Blumenthal. Die Personalpolitik des Blumenthaler SV in Bezug auf die Spielzeit 2019/20 ist eine skurrille Geschichte. Malte Tietze ist Neuzugang Nummer sechs – und wie die anderen fünf Neuen (Mario Vukoja, Tim Penzich, Sebastian Kurkiewicz, Dennis Jordan und Dominik Willkomm) hat er eine Vergangenheit am Burgwall. Aus dem Sextett sogar die mit Abstand längste. Abgesehen von der vergangenen Saison, in der er einen Tapetenwechsel vornahm und für den Bremer SV auflief, trug der 25-Jährige immer das Trikot des Blumenthaler SV.
Die schnelle Rückkehr an den Burgwall sei keine Entscheidung gegen den Bremer SV, das betont Malte Tietze und erklärt: „Es ist eine Entscheidung für den Blumenthaler SV.“ Von den beiden Optionen, die es für ihn gegeben hätte („Etwas anderes kam nicht in Frage“), sei es eben die Option Blumenthal geworden. In der relativ kurzen Zeit am Panzenberg hat der Mittelfeldmann viel erlebt. Sportlich betrachtet eine Saison zwischen Himmel und Hölle. In der Liga wurde Mitkonkurrent FC Oberneuland in den beiden direkten Duellen abgekanzelt. Der Meistertitel wurde eingefahren, die Regionalliga-Relegation erreicht und das Lotto-Pokal-Endspiel auch. Doch im Pokal und in der Relegation lernte Malte Tietze die bitteren Seiten des Fußballs kennen. Zwischen den beiden Relegationsspielen gab es eine 0:1-Pokalniederlage gegen den FC Oberneuland, die den Einzug in den DFB-Pokal verhinderte. Und auch in der Relegation lief es ergebnistechnisch mit dem 2:3 gegen Altona 93 und dem 1:1 beim Heider SV schlecht, wieder einmal wurde der Aufstieg verpasst.
Brutale Erfahrung
„Wenn man das selber mitmacht, ist es noch viel heftiger, als wenn man das so mitbekommt“, erklärt Malte Tietze und stufte diese Erfahrung als „brutal“ ein. Die Erfahrungen, die er in dem einen Jahr insgesamt gemacht hat, sind ihm trotzdem wichtig: „Ich habe extrem viel mitgenommen. Ich musste mich mit anderen messen, mich woanders durchsetzen.“ Und auch wenn sie nicht den gewünschten Ausgang hatten: Die Relegationspartien haben für ihn den Status von „Highlight-Spielen“. Ausschließlich positiv bewertet er auch den Bremer SV insgesamt: „Ein super Verein. Es war alles sehr herzlich.“
Und trotzdem fiel die Entscheidung pro Blumenthaler SV. „Man vermisst immer etwas, wenn man nicht mehr in seiner Heimat ist“, ist Malte Tietze froh zurück und damit ein Teil der ambitionierten Zukunftsplanungen zu sein. „Man merkt, dass etwas entstehen soll“, spürt Malte Tietze den Aufwind und freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit Trainer Denis Spitzer, den er vor seinem Wechsel zum Bremer SV noch als Mitspieler kennengelernt hatte. Malte Tietze: „Der hat richtig Bock auf Fußball. Er ist sehr akribisch. Wir ticken fußballerisch gleich.“ Die Entwicklung der Blumenthaler Mannschaft vom Abstiegskandidaten in der Hinrunde zum Masters-Teilnehmer in der Rückrunde hat Malte Tietze, so oft es eben ging, vor Ort verfolgt: „Die Hälfte der Heimspiele habe ich mir angeschaut.“
Die Handschrift des Trainers ließ sich dabei gut ablesen, doch zumindest was das Personal angeht, stehen große Veränderungen an. Wenn Malte Tietze sagt, dass er noch nicht genau wisse, wie die Mannschaft aussehen werde, dann klingt etwas durch, was BSV-Boss Peter Moussalli bereits angedeutet hat: Es werden wohl noch weitere Verpflichtungen folgen. „Die Luft wird dünner. Der eine oder andere hat schon Abwanderungsgedanken. Wir gehen ja nicht mit einem Kader mit knapp 30 Spielern in die Saison“, sagt Moussalli und sieht nach derzeitigem Stand im Mittelfeld ein „kleines Überangebot“. Dass Spieler wie Tietze und Pendzich im Vorjahr gegangen und nun zurück sind, bewertet der BSV-Vorsitzende so: „Man muss sie auch mal gehen lassen, damit sie merken, was sie an Blumenthal haben.“ Dass im Fall der Tietze-Rückkehr das Scheitern des Bremer SV in der Regionalliga-Relegation den Nordbremern in die Karten spielte, gibt Moussalli offen zu: „Wenn der Bremer SV den Aufstieg geschafft hätte, wäre er wohl nicht zurückgekommen. So aber kann sich Blumenthal doppelt freuen: Über die Rückkehr des Mittelfeld-Asses Malte Tietze und über die Spiele gegen den Bremer SV.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!