Landessportbund-Präsident fordert mehr Geld Streit um den neuen Sporthaushalt

Landessportbund-Präsident Andreas Vroom hält die Erhöhung für eine Mogelpackung, Senatorin Anja Stahmann kontert die Vorwürfe. Zugleich fordert der LSB in einem Hilferuf der Vereine Nachbesserungen.
25.03.2020, 09:03 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Streit um den neuen Sporthaushalt
Von Mathias Sonnenberg

Auf den ersten Blick sehen sie gar nicht mal so schlecht aus, die Zahlen für den neuen Sporthaushalt für die Jahre 2020 und 2021. 30,41 Millionen Euro will der Bremer Senat in diesem Jahr für den Bremer Sport ausgeben, 2021 sollen es 30,25 Millionen sein. Gemessen an den 15,47 Millionen Euro, die bislang im Haushalt für den Sport blieben, ist das eine Steigerung von fast 100 Prozent. Alles gut also? Andreas Vroom kann darüber nur lachen, viel lieber aber würde er eigentlich weinen. „Für mich ist der Haushaltsentwurf eine Unverschämtheit für den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports“, sagt Vroom, Präsident des Bremer Landessportbundes (LSB).

Denn die Erhöhung des Sporthaushaltes komme beim Sportler so gut wie gar nicht an. „Das Geld wird zu großen Teilen für die Sanierung der Bremer Bäder verwendet. Wir Sportler werden also nicht von dem neuen Sporthaushalt profitieren“, sagt Vroom. In der Tat weisen die Beschlüsse des Senats für 2020 genau 20,13 Millionen Euro für die Bädersanierung aus. Natürlich profitieren Bremer Schwimmvereine langfristig von den neuen Bädern, allerdings müssten für die Nutzung auch Vereinsgelder aufgebracht werden, sagt der LSB. Aus dem Haus der Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) wird darauf hingewiesen, dass Schwimmen ja auch Sport sei, auch wenn nicht jeder Schwimmer im Verein organisiert sei. Die Sportvereine würden die Bäder ja schließlich auch nutzen, sogar in nicht unerheblichem Umfang. Die Haltung, die Bäder hätten mit dem Sport nichts zu tun, ließe sich deshalb nur schwer rechtfertigen.

Unstimmigkeiten über Geld für Bäder

Dem WESER-KURIER erklärte Stahmann am Dienstag: „Wir investieren 25 Millionen Euro in die Schwimmbäder. Das sind Sportanlagen im besten Sinne des Breitensports, und ich finde es nicht gerecht dem Senat gegenüber, diese Investitionen auszuklammern. Zumal auch die Ausgaben für die laufenden Kosten bis 2021 um mehr als drei Millionen Euro steigen, unter anderem, um Zugangshemmnisse für Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien abzubauen.“ Vroom begrüßt zwar grundsätzlich die Umsetzung des Bäderkonzeptes und den Abbau des Sanierungsstaus bei den Bremer Bädern. „Aber es kann nicht sein, dass der gesamte organisierte Sport unter den politischen Versäumnissen und Fehlentscheidungen der Vergangenheit leiden muss“, konterte er. Die Bäder seien von der öffentlichen Hand über viele Jahre kaputtgespart worden.

Fast ein ganzes Wochenende habe Vroom gebraucht, um die Haushaltsvorlage und die Aufschlüsselung des Sport-Etats genau zu verstehen. Dann stand für ihn fest: „Für diesen Entwurf zeigt der organisierte Bremer Sport der Bremer Sportsenatorin Anja Stahmann die Rote Karte.“ Die Senatorin will das so nicht stehen lassen. „Der Haushaltsentwurf ist offen und transparent“, erklärte sie auf Anfrage. „In den Unterlagen wird in anschaulicher Form sehr deutlich gemacht, in welche Bereiche die zusätzlichen finanziellen Mittel fließen, die Ausgaben für die Bäder sind ausdrücklich ausgewiesen. Von Mogeln kann da nun wirklich nicht die Rede sein.“

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Vorwurf: Keine echte Erhöhung

Der Sporthaushalt ist in drei Blöcke aufgeteilt. Mit 20,13 Millionen Euro hat die Bädersanierung den größten Anteil. Der Haushaltsanteil für die Landesausgaben Sport, also die Förderung des Leistungssports, steigt im zweiten Block von 146 000 auf 241 000 Euro. Enthalten sind dabei auch die 50 000 Euro für das Haus der Athleten, die Stahmann vor Kurzem zugesagt hatte. Vroom sagt, dass die in den 241 000 Euro enthaltene Fördersumme von 107 500 Euro für Bremer Nachwuchsathleten seit 2008 nicht erhöht worden sei. „Wir fordern daher eine Erhöhung dieser Position um 50 000 Euro und die Sicherstellung von jährlich 350 000 Euro für die pädagogische Betreuung der minderjährigen Leistungssportler im Haus der Athleten“, erklärt Vroom.

Der dritte Block ist mit 9,78 Millionen Euro versehen, einem Plus von 468 000 Euro. Doch laut Vroom seien in der Erhöhung längst geflossene Gelder eingerechnet, es gebe keine echte Erhöhung, die wirklich bei den Vereinen ankomme. Die Forderung des LSB lautet deshalb: 200 000 Euro zusätzlich für Übungsleitergewinnung und Ausbildungskosten für die Vereine, dazu eine Erhöhung der Übungsleiterbezuschussung von drei Euro auf 3,50 Euro im ersten Schritt. Das würde ebenfalls 200 000 Euro kosten. Außerdem solle es eine Energiekostenzuschusserhöhung für Vereinssportanlagen (200 000 Euro) geben, die Mieten und Nutzungsgebühren für die Sportvereine und Fachverbände für Sporthallen und Schwimmbäder gestrichen werden und die Einführung einer Sportförderung Teilhabe für Förderlücken kommen (350 000 Euro). Insgesamt fordert der LSB eine weitere Erhöhung des Haushaltes 2020 von mindestens 1,2 Millionen Euro.

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Der endgültige Haushalt wird, wenn überhaupt angesichts der Corona-Krise, erst kurz vor der Sommerpause von der Bürgerschaft verabschiedet. Zu finanziellen Nachbesserungen sagt Senatorin Stahmann: „Es gibt auch noch Gestaltungsspielräume, was die Höhe der einzelnen Etats angeht. Es ist zu erwarten, dass auch andere Bereiche des öffentlichen Lebens mit dem Wunsch nach mehr Geld in die Beratungen eingreifen.“ Je besser die Wünsche begründet seien und je besser es im parlamentarischen Raum gelinge, sie gegenüber Interessen anderer gut begründet zu kommunizieren, „desto größer sind die Chancen, dass sie sich durchsetzen lassen“.

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