Borgfeld. Der Parkplatz vorm Sportgelände des TSV-Borgfeld ist rappeldicke voll. Zwischen parkenden Pendler-Autos versammelt sich eine kleine Gruppe um ein Plakat: „Ja zum Bürgerhaus auf der Warft – Ihre Stimme zählt“, steht darauf. Die Bürgerinitiative Borgfelder Forum hat am Montagmorgen zu einer kleinen Demonstration aufgerufen. Sie fordert ein Dorfgemeinschaftshaus hinter der Wendeschleife der Linie 4 am Hamfhofsweg.
Die Forderung ist nicht neu. Doch nun kommt wieder Bewegung in die Sache. TSV-Sprecherin Heidi Bierstedt und TSV-Vorstandsmitglied Annika Preuß diskutieren mit den Demonstranten auf der begehrten Fläche, auf der noch vor wenigen Monaten Containerunterkünfte für junge unbegleitete Flüchtlinge standen, das Für und Wider eines Dorfgemeinschaftshauses. Am Ende der teils hitzigen Gespräche kommt es zu gegenseitigen Einladungen. Vereinssprecherin Heidi Bierstedt schlägt den Forumssprechern Carsten Böning, Uwe Rosenberg und Hermann Vinke ein Gespräch im kleinen Kreis im Vereinsheim vor. Telefonnummern werden getauscht. Bürgerinitiative und TSV gehen erstmals seit über eineinhalb Jahren aufeinander zu.
Bislang waren die Fronten zwischen dem Sportverein und der Bürgerinitiative verhärtet und der Bau eines Bürgerhauses auf dem Gelände der Warft auch politisch nicht durchsetzbar. Sprecherin Heidi Bierstadt erklärt die Hintergründe: Der Verein habe bereits 1994 auf das Grundstück verzichtet, auf dem heute die Wendeschleife der Straßenbahnlinie 4 verlaufe, erklärt sie. Dafür habe man die Parkfläche vor dem Vereinsgelände als Sportentwicklungsfläche zugesagt bekommen. 2014 ging es darum, Flächen für die Unterkünfte von Flüchtlingen bereitzustellen. Der Verein habe eingewilligt und sich bei der Betreuung der Flüchtlinge engagiert. „Nun soll hier ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen?“, fragt Bierstedt in die Runde. „Wir brauchen die Fläche für unsere Mitglieder“, erklärt die ehemalige Vereinsvorsitzende. Der TSV plane einen Seniorensportpark und wolle dafür ausreichend Parkraum zur Verfügung stellen. Die Bürgerinitiative Borgfelder Forum gibt an, beides miteinander vereinbaren zu können – Parkflächen und Bürgertreffpunkt.
„Wir haben kein Wohnzimmer“
„Wir haben hier 10 000 Einwohner und kein Wohnzimmer“, erklärt eine Demonstrantin ihre Position. Es gebe keinen zentralen Ort für Kultur in Borgfeld. Über eineinhalb Jahre suche die Bürgerinitiative nun schon nach einem geeigneten Standort, unterstreichen Carsten Böning, Uwe Rosenberg und Hermann Vinke. Das Dorfgemeinschaftshaus solle eine Klammer zwischen Alt-Borgfeld und den neuen Wohngebieten bilden, so die Idee.
Der TSV hingegen will die Parkfläche ab 16 Uhr für seine Mitglieder freihalten. Die Bebauungspläne 2110 und 2063 weisen die Fläche als Sportentwicklungsfläche aus – so belegen es die Unterlagen Heidi Bierstedts. Unterstützung erhält die Vereinssprecherin auch von der örtlichen CDU. Eine von den Christdemokraten angeführte Mehrheit hatte sich in der vergangenen Legislaturperiode im Beirat dafür ausgesprochen, die etwa 2000 Quadratmeter große Fläche nach Abbau der Flüchtlingsunterkünfte wieder als Parkplatz zur Verfügung zu stellen. Zur Begründung heißt es: „Der TSV Borgfeld mit seinen über 2000 Mitgliedern erfüllt mit seinem Sportangeboten eine wichtige integrierende Funktion im Ortsteil. Er ist auf eine verlässliche Politik und langfristige zukunftssichernde Planung angewiesen“, erklärt der Sprecher der CDU-Fraktion, Jörn Broeksmid, in einer Mitteilung.
Die Nutzung als Parkplatz käme den Anwohnern der umliegenden Wohngebiete zugute, da die Anwohnerstraßen vom Park-and-Ride-Verkehr auf diese Weise entlastet würden, erklärt Broeksmid. Mehrere Vorschläge für einen alternativen Standort eines möglichen Dorfgemeinschaftshauses lägen bereits auf dem Tisch, unterstreicht der Fraktionssprecher. Darunter die vorübergehende Nutzung des Fleets für gemeinschaftliche Aktivitäten und der Umbau des alten Pfarrhauses, des Pastorenhauses sowie des Gemeindezentrums der evangelischen Kirche in der Borgfelder Ortsmitte.
Forumssprecher Hermann Vinke weist in dem Gespräch mit Bierstedt und Preuß darauf hin, dass die Initiative des Forums auch anderen Standorten für ein Dorfgemeinschaftshaus offen gegenüberstehe. Der Initiative sei es wichtig, dass „möglichst in naher Zukunft ein lebendiges Zentrum für Kultur und Begegnung entstehe“, erklärt Vinke.
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