Der deutsche Sport trauert um Roland Baar – und Osterholz-Scharmbeck um ein weltweit bekanntes Gesicht dieser Stadt. Der langjährige Schlagmann des Deutschland-Achters ist am Wochenende im Alter von 53 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Das bestätigten am Dienstag der Deutsche Ruderverband und der Hannoversche Ruder-Club 1880, bei dem Baar ebenso Ehrenmitglied war wie im Ruderverein (RV OHZ) seiner Geburtsstadt. Baar hinterlässt in Gifhorn, wo er zuletzt lebte, seine Frau Kathrin und zwei Kinder.
„Der plötzliche und frühe Tod von Roland Baar macht uns tief betroffen“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Roland Baar war stets ein fairer Athlet, der auch den Respekt seiner Konkurrenten genoss.“ Der Deutsche Ruderverband bezeichnete Baar als „großartige, aber bescheidene Persönlichkeit“. Zwischen 1989 und 1996 saß Baar im Paradeboot des deutschen Rudersports, erkämpfte als Schlagmann des Achters 1992 in Barcelona Olympia-Bronze und 1996 in Atlanta die Silbermedaille. Er gewann insgesamt fünf WM-Titel und blieb auch nach seiner erfolgreichen Karriere stets dem Leistungssport verbunden. Zunächst vertrat er in der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees die Interessen der Sportler, zwischen 1999 und 2004 war er selbst Mitglied im IOC. Zudem arbeitete Baar als Präsidiumsmitglied im Nationalen Olympischen Komitee. 2012 wurde er Ombudsmann der Nationalen Anti-Doping-Agentur und leistete dort essenzielle Arbeit für den sauberen Sport.
Immer in Kontakt zur Heimat
In seiner Zeit in Hannover, die mit der Aufnahme eines Maschinenbaustudiums begann, war Roland Baar in die Weltspitze aufgestiegen. Doch die Wurzeln seiner Karriere als hoch dekorierter Ruderer lagen in Osterholz-Scharmbeck. "Wir sind sehr bestürzt über den Tod unseres Ehrenmitglieds", sagte die Vorsitzende des RV OHZ, Monika Buck. "Wir sind alle geschockt", sagte Brigitte Haase, ehemalige Trainerin des Landesruderverbands Bremen und Vereinskameradin von Roland Baar. "Roland hat immer Kontakt zu unserem Verein gehalten, dafür war er sich nie zu fein."
Wilfried Schneemann, Ende der 1970er-Jahre kurzzeitig Baars Trainer in Osterholz und selbst einst erfolgreicher Ruderer, konnte den Verlust nicht fassen. "Ich stehe neben mir", sagte er. Auch er würdigte Baars Verbundenheit zum Heimatverein. "Er hat unseren Jugendlichen von seiner Karriere berichtet und gezeigt, was auch in einem kleinen Klub möglich ist." Der 74-jährige Hans Ehlich, seit fast 50 Jahren Wanderruderwart des RV OHZ, erinnerte an das breitensportliche Engagement des Jugendlichen Roland Baar, der auf der Hamme das Rudern erlernt und später auf den berühmtesten Rennstrecken der Welt Erfolg hatte.
Auch in seinem Beruf war Baar eine anerkannte Persönlichkeit. Er promovierte 1996 an der Leibniz Universität Hannover. Anschließend war er in der Automobilindustrie tätig, ehe er von 2001 bis 2011 an der Universität in Hannover lehrte und 2009 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Im Juli 2011 wurde er als Professor für das Fachgebiet Verbrennungskraftmaschinen an die Technische Universität Berlin berufen.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!