Bremen. Jochen Feldermann, der Abwehr-Trainer des SV Grambke-Oslebshausen, versuchte sich vor dem Kellerderby der Handball-Landesliga gegen den ATSV Habenhausen III als Motivator. Kurz vor dem Anpfiff des 32:26 (17:14)-Heimsiegs hielt er seinem Team einen Zeitungsbericht vom Fußball Nordderby zwischen Werder und dem HSV unter die Nase. Dort war in der Überschrift vom „Sieg des Willens“ die Rede, und den wollte er bitteschön auch vom Vorletzten, also seinem Team, sehen. Das Ergebnis nimmt es vorweg: Jochen Feldermanns flammender Appell traf voll ins Schwarze. Seine Mannschaft ließ den Stadtrivalen zwei Punkte hinter sich und verbesserte sich mit dem vierten Saisonsieg auf den drittletzten Rang – möglicherweise den ersten Nichtabstiegsplatz.
Den Kampf angenommen
Der optische Leckerbissen kam dabei drei Minuten Schluss: Der SVGO-Linksaußen Felix Fuchs schloss einen Tempogegenstoß mit einem frechen Heber zum 32:25 ab, danach konnten die Fans des Gastgebers beruhigt in den Party-Modus schalten. Schließlich sicherte hinten ihr Schlussmann Michael Mulinski den doppelten Punktgewinn ab. Der Hexer zwischen den Pfosten, der die Südbremer mit 19 Paraden und zwei weiteren gehaltenen Siebenmetern ständig auf Distanz gehalten hatte. „Dieser Sieg war für uns unheimlich wichtig“, strahlte der SVGO-Spielertrainer Holger Langer mehr als zufrieden. „Wir hatten den Kampf von vornherein angenommen und im körperbetonten Spiel gegengehalten. Letzteres war bei uns ja nicht immer so.“
Weshalb der SV Grambke-Oslebshausen eine seiner stärksten Saisonleistungen bot, hatte viele weitere Ursachen: Zum Beispiel, dass Jochen Feldermann die Südbremer vorher gefilmt und deren Angriff bis ins kleinste Detail analysiert hatte. Damit konnten die Hausherren insbesondere das brandgefährliche ATSV-Kreisläuferspiel vor dem Seitenwechsel mit einer hoch konzentrierten Abwehrarbeit lahm legen. „Jeder wusste genau, was er zu tun hatte“, lobte der Chefcoach Holger Langer anerkennend.
In dessen Team trugen auch die Aushilfen aus der zweiten Mannschaft zum Erfolg bei. Dennis Behrmann war in der Abwehr unbestritten das Rückgrat und beschäftigte obendrein die Habenhauser Verteidigung als äußerst robuster Kreisläufer. Und der Linkshänder Mario Wendt verschaffte dem SVGO-Angriff mehr Variabilität.
In der Offensive war jedoch Nino Feldermann die Wiederentdeckung auf der Angriffsmitte. Der flinke Mittelangreifer, weder von seiner Körperlänge noch Statur von der Sorte furchteinflößend, trickste den Lokalrivalen insbesondere vor der Pause unberechenbar aus. Er war viermal selbst erfolgreich und holte drei Strafwürfe heraus, außerdem zeigte er sich für drei Torvorlagen verantwortlich. Gepaart mit der Kaltschnäuzigkeit von Felix Fuchs, der Durchsetzungskraft von Björn Bischof und Steven Hinrichs oder auch der guten Trefferquote von Rechtsaußen Marcel Hägermann war das für Habenhausen eine brisante, letztendlich nicht zu bändigende Mischung.
War das Abstiegsderby eine Viertelstunde später angepfiffen worden, weil die aus Scheeßel angereisten Unparteiischen im Schneetreiben nur schleppend vorangekommen waren, präsentierten sich die Gelb-Blauen als Frühstarter. Sie setzten sich sofort auf 7:2 ab und ließen die Gäste nie näher als bis auf zwei Tore an sich heran.