Den Gefühlen von jungen Geflüchteten einen künstlerischen Ausdruck verleihen, etwas Positives schaffen, Erlebtes verarbeiten, Talente entdecken, darum geht es in dem Kunst- und Integrationsprojekt „Resonanzen“. Die Ergebnisse mit rund 50 farbenfrohen Bildern sind jetzt als Ausstellung in den Räumen von „Kapitel 8“ zu sehen, dem Evangelischen Informationszentrum an der Domsheide 8.
Bereits 2015 starteten Juliane Stegemann-Trede und Silke Behrens ihr ehrenamtliches Engagement für unbegleitete minderjährige männliche Flüchtlinge. Die Erstunterkunft in der Sporthalle am Borgfelder Saatland wurde damals regelmäßig zum offenen Malatelier umfunktioniert, um mit Papier und Buntstiften für kreative Abwechslung zu sorgen. Zeichnen und malen zur Entspannung, als Beschäftigung, Anregung und Motivation zur Selbsthilfe sowie um erste Deutschkenntnisse zu erlangen.
So fanden sich zunächst zwölf Jugendliche aus Herkunftsländern wie Afghanistan, Iran, Pakistan, Syrien, Ghana und Kolumbien zu einem festen Malkurs zusammen. „Mit privaten Autos sind wir wöchentlich gemeinsam zum Hafen-Atelier nach Gröpelingen gefahren“, erzählt Juliane Stegemann-Trede, die viel Erfahrung mit Kreativkursen hat. Schließlich kamen neue Teilnehmer hinzu, auch Schülerinnen aus Bremen, bis rund 40 Jugendliche in dem Malkurs gelistet waren. Die Jugendlichen sind mittlerweile über das ganze Bremer Stadtgebiet verteilt untergebracht und nehmen teilweise weite Anreisewege in Kauf, um bei den Treffpunkten dabei zu sein.
An zwei Terminen pro Woche entstanden großformatige Acrylbilder genauso wie feine Zeichnungen, mit vielfältigen Motiven: Menschen, Gesichter, Landschaften, Tiere, Stillleben. Die geflüchteten jungen Menschen konnten sich künstlerisch ausdrücken, kreative Techniken erlernen, Fähigkeiten und Talente entdecken. „Mit ihren Bildern zeigen sie Resonanzen, ihre persönlichen Berührungen mit der Welt“, bestätigen die freischaffenden Künstlerinnen.
Malen wurde dabei auch als Medium verstanden, um verschiedene Begriffe und Wörter kennenzulernen und mit anderen in Kontakt zu treten. Im Laufe von mehr als drei Jahren entwickelte sich ein verlässlicher Ort der Begegnung und zum Wohlfühlen, mit echten freundschaftlichen Beziehungen, Vertrauen und Stabilität. „Wir sind eine richtige Malkurs-Familie geworden“, sagt Silke Behrens. Mitglieder aus anderen Initiativen, Vereinen und Einrichtungen sowie befreundete Künstler besuchten das Projekt. Die Finanzierung durch Spendengelder konnte erreicht werden. Neben dem Aspekt der künstlerischen Bildung stehen Kommunikation, Deutsch sprechen und Netzwerken im Vordergrund. Verabreden zur Freizeitgestaltung, Sport und die Vermittlung von Praktikumsplätzen oder Nachhilfe gehören inzwischen ganz selbstverständlich dazu.
Im Freizeitheim Borgfeld, im Amtsgericht von Osterholz-Scharmbeck sowie im Künstlerhaus „Ausspann“ im Schnoor wurden die Werke bereits präsentiert. Nun wird die Präsentation bis Mitte Juni im „Kapitel 8“ in der Bremer City gezeigt, darauf sind alle Beteiligten besonders stolz. Sie haben die Schau diesmal unter das Motto „Der Flug des Stiftes“ gestellt, dieser Projektname stammt aus einer afghanischen Redewendung.
Die Ausstellung „Resonanzen“ wird am Montag, 6. Mai, um 18 Uhr feierlich eröffnet. Als Gäste und Redner sind Landesdiakoniepastor Manfred Meyer, Jasmina Heritani (Kultur Vor Ort Gröpelingen) und der Bürgerschaftsabgeordnete Elombo Bolayela angekündigt.
Weitere Informationen
Öffnungszeiten: montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, sonnabends von 11 bis14 Uhr. Weitere Informationen unter Telefon 337 82 20 oder per E-Mail an kapitel8@kirche-bremen.de