Das war eine klare Sache. „Ein standesgemäßes Ergebnis, mit dem man aber leben kann“, kommentierte Birte Brüggemann die 0:5 (0:3)-Heimniederlage der Werder-Frauen gegen den VfL Wolfsburg. Die Abteilungsleiterin fand, das Team habe „den Umständen entsprechend das Beste aus diesem Spiel gemacht“. Sie traf den Kern der Partie.
Es gab sie zwar schon, diese Phase, in der Werders Welt irgendwie in Ordnung schien. Zur Mitte der ersten Halbzeit war der Gastgeber nämlich mehrere Minuten lang in der Hälfte des VfL aufgetaucht. Es gab einen Freistoß von Alicia Kersten, der ohne eine weitere Ballberührung knapp am Gehäuse der Wolfsburgerinnen vorbei strich (22.). Es gab auch die ein oder andere Ecke. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich die guten Werder-Minuten allerdings erschöpft. Sie vermochten auch nichts daran zu ändern, dass die Bremerinnen ihrem Gegner hoffnungslos unterlegen waren.
Es war ja auch bitter: Katharina Schiechtl hatte sich im Heimspiel gegen den 1. FFC Frankfurt (0:1) einen Nasenbeinbruch zugezogen und war in dieser Woche operiert worden. In den Tagen vor der Partie musste dann auch noch Michelle Ulbrich ihre Teilnahme absagen, weil sie unter muskulären Problemen litt. Damit fehlten Werder gleich zwei Defensivkräfte – in einer Partie, in der es besonders auf die Defensive ankam. Denn diese Wolfsburgerinnen, das war bereits nach wenigen Minuten klar geworden, hatten offensiv noch mal deutlich mehr zu bieten als der FFC am Sonntag.
Unter den 421 Zuschauern befand sich schon bald niemand mehr, der nicht nachvollziehen konnte, warum der VfL vor der Verteidigung seines Doubles aus dem Jahr 2017 steht und nun auch ins Champions-League-Finale einzog. Dabei ragte in Pernille Harder sogar noch eine Spielerin heraus aus dem starken Angriff der Gäste. Die dänische Nationalspielerin, mit 15 Treffern beste Torschützin der Liga, war nie zu halten von der neuformierten Bremer Abwehr. Sie legte zudem die Wolfsburger Führung durch Zsanett Jakabfi auf und leitete das dritte Tor mit einem Pass auf den Flügel ein, von wo Tessa Wullaert ihrer Kollegin Jakabfi den zweiten Treffer auflegte.
Lediglich am 0:2 war Harder nicht beteiligt gewesen. Es fiel auf kuriose Weise, entwarf jedoch ein gutes Bild von der Verfassung der Bremer Mannschaft. Denn der Eckstoß von Wullaert flog an einem halben Dutzend Spielerinnen vorbei, ehe Ella McLeod am langen Pfosten völlig freistehend per Kopf traf. Zwar war zu diesem Zeitpunkt erst eine gute Viertelstunde gespielt, doch Werder hatte sich bereits beeindrucken lassen von einem Gegner, der wie ein Meister auftrat.
Das Selbstverständnis der Wolfsburgerinnen hatte von der ersten Minute keinen Zweifel gelassen: Hier trat der Spitzenreiter an, siegessicher und routiniert. Der VfL ließ dem Gastgeber keine Ruhe, spielte ein eindrucksvolles Pressing und erarbeitete sich Chance um Chance. Kein Wunder, dass die Bremerinnen beeindruckt waren und bereits nach wenigen Minuten vor allem mit sich selbst zu tun hatten. Sie konzentrierten sich fortan, keinen Fehler zu machen, und waren deshalb weit entfernt von einem eigenen Spielvortrag.
Aber selbst die Schadensbegrenzung gelang nicht umfassend. Das wurde nicht nur bei den Toren des Gegners deutlich, sondern auch bei seinen zahlreichen Möglichkeiten. Rund ein halbes Dutzend Mal hatte der VfL Wolfsburg allein in der ersten Halbzeit gute Gelegenheiten ausgelassen. Besonders eng war es geworden, als Wullaert erst aus 20 Metern die Latte traf und die starke Lena Pauels den Nachschuss von Sara Gunnarsdottir an den Pfosten lenkte (45.).
Am Ende fiel das Ergebnis sogar ein bisschen schmeichelhaft aus. Im zweiten Durchgang schaltete der VfL nämlich einen Gang zurück, so durfte Zsanett Jakabfi nur noch zwei weitere Spielzüge vollenden und sich damit zur vierfachen Torschützin machen. Immerhin besaß Franziska Gieseke auf der anderen Seite eine echte Torchance, als sie aus 14 Metern an VfL-Keeperin Almuth Schult scheiterte (77.). „Zu Wolfsburg besteht nun mal ein Riesenunterschied“, bilanzierte Brüggemann.
Weitere Informationen
Werder Bremen: Pauels - Kersten, Wolter, Scholz, Tóth - Angrick (68. Schröder), Hausicke - Volkmer, Eta (46. Golebiewski), Lührßen (73. König) - Gieseke
VfL Wolfsburg: Schult - Maritz, Goeßling, Wedemeyer, Kerschowski - Gunnarsdottir (46. Popp) - McLeod, Wullaert (69. Minde), Pires Neto, Harder (60. Hansen) - Jakabfi
Tore: 0:1 Jakabfi (13.), 0:2 McLeod (18.), 0:3 Jakabfi (43.), 0:4 Jakabfi (66.), 0:5 Jakabfi (87.)
Schiedsrichterin: Heimann (Gladbeck)
Zuschauer: 421
Gelbe Karten: Wolter / -
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