Borgfeld. Der Bau eines Bürgerhauses und Quartierszentrums schlägt in Borgfeld weiterhin hohe Wellen. In der jüngsten Beiratssitzung gab es heftigen Streit zwischen Befürwortern und der CDU-Mehrheit, die ein Bürgerhaus kategorisch abgelehnt hatte und auf dem Gelände der Warft an der Wendeschleife der Linie 4 wieder Parkplätze einrichten will (wir berichteten).
Scharfe Kritik an der Haltung der Christdemokraten kommt jetzt vom Borgfelder Forum. Das Vorgehen der CDU sei nicht zu tolerieren, es könne nicht sein, dass die zum Teil jahrelange Arbeit von Gremien einfach vom Tisch gefegt werde, stellte Hermann Vinke im Verlauf des öffentlichen Treffens des jüngst gegründeten Forums fest. Die Versammlung verabschiedete einstimmig eine entsprechende Stellungnahme, die vom Bürgerverein, vom Förderverein für den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses, vom Borgfelder Forum und der Projektgruppe Multifunktionales Bauprojekt unterzeichnet wurde.
Entscheidung durchgepeitscht
Die Unterzeichner missbilligen darin das Vorgehen der Mehrheitsfraktion ausdrücklich. Der gegen die Stimmen von SPD und Grünen gefasste Beschluss gegen ein Bürgerhaus und pro Parkplätze sei in einem Hau-Ruck-Verfahren zustande gekommen. Statt wie üblich die Debatte der übrigen Beiratsmitglieder abzuwarten, sei die Entscheidung im Kommunalparlament durchgepeitscht worden.
In den Fokus gerät insbesondere Beiratssprecher Karl-Heinz Bramsiepe (CDU), der die Diskussion eigenmächtig an sich gezogen und einen Austausch von Meinungen verhindert habe. So habe Bramsiepe nach kurzer Begründung für den CDU-Antrag eigenmächtig einem Anwalt aus dem Publikum das Wort erteilt, der die Pläne für den Bau eines Bürgerhauses wortreich verdammt habe. „Ganz so, als läge die Versammlungsleitung bei Karl-Heinz Bramsiepe und nicht beim Ortsamtsleiter.“ Das gesamte Vorgehen sei rücksichtslos gewesen und laufe einzig darauf hinaus, Pendlern aus dem Umland im Borgfelder Zentrum zusätzlichen Parkraum zur Verfügung zu stellen. Dies sei gegen die Interessen einer Mehrheit der Bevölkerung und widerspreche den jahrelangen Bemühungen des Bürgervereins, des Fördervereins, der Projektgruppe und anderer. Die CDU-Fraktion habe sich ausschließlich die Belange des TSV Borgfeld zu eigen gemacht, der Beirat sei aber nicht Interessenvertreter einer einzelnen Gruppe, sondern müsse die Belange der Bürger in der Gesamtheit wahrnehmen - und alle Befragungen der jüngsten Zeit wiesen darauf hin, dass sich die Borgfelder ein Bürgerhaus auf dem Warftgelände wünschen, betonten die Mitglieder des Forums.
Die Unterzeichner wollen weiter an einem Kompromiss arbeiten, der ein Bürgerhaus und ausreichend Parkplätze für den TSV Borgfeld vorsieht. Darüber hinaus sollte dem Sportverein die Nutzung von Räumen angeboten werden und das vor Wochen in Aussicht gestellte Gespräch mit Bremer Behörden sowie den betroffenen Vereinen und Initiativen anberaumt werden, so Hermann Vinke. Bis zur nächsten Sitzung des Forums im April wollen die Beteiligten darüber hinaus über eine aktualisierte Bürgerbefragung und eine öffentliche Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten der Parteien im Vorfeld der Beirats- und Bürgerschaftswahl am 26. Mai beraten. Außerdem werde man das Gespräch mit Finanzierungsexperten suchen. „Wir wollen schnell die Expertise von Fachleuten einholen, um den Kostenrahmen für den Bau eines Bürgerhauses möglichst exakt zu ermitteln“, sagte Vinke. Dabei solle es auch um mögliche Fördermittel gehen, ergänzte Forumsmitglied Uwe Rosenberg.
Das Bürgerbündnis lehnt zudem die Pläne der CDU ab, die Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants Fleet im Stiftungsdorf als Treff und Versammlungsort zu nutzen. Das sei ausgeschlossen, der Raum sei von der Größe und Ausstattung keinesfalls geeignet, war sich die Runde einig. Eine Bewohnerin des Stiftungsdorfes und Teilnehmerin am Forum bekräftigte die Ablehnung, der Vorschlag der CDU habe für große Irritation und Unruhe im Haus gesorgt.
Das Quartierszentrum war in den vergangenen Monaten wiederholt Thema von Debatten. Der Bürgerverein und ein Förderverein hatten Pläne entwickelt und sich auf die Suche nach geeigneten Grundstücken in Borgfeld begeben. Nachdem sich verschiedene Optionen zerschlagen hatten, bekundete der Verein sein Interesse am Warft-Gelände. Auch eine Projektgruppe Mulitifunktionales Bauprojekt unter Vorsitz von Hermann Vinke und Uwe Rosenberg hatte Ideen für ein Bürgerhaus mit Platz für Vereine und Einrichtungen entwickelt. Diskutiert wurde auch eine Lösung mit Ortsamt und Räumlichkeiten für die Kontaktpolizisten. Ein Konzept des Seniorenbeauftragten Johannes Huesmann sah auf dem Gelände der Warft unter anderem ein Bürgerhaus, Reihenhäuser mit bezahlbarem Wohnraum für Ältere und Parkplätze vor.
Nicht zu Ende gedacht und nicht finanzierbar, stellte die CDU-Mehrheit im Beirat wiederholt fest. Das Forum will sich weiter für ein Bürgerhaus einsetzen. Das nächste öffentliche Treffen beginnt am Montag, 1. April um 19 Uhr in der Wümme-Stube des Stiftungsdorfes an der Daniel-Jacobs-Allee.
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