieses Becken steht selbstverständlich auch anderen Nutzern zur Verfügung, wenn sich freie Zeiten ergeben, wovon auszugehen ist“, lässt die Bremer-Bäder-Geschäftsführerin Martina Baden ausrichten.
Höhere Kosten, weniger Mitglieder
Vorausgesetzt, die freien Zeiten passen für Kinder wie Übungsleiter, könnten marktübliche Preise dazu führen, dass Vereine noch einmal deutlich höhere Beiträge verlangen müssten, sagt Anke Sablowski. Laut Verbandspräsident Oldag ächzen Bremens Schwimmvereine ohnehin schon unter dem Kostendruck. Jahr für Jahr würden 2,5 Prozent mehr für die angemieteten Wasserflächen verlangt. Der Bäderzuschuss sei für die Vereine aber seit 15 Jahren nicht angehoben worden. „In meinem Verein (BSC, d. Red.) haben wir den Monatsbeitrag auf 17 Euro erhöhen müssen, anders kommen wir nicht mehr hin“, sagt Oldag. Die Kostensteigerung sei bei Schwimmhallen deutlich höher als bei anderen Sportstätten.
Über einen Mitgliederschwund brauche man sich dann nicht mehr zu wundern. Obwohl es nicht weniger Kinder in Bremen gebe, habe der Landes-Schwimmverband in den vergangenen zehn Jahren zehn Prozent an Mitgliedern verloren, größtenteils Kinder. „Der Hauptgrund sind die Kosten“, sagt Oldag. Manche Vereine stünden kurz davor aufzugeben. In Bremen-Nord gebe es inzwischen nur noch zwei Vereine, die Schwimmen anbieten. Dass mehr Kinder in Bremen schwimmen können, wollen alle in Bremen. Dass der Neubau des Horner Bades dazu beitragen wird, dass die Vereine mehr Kindern ein sicheres Bewegen im Wasser beibringen können – das darf wohl in Zweifel gezogen werden. Wie lange das vom Bremer Schwimmsport so geschätzte Uni-Bad noch durchhalten wird? Unklar. „Wir hoffen“, sagt Martina Baden,„ dass uns das Unibad so lange erhalten bleibt, bis das Horner Bad und das Westbad wieder eröffnet wurden.“
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