In der Bücherei war sie schon, auf der Bahrsplate bisher noch nicht. Carola Schulz, die neue Quartiersmanagerin für Blumenthal Zentrum, hat Anfang des Monats ihr provisorisches Büro im Doku bezogen. Die George-Albrecht-Straße wird sie in den kommenden zwei Jahren mit Sicherheit beschäftigen – Schulz möchte vor allem Vorbehalte abbauen.
Die Erwartungen an sie sind hoch. Das hat Carola Schulz schon in den ersten Tagen an ihrer neuen Wirkungsstätte gespürt. Die 37-Jährige ist die neue Quartiersmanagerin für Blumenthal Zentrum. „Viel Erfolg“ und „viel Glück“, das hätten ihr in der vergangenen Woche viele gewünscht, erzählt Schulz. Das Gebiet, das sie betreut, reicht von der Lüssumer Straße bis zur Flethestraße und von den Bahngleisen im Norden bis zur Landrat-Christians-Straße im Süden. Mittendrin: die George-Albrecht-Straße, die als sozialer Brennpunkt gilt.
Der Bremer Norden ist Neuland für Carola Schulz. 2012 war sie zum ersten Mal in Blumenthal. Sie hat sich damals den „Palast der Produktion“ in der Bremer Wollkämmerei angeschaut. „Spannend“ fand sie das alte Industriegelände. Anfang des Monats hat die neue Quartiersmanagerin ihr Büro im Doku bezogen, mit Blick auf den Schillerplatz. Noch ist ihr Arbeitsplatz ein provisorischer – Telefon gibt es bisher nicht, auch einen Rechner hat die Sozialarbeiterin, die an der Hochschule in Bremen studiert und ihr Anerkennungsjahr bei der Projektgruppe Tenever gemacht hat, noch nicht. Auf dem aufgeräumten Schreibtisch liegt ein Buch mit gelbem Einband, „Inklusion vor Ort“ steht darauf. Inklusion, das bedeutet für die Quartiersmanagerin „Barrieren abbauen, damit Menschen sich einbringen und teilhaben können“. Inklusion, das ist für Schulz ein Begriff, der sich nicht nur auf Menschen mit Behinderungen bezieht.
Vor Ort ein Bild machen
Am Montag vergangener Woche hatte Carola Schulz ihren ersten richtigen Arbeitstag in Blumenthal, seitdem versucht sie, sich im Stadtteil bekannt zu machen, wie sie sagt. Sie ist viel unterwegs, trifft Leute, die in Einrichtungen wie Kitas oder Beratungsstellen arbeiten oder die sich ehrenamtlich engagieren. Die Sozialarbeiterin will sich ein Bild machen vom Stadtteil, will wissen, was die Leute vom Quartiersmanagement erwarten. Im zweiten Schritt möchte sie Kontakt aufnehmen „mit den Menschen, die hier wohnen“.
Eine ihrer ersten Stippvisiten in Blumenthal führte sie in die Bücherei – für Schulz ein typisches Beispiel, wie Bildung auch außerhalb der Schule funktionieren kann. Die Bücherei ist für sie ein Lernort, ein Ort, an dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils neue Kompetenzen aneignen können. Einrichtungen wie diese sichtbarer zu machen, das sieht Carola Schulz als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit. In Osterholz-Tenever hat sie viel mit Jugendlichen gearbeitet, in Blumenthal wird sich ihr Spektrum zumindest altersmäßig erweitern. „Man lernt viel in dem Stadtteil, in dem man wohnt“, sagt die Sozialarbeiterin, die auch Freie Kunst studiert und freiberuflich bei verschiedenen Theaterprojekten mitgearbeitet hat.
Die George-Albrecht-Straße mit ihren Problemen stehe zwar im Fokus ihrer Arbeit, sagt Schulz, doch es gebe auch noch einen Stadtteil drum herum, „wo nicht alles schlimm ist, aber auch nicht alles rosig“. Eine starke Abgrenzung zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen hat Schulz bemerkt – sie sieht es als ihre Aufgabe, die verschiedenen Gruppen näher zueinanderzubringen. Und dafür zu sorgen, dass sie einander besser verstehen. Aber, das sagt sie auch, es gehe nicht darum, alles schönzureden.
Die Quartiersmanagerin möchte für alle ansprechbar sein, „ich bin nicht nur für die Ausländer zuständig oder für die Aussiedler oder für die Roma“, betont sie. Ihr geht es darum, Verbindungen zu schaffen, zwischen denen, die schon aktiv sind, und denen, die aktiv werden wollen. Schulz’ Stelle ist befristet auf zwei Jahre – in dieser Zeit möchte sie etwas aufbauen, das „alleine weiter besteht“. Sie habe aber auch einen klaren Auftrag „von oben“, sagt Schulz, und meint damit das Amt für Soziale Dienste, bei dem sie angestellt ist, und die Bremer Sozialbehörde: „Ein Quartierstreffpunkt soll geschaffen werden.“ Ein Ort, an dem die Menschen sich treffen und austauschen, an dem Projekte stattfinden können. Schulz stellt sich einen Raum für bis zu 20 Personen vor, sie wünscht sich Platz, um zu reden und zusammen zu essen. „Es gibt hier ja viele leere Geschäfte“, sagt sie, „ es wäre gut, sich einfach eines auszusuchen.“ Wo genau der Treffpunkt eingerichtet wird, steht noch nicht fest. Schulz weiß allerdings schon jetzt, wo er nicht sein wird: „In der George-Albrecht-Straße.“