Literatur und Kunst vor malerischer Kulisse: Das sind die Zutaten, die eine Veranstaltung in Wätjens Park zu einem besonderen Erlebnis machen sollen. Der Förderverein Wätjens Park hat eine Lesung mit musikalischer Begleitung organisiert. Im Anschluss erwartet das Publikum eine Führung durch die Galerie in Wätjens Schloss. Künstler Peter KF Krueger und Galeristin Ulrike Kafka zeigen die Atelierräume.
Die etwa einstündige Lesung beginnt am Sonntag, 26. Juni, um 17 Uhr auf der Wiese südlich vor Wätjens Schloss. Dort trägt Joachim Hensch unter freiem Himmel vor der romantischen Schlosskulisse einige Kapitel aus dem Roman „Wind in den Weiden“ vor, den Kenneth Grahame 1908 veröffentlichte. Musikalisch begleitet und umrahmt wird die Lesung durch ein Musiker-Trio um Martin Schreiber, das ausgewählte Stücke auf dem Keyboard, Alt- und Tenorsaxofon spielt.
"Wind in den Weiden" ist ein bekannter britischer Kinderbuchklassiker. Laut Ankündigung soll er mit insgesamt 25 Millionen Exemplaren zu den meistverkauften Büchern gehört. Die Welt, in der der Autor lebte, zeige Parallelen zur Geschichte von Wätjens Park auf, erläutert Rainer Frankenberg, Vorsitzender des Fördervereins Wätjens Park, den Hintergrund der Textauswahl.
„Mole“ – das ist die englische Bezeichnung für Maulwurf – ist der Held des Kinderromans. "Die Gemeinsamkeit besteht nicht nur darin, dass es in Wätjens Park sicherlich auch mindestens einen Maulwurf gibt", scherzt Frankenberg. Christian Heinrich Wätjen (1813–1887) und Kenneth Grahame (1859 – 1932) lebten ungefähr zur gleichen Zeit. Ihr Gestaltungswille sei auf verschiedenen Gebieten von einem ähnlichen Zeitgeist angetrieben worden. Frankenberg beschreibt den Zeitgeist als "Sehnsucht nach der ,guten alten Zeit' vor der Industrialisierung, vor dem Entstehen großer Städte mit ihren Massengesellschaften, vor dem Zurückdrängen der Natur durch die Zivilisation und vor den ,Zumutungen der Moderne'". Damit zitiert er den Philosophen Michael Schmidt-Salomon.
Parkgestaltung nach englischem Muster
Die Spuren, die dieser Zeitgeist in Wätjens Park hinterlassen habe, seien teilweise noch erkennbar. "Da ist die Parkgestaltung nach englischem Muster, das schlossartige Landhaus in englischer Tudor-Gotik. Dazu gab es ursprünglich noch eine historisierende Parkausstattung mit einer künstlichen Ruine, mehreren Sitzgrotten, zwei Borkenhütten, einem Teich und zwei Springbrunnen", zählt der Vorsitzende auf.
Frankenberg erläutert, dass der damalige landwirtschaftliche Betrieb in der Art eines Gutshofs mit Ackerbau, Forstwirtschaft und Gärten für Obst und Gemüse weniger auf wirtschaftlichen Ertrag ausgerichtet war, sondern vielmehr "auf das Erlebnis eines ganzheitlichen Lebens, das in einer Welt der Industrialisierung immer mehr verloren ging". Hinzu komme, dass die Welten von Wätjen und Grahame beide durch einen großen Fluss geprägt worden seien.
In dem Roman „Wind in the Willows“ von Kenneth Grahame drücke sich dieser Zeitgeist in einer idealisierten und vermenschlichten Welt der Tiere aus. Sie spielt sich abseits der modernen Welt der Menschen „hinter dem Wald“ ab. Frankenberg: "Die Geschichte zeichnet sich durch eine lebendige Naturbeobachtung und durch viel Humor bei der Schilderung der Tiercharaktere aus." Dazu gehören: Mole (Maulwurf), Waterrat (Wasserratte), Badger (Dachs), Toad (Kröte) und andere. Joachim Hensch liest in Wätjens Park aus einer Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt.