Nicht nur für die erwarteten 7500 bis 8000 Laufbegeisterten läuft die heiße Phase der Vorbereitung auf den Bremen Marathon. Auch Cheforganisator Utz Bertschy (47) geht in den Endspurt auf das Lauf-Highlight, das am 5. Oktober über die Bühne gehen wird. Lars Lenssen sprach mit ihm.
Es ist ziemlich laut im Hintergrund. Wo erwischen wir Sie gerade am Handy?
Utz Bertschy: Natürlich bei der Vorbereitung des Marathons. Wir sind gerade in der Stadt unterwegs und wählen die Hotspots aus.
Hotspots? Was muss man sich darunter denn vorstellen?
Es geht um Fotomotive. Um besonders schöne und anmutige Punkte auf der Strecke, wo es sich lohnt, Fotos von den Läufern zu machen. Sechs Hotspots haben wir bereits ausgewählt. Insgesamt wollen wir auf zehn kommen.
Und dann werden während des Marathons insgesamt zehn verschiedene Fotografen an diesen Hotspots im Einsatz sein?
Ganz genau. Und dann können die dort vorbeilaufenden Läufer hinterher Fotos von sich in toller Umgebung kaufen. Das ist das erste Mal in diesem Jahr, dass wir das mit diesem Aufwand betreiben. Früher hätte man die Läufer beim Zieleinlauf abfotografiert. Aber heutzutage, wo jeder mal eben ein Smartphone aus der Tasche zieht und kurz abdrückt, ist das nichts Besonderes mehr. Da muss man den Leuten schon etwas Außergewöhnliches bieten.
Und sonst noch?
Etwa die Hälfte der Läufer wird von außerhalb Bremens anreisen. Und wenn die sich dann hinterher zuhause ihre Fotos anschauen, werden sich viele bestimmt denken: Mensch, das ist aber schön in Bremen. Da kann man auch so mal hinfahren oder einen kleinen Urlaub verbringen. Wir schaffen hier nebenher ein nachhaltiges Erlebnis, also echtes Stadtmarketing. Zusätzlich zu den 1,5 bis 2 Millionen Euro Extra-Kaufkraft, die wir jedes Jahr im Umfeld des Marathons nach Bremen ziehen.
Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie sich zurückerinnern an die erste Auflage des swb-Marathons im Jahr 2005?
Wir haben es geschafft! Dazu muss ich sagen: Laufveranstaltungen zu organisieren, war meinen Mitstreitern und mir ja nicht fremd. Aber in dieser Dimension, dass eine komplette Stadt stillgelegt wird, das hatte noch niemand von uns erlebt.
Sie sind selbst nicht nur Cheforganisator der Veranstaltung, sondern ein passionierter Läufer, waren früher auch ambitionierter Mittelstreckler. Wie sehen Sie die Entwicklung des Marathons in Bremen im vergangenen Jahrzehnt?
Früher ging es vor allem um den Lauf an sich. Da hat sich die Zielgruppe total verändert. 2005 bei der ersten Auflage hatten wir ja noch die Leute, die irgendwann in den 1980er Jahren mit „Trimming 130“ angefangen hatten. Da drehte sich alles nur um den Marathon. Heutzutage laufen hier in Bremen drei Mal so viele Leute über die Halbmarathondistanz als den Marathon. Zudem ist im Lauf der Zeit das Tamtam und Drumherum immer wichtiger geworden. Heutzutage muss ein Marathon einen Eventcharakter haben, um die Leute anzulocken.
Und Bremen hat diesen Eventcharakter?
Auf jeden Fall. Das fängt doch mit dem Start auf dem historischen Rathausmarkt an. Welcher andere Marathon kann denn mit solch einer Kulisse mithalten!? Das sind salopp gesagt: die Bilder, die um die Welt gehen. Wir haben den Marathon einmal mit „Sightseeing for runners“ beschrieben.
Das heißt konkret...
...die Streckenführung über Innenstadt, Rhododendronpark und Bürgerpark sowie Wallanlagen, Überseestadt, Schlachte und Weserstadion bietet alles, was Bremen ausmacht. Und auch was das Rahmenprogramm angeht, haben wir Jahr für Jahr versucht, das Ganze immer weiter zu verbessern. Bremen steht in einem riesigen Wettbewerb mit anderen Marathons. Da muss auch das Entertainment an der Strecke stimmen, um sich zu behaupten. Und da gilt: Stillstand ist Rückschritt.
Sie sind Inhaber zweier Sportgeschäfte. Haben also auch ohne den Marathon eigentlich genug um die Ohren. Haben Sie nicht irgendwann schon mal daran gedacht, den Marathon dranzugeben?
Ernsthaft niemals. Und zwar, weil wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen.
Wo wäre das denn?
Den Marathon fest in Bremen zu etablieren. Außerdem hat sich im Laufe der Jahre ein so angenehmes und kollegiales Verhältnis zwischen allen Verantwortlichen und Behörden entwickelt, dass ich es auch als Verpflichtung sehe, weiterzumachen.
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